Gutachten zum Businessplan gehören zu den zahlreichen Vorteilen, die Gründer haben, wenn sie an einem Businessplan-Wettbewerb (z. B. bei start2grow oder NUK) teilnehmen. Zu verschiedenen Zeitpunkten im Verlauf des Wettbewerbs bewerten ehrenamtliche Business-Coachs die Pläne hinsichtlich der sachlichen Inhalte, der Erfolgsaussichten für das neue Unternehmen, der wirtschaftlichen Machbarkeit des Projekts und der Eignung des Gründers. Das Gutachten zum Businessplan enthält eine schriftliche Beurteilung der einzelnen Kapitel des Plans und damit wertvolle Tipps, die der Gründer auf seinem Weg zu einem erfolgreichen Unternehmen umsetzen kann.
Gutachten zum Businessplan – gratis für Gründer
Mit NUK – Neues Unternehmertum e.V. im Rheinland (Köln, Bonn, Aachen, Düsseldorf) und start2grow in Dortmund stehen ExistenzgründerInnen in Nordrhein-Westfalen gleich zwei leistungsfähige Organisationen für Businessplan-Wettbewerbe zur Verfügung. Jeweils zwei Gutachten werden von verschiedenen Beratern erstellt und den Gründern gratis zur Verfügung gestellt.
Herausforderung Gutachten
Fachwissen
Auch ich erstelle solche Gutachten – und das ist bei aller Routine und Erfahrung jedes Mal eine neue Herausforderung. Denn ich muss mich durch ein recht aufwändiges Werk mit bis an die fünfzig Seiten, umfassenden Texten, Zahlen und Tabellenwerken arbeiten. Die zu begutachtenden Themenbereiche fordern Kompetenzen zum Produkt beziehungsweise zur Dienstleistung, zum Markt und zum Wettbewerb, zum Geschäftsmodell, zum Marketing und Vertrieb. Ich muss Chancen und Risiken einschätzen und last but not least die Finanzplanung mit einem komplexen Zahlenwerk einordnen und bewerten.
Branchenwissen
Aber damit nicht genug. Jede Branche tickt anders. Somit ist zusätzlich Wissen zu den unterschiedlichsten Branchen gefordert, sei es zu traditionellen Betrieben aus Handel, Handwerk, Bekleidung, Produktion, Fertigung, Hotel, Gaststätten, Freizeit und Wellness, Möbel, Garten und so weiter bis zu innovativen Technologien aus der Mikro- und Nanotechnik, Medizintechnik, IT und Software, Web / Internet usw.
Urteilsvermögen
Ich muss die Geschäftsidee verstehen und die Zahlen auf ihre Plausibilität prüfen. Zuletzt begutachte ich das Gründungsvorhaben als Ganzes, bewerte die Chancen auf Erfolg und gebe meine Einschätzung zu den unternehmerischen Fähigkeiten des Gründers / der Gründerin oder des Gründerteams ab. Für ein Gutachten zu einem Businessplan nehme ich üblicherweise fünf Stunden Zeit. Es können aber auch mal drei Stunden in der ersten Stufe und bis zu zehn Stunden in der letzten Stufe sein.
Sind Gutachten überhaupt aussagekräftig?
Immer wieder einmal taucht die Frage auf, ob ein Gutachten von einem einzelnen Berater denn überhaupt aussagekräftig ist. Auch gibt es Teilnehmer an Businessplan-Wettbewerben, die ihr Gründungsvorhaben bei mehreren Stellen einreichen und dann auch mehrere – zum Teil sehr unterschiedliche – Gutachten bekommen. Und schließlich melden sich auch jene zu Wort, die behaupten, dass Gutachten zum Businessplan völlig überflüssig sind, so etwa vor einiger Zeit ein Teilnehmer bei einer Eröffnungsveranstaltung von start2grow in Dortmund.
Auch wenn ich davon ausgehe, dass es sich bei diesem Teilnehmer um einen „Profi-Teilnehmer“ handelte, der routiniert bereits mehrere Businessplan-Zyklen durchlaufen hatte und den Besuch der Veranstaltung in diesem Fall vermutlich auch als Zeitvertreib nutzte – ganz unrecht hatte er nicht. Jedenfalls dann nicht, wenn es sich ein Berater mit dem Erstellen des Gutachtens zu leicht macht.
Verschiedene Gutachten als Grundlage einer fruchtbaren Diskussion
Wenn ein Gründer unterschiedliche Gutachten zu ein- und demselben Businessplan erhält, dann ist das zwar nicht immer nachvollziehbar, aber dennoch völlig in Ordnung. Denn auch die Gutachter verfügen über recht unterschiedliche Hintergründe, Erfahrungen, Spezialgebiete und fachliche Kenntnisse. Wichtig ist jedoch, welche Hinweise der jeweilige Gutachter zu den einzelnen Kapiteln des Businessplans liefert und wie er seine Bewertung jeweils erläutert. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Herangehensweisen – niemals gibt es „die einzig richtige Lösung“. Sich widersprechende Aussagen in verschieden Gutachten können sogar einen fruchtbaren Dialog anstoßen, um die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Gutachten ohne Erläuterungen sind überflüssig
Vorsicht ist daher geboten, wenn Gutachter sich ihre Sache zu einfach machen, keine textlichen Erläuterungen abgeben und es nur bei der zahlenmäßigen Bewertung lassen. So bekam ich bei start2grow kürzlich Einsicht in ein Gutachten zu einer Geschäftsidee aus Dortmund, ein Team, dessen Mentor ich bin. Das Gutachten war völlig leer, ohne Text, lediglich die Bewertungen waren erfolgt – alle mit 100 % (also super !!! ). Diesem Gutachter sollte start2grow die Tür weisen, denn sein Beitrag zu einem erfolgreichen Gründungsstart dürfte nur allzu gering ausfallen.
Gutachten zum Businessplan – Reden bringt weiter
Apropos Dialog: Ohne ein Feedbackgespräch mit dem Gutachter ist das Gutachten nur die halbe Miete. In der Auseinandersetzung und in der Hinterfragung liegen die Chancen, gerade und besonders dann, wenn das Gutachten den Vorstellungen der Existenzgründer nicht entspricht. Leider nehmen viel zu wenige Existenzgründer diese Chance auf einen regen Austausch wahr. Das ist sehr schade, nicht nur für den Gutachter, der sich viel Mühe mit der Beurteilung gegeben hat, sondern vor allem für den Existenzgründer. Hier sehe ich noch Verbesserungspotenziale bei NUK und bei start2grow.
Fazit: Ausführliche Gutachten und Gespräche sind Erfolgsfaktoren für Ihre Geschäftsgründung
Gutachten zum Businessplan sind ein wichtiges und wertvolles Instrument bei der Planung und Gründung eines Unternehmens. Ausführliche Hinweise und Beurteilungen eines Gutachters können schon in einem frühen Stadium des Gründungsvorhabens dazu beitragen, die Weichen für den Erfolg richtig zu stellen. Auch verschiedene Gutachten zu ein und demselben Gründungsprojekt sind durchaus hilfreich, um sich konstruktiv mit den zahlreichen Aspekten im Gründungsprozess auseinanderzusetzen. Vorsicht jedoch bei Gutachten ohne schriftliche Beurteilung, hier ist davon auszugehen, dass sich der Gutachter nicht ausreichend mit der Materie befasst hat. Sinnvoll ist im Nachgang der persönliche Austausch mit dem Gutachter – denn hat sich kaum jemand außer dem Gründer oder seinem Mentor hat sich so eingehend mit der Gründungsidee und dem Geschäftsmodell auseinandergesetzt. Gründer sollten diese Chance unbedingt nutzen.