Teil 3: Krisenanzeichen in den einzelnen Unternehmensbereichen identifizieren
Gastbeitrag von Daniela Schulte, Schulte Unternehmensberatung
Unternehmenskrise, ihr Verlauf und die Ursachen – in mehreren Teilen möchte ich Sie für das Thema sensibilisieren und ermuntern, sich Ihr Unternehmen regelmäßig mit kritischem Blick anzuschauen und frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um in der Erfolgsspur zu bleiben. In den ersten beiden Teilen bin ich auf die verschiedenen Phasen und Ursachen einer Unternehmenskrise eingegangen. Dieser dritte Teil beschäftigt sich mit den Krisenanzeichen.
Wo kann man Krisenanzeichen zuerst erkennen?
Krisenanzeichen beim Absatzmarkt:
Die Absatzseite reagiert häufig am schnellsten. Auftragseingänge sinken, Marktanteile gehen verloren. Den Kunden bleibt die Entwicklung nicht verborgen. Häufig nehmen Reklamationen zu, was auf Qualitätsprobleme hinweist. In der Folge beginnen die Kunden, sich bei Ihrem Lieferanten breiter aufzustellen oder sie fordern größere Preiszugeständnisse. Ein klares Krisenanzeichen ist ein Einbruch bei den Auftragseingängen. Schon nicht mehr übersehbar sind die Krisenanzeichen dann, wenn bereits erteilte Aufträge zu anderen Lieferanten verlagert werden. Viele Unternehmer reden sich dieser deutlichen Krisenanzeichen schön, indem sie auf Neukundengewinnung setzen und damit den Umsatz wieder steigern wollen. Aber die Gewinnung von Neukunden ist ein um ein Vielfaches schwierigeres Unterfangen als die Pflege und Bindung von Bestandskunden. Im Nachhinein stellt sich diese Hoffnung auf Neukunden meist als Luftnummer heraus.
Krisenanzeichen in der Produktion beziehungsweise der Leistungserbringung:
Der leistungswirtschaftliche Bereich ist eng mit dem Absatzmarkt verbunden. Fehlt der Absatz, steigen die Bestände bei unveränderter Produktion. Das bindet Kapital und birgt ein Werterhaltungsrisiko für die Ware auf Lager. Bei einer Unterauslastung der Anlagen hat das Unternehmen dagegen hohe Leerstandskosten. Auch ein mögliches Krisenanzeichen: Die selbst gesetzten und den Kunden zugesagten Qualitätsstandards und Termine werden nicht mehr eingehalten mit der bereits beschriebenen Folge, dass sich die Kunden umorientieren und abspringen.
Krisenanzeichen im Beschaffungsmarkt:
Starten Sie mit einem Blick in den OPOS-Ordner. Finden Sie dort Mahnungen von Lieferanten und Geschäftspartnern? Oder vielleicht sogar schon Mahnbescheide oder Pfändungsbeschlüsse?
Dies sind Krisenanzeichen in Hülle und Fülle! Auch aus dem Lieferantenverhalten lassen sich Krisenanzeichen ableiten. Prüfen Sie die Zahlungsziele der Lieferanten. Eine Reduzierung von Zahlungszielen, die Lieferung nur noch gegen Vorkasse oder die Kürzung von Kreditlinien beim Lieferanten sind deutliche Krisenanzeichen.
Krisenanzeichen rund um das Thema Finanzierung:
Der Kontokorrentrahmen des Unternehmens war bisher immer ausreichend. Nun treten vereinzelt Überziehungen auf – erste leichte Krisenanzeichen. Kritisch wird es, wenn die Überziehungen zum Dauerthema werden. Die Bank intensiviert die Beobachtung des Unternehmens und beginnt, Konsequenzen zu ziehen. Dies kann der Wechsel der betreuenden Stelle sein. In diesem Fall wird der vertraute Bankberater durch die Spezialkreditabteilung ausgetauscht. Um überhaupt die Kreditlinie aufrechtzuerhalten, werden zusätzliche Sicherheiten gefordert. Dingliche Sicherheiten wie Grundbuch Bestellungen oder persönliche Sicherheiten, zum Beispiel Bürgschaften, sind üblich. Werden Kreditlinien bereits gekürzt oder fällig gestellt, kann von Krisenanzeichen keine Rede mehr sein, dann ist die Krise voll da.
Krisenanzeichen im Personalbereich:
Krisenanzeichen im Personalbereich werden gerne übersehen oder nicht ursächlich dem Unternehmen zugeordnet. Dabei gibt es auch hier klare Krisenanzeichen, die ernst genommen werden müssen. Langjährige Mitarbeiter oder besondere Leistungsträger verlassen das Unternehmen. Jeder ist zwar grundsätzlich ersetzbar, aber in der Masse eben nicht so einfach. Und bevor Mitarbeiter endgültig das Unternehmen verlassen, ist dem eine längere Zeitspanne vorausgegangen, in der die Mitarbeiter sich innerlich stetig verabschiedet haben und keine volle Leistung mehr bringen. Die Neubesetzung wird in der Krise ebenfalls schwieriger, da die Attraktivität als Arbeitgeber sinkt. Gute Bewerber müssen in der Folge teuer rekrutiert, also überdurchschnittlich bezahlt, werden oder sie sagen direkt ab. Auch ein Blick auf den Krankenstand kann aufschlussreich sein. Sind die Fehlzeiten über die letzten Monate stetig gestiegen, können auch das Krisenanzeichen sein.
Manchmal können sich die Krisenanzeichen so deutlich abzeichnen, wie sie wollen, der Unternehmer sieht sie nicht oder will sie nicht sehen. Dieses Risiko der „Betriebsblindheit“ oder „Schönrederei“ gibt es immer. Nicht nur in diesen Fällen ist es gut, wenn jemand unabhängiges einen Blick auf die verschiedenen Unternehmensbereiche wirft und auch unangenehme Wahrheiten ausspricht. Dafür sind gute Unternehmensberater da. Und dieses Geld ist dann auch meistens gut angelegt. Und Sie brauchen keine Sorge zu haben, die Kontrolle über Ihr Unternehmen zu verlieren. Welche Maßnahmen Sie letztlich von den Empfehlungen des Beraters umsetzen wollen, bleibt ausschließlich Ihnen vorbehalten!
Bisher erschienen rund um das Thema Unternehmenskrise:
Teil 1: Die Phasen der Unternehmenskrise
Teil 2: Die Ursachen der Unternehmenskrise
(Fotos: © ClipArt | © Daniela Schulte)
Daniela Schulte
Schulte Unternehmensberatung
Peter-Grubert-Str. 29 | 50354 Hürth
Telefon: 02233 706 4105 | Mobil: 0175 9319 563
mail: ds@schulte-unternehmensberatung.de
www.schulte-unternehmensberatung.de