Was kostet die Telefonakquise zur Neukundengewinnung?

Neukundengewinnung über Telefonakquise – Ja Bitte! Aber zu welchem Preis?

TelefonakquiseEines vorab: Sollten Sie zu den Unternehmern gehören, die eine innere Ablehnung gegen die Neukundengewinnung über eine Telefonakquise haben – trösten Sie sich. Sie sind nicht allein. Die Erfahrung zeigt aber, dass viele Unternehmer mit der telefonischen Neukundengewinnung äußerst erfolgreich sind. Nicht umsonst führt deshalb einer der meistbeschrittenen Wege zur Gewinnung neuer Kunden über das Telefon.

Eine kleine Geschichte zum Einstieg in die Telefonakquise

Als frischgebackener Ingenieur machte ich nach dem Besuch einiger Fachkurse meine ersten Gehversuche im Vertrieb bei Siemens in Köln als Akquisiteur für elektrische Messgeräte. Mächtig stolz, dass ich schon nach kurzer Zeit im Außendienst arbeiten durfte, belud ich meinen VW-Käfer: Ein Vielfachmessgerät, ein Elektronenstrahloszillograf, ein Linienschreiber waren fortan meine treuen Begleiter und Mustergeräte auf dem Weg zur Neukundengewinnung. Damit ich nicht zu viel Schaden anrichten konnte, hatte man mir als Kundenkreis die Universitätsinstitute in Köln und Bonn zugewiesenen. Es waren undankbare Kunden –  ausgestattet mit deutschen Forschungsgeldern, zur damaligen Zeit aber hundertprozentig amerikaorientiert. Klassisches „Klinken putzen“, Kaltakquise war mein Job, und schon damals waren die Unternehmen nicht gerade begeistert, wenn ein Vertreter unangekündigt vor der Tür stand. Daher verfeinerte ich schon kurze Zeit später meine Vertriebssystematik: Ich  verbesserte ich meinen Weg zur Neukundengewinnung, rief die Kunden vorher an, entwickelte meinen eigenen Gesprächsleitfaden, fand einen immer besseren Gesprächseinstieg und vereinbarte erfolgreich einen Besuchstermin. So trat unversehens die Telefonakquise in mein Leben – und die Kunden hat es gefreut. An Callcenter dachte damals übrigens noch keiner. Das war mein großes Glück, denn nur so lernte ich, wie man Telefonakquise erfolgreich betreibt.

Kosten und Erfolgsquote der Neukundengewinnung über Telefonakquise

Wie man bei der Neukundengewinnung mittels Telefonakquise vorgeht, damit sie nicht zur „Telefonkrise“ wird, habe ich in meinem viel gelesenen Artikel Erstkontakt zum richtigen Mitarbeiter beim Kunden beschrieben. Was die Telefonakquise jedoch im Einzelnen kostet und welchen Erfolg Sie je nach Maßnahme erwarten können, erfahren Sie in diesem Beitrag. Um Sie mit konkreten Zahlenbeispielen zu Denkprozessen anzuregen, will ich die Maßnahmen und Kosten anhand eines Musterbetriebs anschaulich darstellen:

Musterbetrieb zur Neukundengewinnung über die Telefonakquise

Ein kleines Unternehmen aus dem Dienstleistungsgewerbe benötigt dringend neue Kunden. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt gute Softwaresysteme im B2B-Geschäft. Sechzehn Mitarbeiter sind beschäftigt, sechs in der Entwicklung, drei im Marketing und Vertrieb, zwei im Service, eine Teilzeitkraft in der Buchhaltung und drei Minijobber  in der Telefonakquise sowie der Chef persönlich. Der typische Wert eines Neuauftrages liegt bei 10.000 €. Hilft hier die  Telefonakquise bei der Neukundengewinnung? Ist die Neukundengewinnung mit einem Callcenter wirtschaftlicher oder unwirtschaftlicher?

Vorbereitung der Telefonakquise

Der Chef hat nach umfangreichen Recherchen entschieden, die Softwaresysteme in einer weiteren, noch nicht erschlossenen Branche zu vertreiben. Dazu kauft er 500 Adressen. Das geht kostengünstig über die IHK oder teurer, aber meist mit besserer Qualität, über Adressdienste. Der Preis für eine Adresse liegt damit zwischen 0,10 € und 1,00 €.
Kosten Adressen: 500,00 €

Qualifikation der Adressen

Die gekauften Adressen müssen qualifiziert werden, d. h. es gilt aus den „Roh-Adressen“ die richtigen Gesprächspartner in den Betrieben zu ermitteln. Das erledigen die Mitarbeiter des Callcenter. Über die Zentrale der anzusprechenden Unternehmen erfragen sie den korrekten Ansprechpartner und lassen sich direkt oder – in den meisten Fällen – zu dessen Sekretärin durchstellen. Dort kündigen sie die Zusendung von Informationen an und lassen sich die Zuständigkeit des richtigen Gesprächspartners mit Name, Abteilung und Telefonnummer bestätigen.
Kosten pro Adresse 5,00 € – Gesamt 2.500,00 €

Mailings zur Neukundengewinnung

Ein guter Werbebrief mit Eyecatcher, gemeinsam erstellt vom Unternehmen und seiner Werbeagentur, wird an die 500 jetzt qualifizierten Adressen versendet. Die Responsequote dieser Mailingaktion dürfte bei 1 % liegen, das sind bei 500 Adressen fünf gewonnene Interessenten (Achtung: Das sind noch keine Kunden, aber potenzielle Kunden).
Kosten pro Interessent 500,00 € – Gesamt 2.500,00 €

Nachtelefonieren bei der Neukundengewinnung

Mailings zur Neukundengewinnung allein reichen nicht aus. Deshalb muss das Unternehmen etwa drei bis vier Tage nach Eintreffen der Mailings erneut telefonieren. Erst jetzt startet die eigentliche Telefonakquise! Zwei Wege bieten sich an:

  1. Callcenter: Die Mitarbeiter aus dem eigenen Callcenter werden mit der Durchführung der Neukundengewinnung beauftragt. Die Erfolgsquote dürfte bei ungefähr fünf Prozent liegen. Damit gewinnt das Unternehmen 25 Interessenten, potenzielle Neukunden – die Aktion beginnt sich zu rechnen!
    Kosten pro Interessent 100,00 € – Gesamt 2.500,00 €
  2. Unternehmensleitung: Der Chef oder der Vertriebsleiter nehmen sich persönlich der Neukundengewinnung an und betreiben selbst die Telefonakquise. Dank der höheren Stellung und mit der Überzeugungskraft der Unternehmensführung und Vertriebsleitung ist mit einer wesentlich höheren Erfolgsquote zu rechnen. Diese liegt bei etwa 20 Prozent bzw. 100 Interessenten. Zwar schlägt das persönliche Engagement mit einem höheren Stundensatz zu Buche, aber der Einsatz rechnet sich.
    Kosten pro Interessent 80,00 € – Gesamt 8.000,00 €

Telefonakquise: was kostet das?

Die nachfolgende Tabelle fasst die wichtigen Ergebnisse einer Telefonakquise der verschiedenen Wege zur Neukundengewinnung zusammen.

Neukundengewinnung

Kosten gesamt

Interessenten (Gesprächspartner)

Kosten pro Interessent

Kauf von 500 Adressen

500 €

Qualifikation von 500 Adressen durch das Callcenter

2.500 €

Mailing mit Eyecatcher

2.500 €

5

500 €

GESAMT: Telefonakquise Callcenter bei 500 Ansprechpartnern

2.500 €

25

100 €

Alternativ: Telefonakquise Chef bei 500 Ansprechpartnern

8.000 €

100

80 €

Was kostet die Gewinnung eines Interessenten über Telefonakquise?

In der Variante Telefonakquise “Callcenter” gewinnen wir insgesamt 30 Interessenten (Gesprächspartner) und kommen bei ganzheitlicher Betrachtung auf 267 EURO je Interessent.

In der Variante Telefonakquise “Chef” gewinnen wir insgesamt 105 Interessenten  (Gesprächspartner) und kommen bei ganzheitlicher Betrachtung auf 128 EURO je Interessent.

Das sind im Übrigen realistische Zahlen. Interessant – nicht wahr?

Bleibt noch zu vermerken, dass unser Muster-Unternehmen pro sieben Interessenten (Kundentermine)  einen Auftrag erwartet.

Hinweise zur Telefonakquise und Telefonmarketing

Alle obigen Daten und Fakten beruhen auf groben Schätzwerten. Sie verstehen sich unverbindlich, sind jedoch aus realistischen Fällen abgeleitet.
Als Berechnungsgrundlage bin ich von einem Selbstkostensatz von 15,00 € / Stunde für die Telefonakquise und von 65,00 € / Stunde für den Chef ausgegangen.

Neukundengewinnung mit der Telefonakquise

Wenn Sie wollen, dann lesen Sie eine andere Betrachtungsweise von Izabela Szumska, WordBridge in MünsterNeukundengewinnung über Telefonakquise: Was kostet das?

(Fotos: Fotolia © Günther Ullmann – Fotolia © starusch – Microsoft Office MP900216073)


Kommentare

14 Antworten zu „Was kostet die Telefonakquise zur Neukundengewinnung?“

  1. Guten Tag – stimmen die Preise noch in etwa so oder hat es dort in den letzten 5 Jahren starke Veränderungen gegeben?

    1. Hier geht es ja um den gesamten Prozess zur Gewinnung von Neukunden mit eigenen Mitteln in kleinen Unternehmen oder Kleinstunternehmen und um einen subjektiven Vergleich der Telefonakquise mit eigenem Personal gegenüber der Telefonakquise durch den Chef selbst. Für diesen Ansatz stimmen die Kosten auch heute noch.

      Beachten Sie aber auch, dass es da andere Betrachtungsweisen gibt. Diese sind in einem Gastbeitrag von Frau Izabela Szumska beschrieben: https://lambertschuster.de/telefonakquise/neukundengewinnung-ueber-telefonakquise-koeln/

  2. Avatar von Heinrich G
    Heinrich G

    Die Aufstellung ist prinzipiell sehr gut, leider stimmen die Zahlen aber m.E. nicht.
    Insofern schwer nachvollziehbar.

    Meine Zahlen, wie ich es sehe:

    Variante 1: Nur Mailing
    Adressen: 500€
    Qualifikation von Adressen: 2500€
    Mailing: 2500€
    Interessenten: 5
    Kosten: 5500€
    Kosten pro Interessent: 5500:5= 1100€ pro Interessent ohne telefonische Nachakquise!

    Variante 2: Mailing mit Nachakquise Call-Center
    Kosten Mailing: 5500€
    Kosten Call Center: 2500€ bei 15€/h mal 166,67h bei 500 Adressen und 3 Gesprächen pro Stunde
    Kosten gesamt: 8000€
    Interessenten: 5 +25 = 30
    Kosten pro Interessent: 266,67€

    Variante 3: Mailing mit Nachakquise Chef oder VL
    Kosten Mailing: 5500€
    Kosten Chef oder VL: 10833,55 € bei 65€/h mal 166,67h bei 500 Adressen und 3 Gesprächen pro Stunde
    Kosten gesamt: 16333,55€
    Interessenten: 5 +100 = 105
    Kosten pro Interessent: 155,67€

    Damit betragen die Kosten pro Interessent immer noch gut 100€ weniger als bei Nachakquise über Call-Center:

    Korrekt?:-)
    MfG
    Heinrich G

  3. Sehr gehr geehrter Herr Schuster,

    vielen Dank, dass ich Ihre Analyse gefunden habe!
    Ich bin Call Center, Vertriebsinnendienst und „Chef“ für ein Unternehmen, welches mir einen Dienstleistungsauftrag erteilt, in einem.

    Ich stimme mit Ihrer Analyse vollständig überein.

    Nur eine Anmerkung:
    Welcher Chef oder Vertriebsleiter in der metallverarbeitenden Industrie, in der ich tätig bin, kann 500 Adressaten anrufen? Wo soll die Zeit dafür hergenommen werden?

    Beste Grüße
    Jürgen Simon

  4. Avatar von andreas k.
    andreas k.

    Wie ist das nun mit der telefonischen Akquise? Ich habe gelesen, das auch der gewerbliche Anruf zu Werbezwecken nicht mehr zulässig ist. Ich denke dabei an Urteile, die gegen Branchen-Portale etc. gefällt wurden. Schwebt über einem die Abmahnung, wenn man diesen Weg geht? So kann ich Internetauftritte wohl nicht jedem Unternehmer quer durch den Garten am Telefon anbieten?

    1. Sehr geehrter Herr K.,

      bei telefonischen Neukundenansprache unterscheidet die Rechtsprechung zwischen Telefonwerbung gegenüber Verbrauchern und Gewerbetreibenden. Im ersten Fall ist die Telefonakquise nur bei vorheriger ausdrücklicher schriftlicher Einwilligung zulässig. Im Business-to-Business Bereich regelt § 7 UWG die Zulässigkeit der Anrufe. Aufgrund konkreter Umstände, z.B. ein besonders attraktives Angebot, das zum Geschäftsbereich des Angerufenes passt, darf davon ausgegangen werden, dass der Angerufene ein sachliches Interesse am Inhalt des konkreten Anrufes haben könnte. Es handelt sich hier um die sogenannte „mutmaßliche Einwilligung“. Was die Urteile gegen die Branchen-Portale betrifft, sollte man sich die Einzelfälle genauer anschauen. Pauschalaussagen führen bei dem sensiblen Thema leider viel zu oft zu Missverständnissen. Speziell auf Ihr Unternehmen bezogen (Angebot von Internetauftritten) können wir gerne die rechtskonformen Vorgehensweisen bei der telefonischen Neukundengewinnung gemeinsam besprechen. Bei Interesse am Austausch können Sie mich gerne unter i.szumska@wordbridge.de kontaktieren.

      Mit freundlichen Grüßen
      Izabela Szumska

      1. Klasse Artikel! Super, danke!

  5. Avatar von andreas k.
    andreas k.

    Wie ist das nun mit der telefonischen Akquise? Ich habe gelesen, das auch der gewerbliche Anruf zu Werbezwecken nicht mehr zulässig ist. Ich denke dabei an Urteile, die gegen Branchen-Portale etc. gefällt wurden. Schwebt über einem die Abmahnung, wenn man diesen Weg geht? So kann ich Internetauftritte wohl nicht jedem Unternehmer quer durch den Garten am Telefon anbieten?

    1. Sehr geehrter Herr K.,

      bei telefonischen Neukundenansprache unterscheidet die Rechtsprechung zwischen Telefonwerbung gegenüber Verbrauchern und Gewerbetreibenden. Im ersten Fall ist die Telefonakquise nur bei vorheriger ausdrücklicher schriftlicher Einwilligung zulässig. Im Business-to-Business Bereich regelt § 7 UWG die Zulässigkeit der Anrufe. Aufgrund konkreter Umstände, z.B. ein besonders attraktives Angebot, das zum Geschäftsbereich des Angerufenes passt, darf davon ausgegangen werden, dass der Angerufene ein sachliches Interesse am Inhalt des konkreten Anrufes haben könnte. Es handelt sich hier um die sogenannte „mutmaßliche Einwilligung“. Was die Urteile gegen die Branchen-Portale betrifft, sollte man sich die Einzelfälle genauer anschauen. Pauschalaussagen führen bei dem sensiblen Thema leider viel zu oft zu Missverständnissen. Speziell auf Ihr Unternehmen bezogen (Angebot von Internetauftritten) können wir gerne die rechtskonformen Vorgehensweisen bei der telefonischen Neukundengewinnung gemeinsam besprechen. Bei Interesse am Austausch können Sie mich gerne unter i.szumska@wordbridge.de kontaktieren.

      Mit freundlichen Grüßen
      Izabela Szumska

  6. Sehr klar und eindeutig aufgeschlüsselt – vielen Dank.

    Allerdings denke ich, dass man bei der Berechnung der Kosten pro Interessenten die 3.000 Euro für den Kauf der Adressen und deren Qualifikation mit berücksichtigen sollte. Denn auch das sind ja Ausgaben, die man nicht tätigen würde, wenn man keine Akquise betreiben wollte.
    Dann liegen die Kosten pro Interessent zwar höher, rechnen sich bei neuen Aufträgen jedoch immer noch.

    Freundliche Grüße
    Matthias Krause

    1. Vielen Dank Herr Krause für Ihren Hinweis. Ich sehe das genauso. Da haben wir keinen Dissens. In der Tabelle erschien mir die Gesamtbetrachtung zu unübersichtlich. Das war ein Fehler. Das baue ich noch ein.

      Hier vorweg:
      – In der Variante Telefonakquise „Callcenter“ gewinnen wir insgesamt 30 Interessenten und kommen in der ganzheitlichen Betrachtung auf 267 EURO je Interessent.
      – in der Variante Telefonakquise „Chef“ gewinnen wir insgasamt 105 Interessenten und kommen in der ganzheitlichen Betrachtung auf 128 EURO je Interessent.

      Das sind im Übrigen realistische Zahlen. Interessant – nicht wahr?

  7. Sehr klar und eindeutig aufgeschlüsselt – vielen Dank.

    Allerdings denke ich, dass man bei der Berechnung der Kosten pro Interessenten die 3.000 Euro für den Kauf der Adressen und deren Qualifikation mit berücksichtigen sollte. Denn auch das sind ja Ausgaben, die man nicht tätigen würde, wenn man keine Akquise betreiben wollte.
    Dann liegen die Kosten pro Interessent zwar höher, rechnen sich bei neuen Aufträgen jedoch immer noch.

    Freundliche Grüße
    Matthias Krause

    1. Vielen Dank Herr Krause für Ihren Hinweis. Ich sehe das genauso. Da haben wir keinen Dissens. In der Tabelle erschien mir die Gesamtbetrachtung zu unübersichtlich. Das war ein Fehler. Das baue ich noch ein.

      Hier vorweg:
      – In der Variante Telefonakquise „Callcenter“ gewinnen wir insgesamt 30 Interessenten und kommen in der ganzheitlichen Betrachtung auf 267 EURO je Interessent.
      – in der Variante Telefonakquise „Chef“ gewinnen wir insgasamt 105 Interessenten und kommen in der ganzheitlichen Betrachtung auf 128 EURO je Interessent.

      Das sind im Übrigen realistische Zahlen. Interessant – nicht wahr?

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