Trugbilder. Halluzinationen. Fantasiegebilde. Luftschlösser… Ist eine Vision nur ein Phantasiegebilde? Unerreichbar? Etwas für Spinner? „Visionen sind doch Hirngespinste! Eine Unternehmensvision ist höchstens was für große Unternehmen – oder für Theoretiker, die von der praktischen Arbeit keine Ahnung haben. Ich habe weiß Gott andere Sorgen…“
Die Unternehmensvision ist eine wichtige Zukunftsinvestition
So oder ähnlich klingt es mir oft entgegen, wenn ich im Gespräch mit meinen Kunden vorsichtig anmerke: „Ihnen fehlt eine klare Vision.“ Dabei ist eine Vision für Ihr Unternehmen eine wichtige, zukunftsweisende, ja, ich möchte sagen: elementare Investition in Ihr Geschäft. Denn eine gute Unternehmensvision kann ungeahnte Kräfte freisetzen, Ihre Mitarbeiter wie nie zuvor motivieren und einen klaren Ansporn für Sie als Unternehmer darstellen.
Eine gute Unternehmensvision ist akzeptiert und realistisch
Wohlgemerkt: Die Vision muss gut sein! Sie muss für jeden fassbar und begeisternd sein. Sie muss dem Unternehmer und allen am Unternehmen Beteiligten eine gemeinsame, akzeptierte und trotz aller Träume, die in Ihre Unternehmensvision einfließen, eine realistische Zielsetzung und Ausrichtung liefern.
Die Unternehmensvision ist der Bauplan für Ihr Business
Wenn Sie ein Unternehmen aufbauen, dann brauchen Sie viele Pläne – zuerst eine Businessplan, einen Liquiditätsplan, einen Finanzierungsplan, einen Marketingplan, einen Vertriebsplan etc. Sie brauchen aber auch und vor allem eine Art übergeordneten Bauplan, ein Bild davon, wie Ihr Unternehmen entstehen und langfristig funktionieren soll, ein Bild davon also, wie Ihr Unternehmen in der Zukunft aussehen wird. Genau dieses Bild ist Ihre Unternehmensvision.
Eine gute Unternehmensvision besteht aus zwei wesentlichen Elementen
James C. Collins und Jerry I. Porras haben bereits in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in einem Beitrag für Harvard Business Review herausgearbeitet, dass eine gute Unternehmensvision aus zwei Elementen besteht:
1. Grundlegende Überzeugungen und Werte sowie der Zweck, Wesenskern oder die eigentliche Substanz des Unternehmens.
2. Eine klare Vorstellung, ein Bild (eben die Vision) von der Zukunft, und zwar mit einem anspruchsvollen, mutigen Ziel, das es in zehn oder 30 Jahren zu erreichen gilt.
Entwickeln Sie Ihre Unternehmensvision im Team
Um es noch einmal zu betonen: Begeisterung, Leidenschaft, Überzeugung – das sind die wesentlichen Zutaten einer guten Unternehmensvision. Doch nicht nur Sie, sondern Ihre gesamte Belegschaft muss begeistert, leidenschaftlich und vollkommen überzeugt von der Unternehmensvision sein und diese nach außen vertreten. Erarbeiten Sie Ihre Unternehmensvision deshalb unbedingt im Team. Bei großen Unternehmen beziehen Sie Ihre Key-Mitarbeiter ein, bei kleineren Unternehmen sollten alle Mitarbeiter bei der Entwicklung Ihrer Unternehmensvision beteiligt werden.
Entwickeln Sie Ihre Unternehmensvision in entspannter Atmosphäre
Sie wollen hoch hinaus? Gut so. Aber nehmen Sie sich bitte Zeit und Raum für Ihren Weg nach oben. Schalten Sie den Alltag ab und sorgen Sie für eine entspannte Atmosphäre. Im Unternehmen ist das oft nicht möglich, deshalb bietet es sich an, einen Ort zu wählen, der außerhalb Ihrer Geschäftsräume liegt.
Grundlegende Fragen für Ihre Unternehmensvision
Um eine gute Unternehmensvision zu entwickeln, müssen einige grundlegende Fragen der Positionierung geklärt sein:
- Kennen Sie Ihren Markt und den Wettbewerb und wissen Sie ganz genau wie Sie sich am Markt und gegenüber dem Wettbewerb positionieren wollen? Sie treten gegen einen besetzten Markt an und müssen besser sein als die Konkurrenz. Besser ist Ihre Situation, wenn Sie „Blaue Ozeane“ erobern wollen, Märkte oder Marktnischen, die noch nicht besetzt sind.
- Worin ist Ihr Unternehmen besonders gut? Worin kann es die Nummer eins werden? Besser ist für kleine Unternehmen die Konzentration und Spezialisierung.
- Kann Ihr Unternehmen einen neuen Markt mit neuem Nutzengewinn für Ihre Kunden schaffen?
- Haben Sie eine Vorstellung davon, wie Ihr Unternehmen Nutzen und Werte schafft, von denen einmal Ihr Nachfolger profitiert?
Ihre Unternehmensvision ist ein Bild von der Zukunft
Nun versetzen Sie sich und Ihr Team in die Zukunft, drehen das Rad der Geschichte nach vorn, fünf oder zehn Jahre weiter. Malen Sie ein Bild davon, wie Sie mit Ihrem Unternehmen nach zehn Jahren auf der Spitze eines Berges angekommen sind, den Sie mühsam erstiegen haben. Träumen Sie auf dem Berggipfel und erzählen Sie Ihre Erfolgsgeschichte, die Geschichte über den langen, gemeinsamen Aufstieg Ihres Unternehmens bis auf diesen Gipfel.
Die Unternehmensvision mit Inhalten füllen und in Worte fassen
Jetzt ist es soweit. Jetzt können Sie Ihre Unternehmensvision in Worte fassen. Doch Vorsicht! Hier geht es nicht um Plattitüden, wie: „Wir wollen die Nummer eins in unserer Region sein“. Vielmehr sollten Sie sehr genau wissen, wofür Ihr Unternehmen steht, welchen Nutzen es hat, wo seine Stärken liegen und wie Sie es zielgerichtet aufbauen wollen. Eine Unternehmensvision gibt – idealerweise in einem kurzen Satz – mit Begeisterung, Leidenschaft und großer Überzeugung wieder, wo Ihr Unternehmen in fünf, zehn oder sogar 30 Jahren stehen soll.
Grundsätze bei der Entwicklung Ihrer Unternehmensvision
Achten Sie bei der Ausarbeitung und Formulierung auf die folgenden Grundsätze einer gelungenen Unternehmensvision:
- Ihre Unternehmensvision ist verständlich und gibt jedem Mitarbeiter für seine tägliche Arbeit eine fassbare Orientierung.
- Eine Unternehmensvision ist emotional und reißt mit. Sie spricht Mitarbeiter, Kunden und Geldgeber gleichermaßen an.
- Eine Unternehmensvision gibt Energie, sie treibt nach vorn, gibt die Richtung vor. Das heißt aber auch, dass die Unternehmensvision in Schwierigkeiten Energie bei deren Bewältigung spendet.
Beispiele für gute und misslungene Unternehmensvisionen
Die Unternehmensvision nutzt allen, zeigt Emotionalität, fokussiert und gibt Größe. Sie ist einfach und entfacht Leidenschaft. Die Vision ist konsistent zu Ihren Stärken. Nicht immer gelingt die erfolgreiche Formulierung einer Unternehmensvision.
Von der Unternehmensvision zur Strategie
Die Vision alleine macht Ihr Unternehmen noch nicht erfolgreich. Sie gibt aber klar das Ziel an, das Sie und Ihr Team erreichen wollen – auch wenn es kühn und groß ist. Um den richtigen Weg dorthin einzuschlagen, brauchen Sie eine Unternehmensstrategie. Wie Sie diese entwickeln, lesen Sie in folgendem Artikel: „Die erfolgreiche Unternehmensstrategie in KMU“
Lesen Sie mehr über das Wachstum im Unternehmen
Für Sie zum Download: Mein Vortrag „Von der Unternehmensfestigung zum Wachstum“, gehalten am 15. Januar 2013 beim Rheinischen Unternehmerforum
zum NUK-Alumni-Club.
(Fotos: Lambert Schuster | Duden | pixelio © Siegfried Fries)
Lesen Sie auch die Artikelreihe „So werden Sie ein erfolgreicher Unternehmer“:
Teil 1: Selbständiger oder erfolgreicher Unternehmer? Die Geschichte eines langen Weges
Teil 2: Fachkraft, Manager oder erfolgreicher Unternehmer – Was sind Sie und was wollen Sie sein?
Teil 3: Ihre Ziele als erfolgreicher Unternehmer: Kunden zufriedenstellen und den Wert Ihres Unternehmens steigern
Teil 4: Mit dem richtigen Führungssystem vom Selbständigen zum erfolgreichen Unternehmer (1. Teil)
Teil 5: Wie Sie mit einem schlüssigen Führungssystem Ihr erfolgreiches Unternehmen aufbauen (2. Teil)
Außerdem:
@ Herrn Malte Reiter:
Vielen Dank für Ihren Kommentar – ich freue mich, wenn ich Menschen und Unternehmen mit meinen Beiträgen auf dem Weg zum Erfolg weiterhelfen kann. Schön ist es, wenn die Menschen, wie Sie das tun, mir auch ein Feedback geben.
Ich wünschen Ihnen, dass Sie Ihre Ziele erreichen und weiter am Netzwerken „Freude“ haben!
Wie immer ein Artikel der einen überlegen lässt und anspornt mehr zu tun bzw. effektiver zu werden! Durch Sie, Herr Schuster, habe ich übrigens das „Netzwerken“ für mich entdeckt. Für das Jahr 2013 habe ich mir konkrete Ziele aufgeschrieben. Nach diesem Artikel werde ich mir Gedanken machen was ich mit meinem Unternehmen in 10-15 Jahren erreichen möchte. Vielen Dank für die interessanten Denkanstöße!