Schlagwort: Finanzplanung

Die Finanzplanung im Unternehmen, der Finanzplan ganz einfach erklärt. Das kann jeder! Welches Tabellenwerk ist für Sie das richtige?

  • Stundensatz Kalkulation für Freiberufler oder Selbständiger (2)

    Stundensatz Kalkulation für Freiberufler oder Selbständiger (2)

    Stundensatz Teil 2: Was am Ende übrig bleibt – So viel verdienen Sie tatsächlich

    Im ersten Teil des vorliegenden Artikels („Ihr Einkommen als Selbständiger oder Freiberufler im Dienstleistungsgeschäft. Teil 1: So kalkulieren Sie Ihren angemessenen Stundensatz“) haben Sie erfahren, wie Sie als Freiberufler oder Selbständiger Schritt für Schritt einen angemessenen Stundensatz ermitteln.

    Sie haben gesehen, dass es nicht ausreicht, Ihre Einnahmen mit einem durchschnittlichen Gehalt gleichzusetzen und daraus Ihren Stundensatz zu ermitteln. Sozialversicherung, Nebenkosten, Geschäftsausstattung sowie „unproduktive“ Stunden, Krankheit, Urlaub, Weiterbildung – all dies will bei der Stundensatzkalkulation berücksichtigt sein. Ansonsten droht langfristig der Zusammenbruch Ihres Geschäftsmodells – oder Ihr eigener Zusammenbruch, weil Sie aufgrund Ihres zu geringen Stundensatzes zu viele Stunden arbeiten müssen, um auf ein akzeptables Gehalt zu kommen.

    Lesen Sie zuerst den ersten Teil „So kalkulieren Sie Ihren angemessenen Stundensatz“, bevor Sie sich in diesem Artikel mit Ihrem tatsächlichen Einkommen als Selbständiger oder Freiberufler befassen.

    Ihr Stundensatz als Freiberufler oder Selbständiger: Was bleibt eigentlich für mich übrig?

    Im ersten Teil dieses Artikels sind wir von einem durchschnittlichen Monatseinkommen eines Angestellten von 4.341,54 Euro ausgegangen und haben dies als Berechnungsgrundlage für Ihren Stundensatz verwendet.

    Brutto-Jahreseinkommen

    Ein Kundenpreis von 78,01 Euro netto pro Stunde (Ableitung siehe Teil 1 zum Stundensatz für Dienstleister und Freiberufler) sind – unter Berücksichtigung aller Kosten, Rücklagen und Zuschlägen (die Sie als Angestellter ja nicht hätten bzw. die für Sie übernommen würden) – dabei herausgekommen. Demgegenüber steht vergleichbar ein Bruttojahresgehalt eines Angestellten von 43.842 Euro.

    Stundensatz Kalkulation für Selbständige und Freiberufler Stand 04.2017

    Sozialversicherung

    Davon müssen wir 19,6 % (bei Kinderlosen etwas weniger) für den Arbeitnehmerbeitrag der Sozialversicherungsbeiträge (für Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Arbeitslosenversicherung und Rentenversicherung) abziehen, zusammen 8.593,03 Euro im Jahr.

    Zu versteuerndes Einkommen

    Der Einkommenssteuermessbetrag ermittelt sich aus dem

    Einkommensteuertabelle 2019 - Grundtabelle

    Bruttoeinkommen (43.842 Euro oder 3.653,50 Euro x 12 Monate) abzüglich der Sozialversicherungsbeiträge (8.593,03 Euro) und 1.500 Euro Werbekostenpauschale. Das ergibt ein zu versteuerndes Einkommen von 33.748,97 Euro.

    Einkommensteuer

    Laut Standard Einkommensteuertabelle 2023 (Grundtabelle 2023) ergibt sich zu diesem Bruttogehalt eine Einkommensteuer von 5.827 Euro (22,3 %). Des Weiteren müssen von dem zu versteuernden Einkommen (33.748,97 Euro) 928,10 Euro (2,75 %)  für den Solidaritätszuschlag sowie 1.518,70 Euro (4,5 %) für die Kirchensteuer abgezogen werden.

    Nettoeinkommen

    Es bleibt ein Nettoeinkommen von 31.302,17 Euro pro Jahr und 2.608,51 Euro pro Monat. Für einen Angestellten ergibt sich ein Einkommen pro Stunde (bei 169 Arbeitsstunden im Monat) von 15,43 Euro. Sie könnten jetzt sagen, dass Ihr Stundenlohn als Freiberufler oder Selbständiger ja höher liegt, weil Ihre produktive Zeit nur 11,7 Tage bzw. 93,6 Stunden beträgt. Doch in Wahrheit müssen Sie alle Arbeitsstunden mit berücksichtigen – Sie erzielen also als Selbstständiger mit einem Stundenhonorar von 78,01 Euro tatsächlich einen Verdienst von Netto 15,61  Euro pro Stunde.

    WICHTIG! Rücklage für die Einkommensteuer

    Vergessen Sie nie die monatliche Rücklage für Ihre Einkommensteuer! In diesem Fall sind es 908 Euro pro Monat. Denn es wird Sie übel treffen, wenn nach mehr als einem Jahr die Steuernachforderung kommt und Sie dieses Geld (691,26 Euro * 12 Monate = 8.295,08 Euro) bereits ausgegeben haben.

    Diesen Stundensatz bezahlt der Kunde niemals!

    78,01 Euro (Ableitung siehe Teil 1 zum Beitrag über den Stundensatz für Selbstständige und Freiberufler)! „Das kann ich doch nicht an meinen Kunden berechnen. Das bezahlt der mir niemals!“ So? Meinen Sie? Ja, sind Sie denn die Caritas? Oder wollen Sie mit Ihrer Tätigkeit als Selbständiger oder Freiberufler Ihren Lebensunterhalt bestreiten?

    Nutzenargumentation statt Kostenrechtfertigung

    Ja, möglicherweise verrechnet der Wettbewerber einen niedrigeren Stundensatz! Dann haben Sie ein Problem in der Findung des richtigen Stundensatzes im Spannungsfeld Ihrer Kosten, den Preisvorstellungen Ihres Kunden und dem Marktpreis. Jetzt gilt es dem Kunden klarzumachen, warum er diesen Stundensatz akzeptieren muss. Aber Vorsicht: Begehen Sie nicht den Fehler, Ihre Kosten zu rechtfertigen, sondern stellen Sie Ihre Vorteile und den Kundennutzen überzeugend dar. Wie man das macht, erfahren Sie in meinem Artikel „Preisargumentation – Kostenverteidigung oder Nutzenargumentation

    Stundensatz-Kalkulation für Selbstausbeuter

    Sie sind immer noch nicht überzeugt? Nun, der erste Schritt ist Ihre persönliche Erkenntnis als Freiberufler oder Selbständiger, dass Sie nur mit einem vernünftigen Stundensatz auf Dauer wirtschaftlich arbeiten können.

    Wenn Sie aber immer noch glauben, dass ein Stundensatz von 86,47 Euro netto zu hoch ist und dass Sie diesen nicht am Markt durchsetzen können, dann liefere ich Ihnen im Folgenden eine Kalkulation für Selbstständige und Freiberufler, die einer Selbstausbeutung gleichkommt:

    Der Selbstausbeuter-Stundensatz für Sie als Freiberufler oder Selbständiger

    Für alle Selbstausbeuter unter Ihnen zeige ich hier als krasse

    Stundensatz Kalkulation für Selbstausbeuter
    Stundensatz gegenüber Mindestlohn

    Alternative eine Stundensatz-Kalkulation auf der Basis von Minimalkosten auf.

    Ich unterstelle, dass Ihnen ein Mindestlohn für die monatlichen Privataufwendungen ausreicht und setze dafür 1.748 Euro an. Die monatlichen Geschäftskosten (Fixkosten wie Miete, Versicherung etc.) betragen 752 Euro. Das macht monatliche Gesamtkosten von 2.500 Euro.

    Jetzt kommt es noch krasser. Sie arbeiten nicht nur für ganz wenig Geld, sondern Sie arbeiten auch unwahrscheinlich viel, nämlich 250 Stunden im Monat. Sie sind ja ein Selbstausbeuter! Sie sehen schon, ich habe die Rechnung bewusst einfach angesetzt. Dann kostet eine Stunde gerade mal zehn Euro. Ihr Stundensatz beträgt dann nur zehn Euro, zuzüglich 19 % Mehrwertsteuer, also 11,90 Euro.

    Konkurrenzloser Stundensatz oder am Rande des Machbaren?

    Warnung an die Selbstausbeuter vor einem zu niedrigen Stundensatz

    Gut, damit sind Sie natürlich konkurrenzlos. Fragt sich nur, wie lange Sie das durchhalten. Ich warne Sie nachdrücklich vor dieser selbstausbeuterischen Kalkulation des Stundensatzes und stelle folgende Fragen:

    • Wie sorgen Sie vor für den Krankheitsfall?
    • Welche Vorsorge treffen Sie für Ihre Rente?
    • Was machen Sie im Falle der Arbeitslosigkeit?
    • Wie wollen Sie die Einkommensteuer finanzieren?
    • Wie lange halten Sie es durch, 250 Stunden pro Monat zu arbeiten?
    • Haben die Kunden für Sie im Monat 250 Stunden Zeit?
    • Wann erbringen Sie die administrativen Büroarbeiten?
    • Wer macht bei Ihnen Marketing und Vertrieb?

    Fazit zur Kalkulation des Stundensatzes für Selbstständige und Freelancer

    Sollte Ihnen der Gedanke kommen, dass Ihr Stundensatz zu hoch sein könnte, denken Sie immer an oben stehende Rechnung. Ihre Arbeit als Selbständiger oder Freiberufler MUSS mindestens das einbringen, was ein Angestellter im Durchschnitt verdient. Setzen Sie niemals weniger als 50 Euro Stundensatz an, besser sind mindestens 65 Euro.

    Ehrlich gerechnet sollten Sie aber einen Stundensatz von 86,47 Euro als Richtgröße ansetzen. Dafür darf ein Kunde natürlich auch gute Arbeit erwarten. Stellen Sie Ihre Vorteile heraus, aber tappen Sie nicht in die Rechtfertigungsfalle. Lesen Sie dazu meinen Artikel „Preisargumentation – Kostenverteidigung oder Nutzenargumentation“.

    Entscheidend sind die Aufwendungen, die Sie zusätzlich im Büro erbringen müssen und die Ihnen das Marketing und der Vertrieb abverlangen. Diese Aufwendungen können bei anspruchsvollen Selbstständigen mit relativ kurzen Einsätzen bei Ihren Kunden durchaus 50 Prozent der verfügbaren Arbeitszeit ausmachen. Dann sind sogar Stundensätze um 100 Euro durchaus berechtigt.

    Hinweis zur Stundensatz-Kalkulation

    Dieser Beitrag wurde mit den aktuell gültigen Daten zum 30. November 2023 aktualisiert – alles ohne Gewähr.

     (Fotos: Fotolia © stboy | Lambert Schuster)

  • Erfolgsfaktoren des Unternehmens – Ausstattung mit Eigenkapital

    Erfolgsfaktoren des Unternehmens – Ausstattung mit Eigenkapital

    Gastbeitrag von Daniela Schulte, Schulte Unternehmensberatung

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    Im Rahmen meiner langjährigen Berufspraxis habe ich immer wieder mit den gleichen Faktoren zu tun, warum manche Unternehmen Erfolg haben und andere nicht. Zusammen genommen bilden diese Punkte die Grundlage, die für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens (mit-)entscheidend sind. Viele davon gelten quer durch alle Branchen; jeder Unternehmer sollte ihnen daher eine hohe Aufmerksamkeit widmen. Im Rahmen dieser kleinen Serie möchte ich mich mit diesen „Erfolgsfaktoren des Unternehmens“ näher befassen. In früheren Beiträgen habe ich bereits die kluge Personalauswahl behandelt, die betriebliche Sicherheit und zuverlässiges Liquiditätsmanagement. In diesem Teil möchte ich die Ausstattung mit Eigenkapital näher beleuchten.

    Während meiner Bankausbildung vor vielen Jahren erhielt ich einmal die Notiz des Filialleiters zu lesen, der einen seiner Kunden, ein Reisebüro, besucht hatte. „Durch das traditionell geringe Eigenkapital des Unternehmens kann der Inhaber viele Wachstumschancen nicht nutzen“, stand dort zu lesen. Damals musste ich über die ungewöhnliche „Tradition“ schmunzeln. Heute weiß ich, dass viele Unternehmen diese Art der Brauchtumspflege beim Eigenkapital betreiben – und damit langfristig den Bestand des Geschäfts gefährden. Wenn Sie wissen, wovon ich rede, dann sollten Sie aufmerksam weiterlesen.

    Bedeutung des Eigenkapitals

    Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen diese Wahrnehmung. Auch wenn die deutschen Unternehmen in den letzten Jahren das Eigenkapital deutlich aufbessern konnten, so leiden gerade die kleinen und mittleren Betriebe immer noch unter einer nicht ausreichenden Ausstattung mit Eigenkapital, so eine Studie von Creditreform Rating vom Dezember 2015. Danach konnten die Unternehmen im Durchschnitt ihr Eigenkapital zwar von 22,3% der Bilanzsumme (2008) auf 27,0% (2013) verbessern. Unternehmen mit einem Jahresumsatz von unter 2 Mio EUR (18,2% Eigenkapital) und unter 5 Mio EUR (22,2%) lagen jedoch weit unter diesem Wert (Quelle: Creditreform)

    Umso wichtiger ist es, dass Sie als Unternehmer dem Thema Finanzierung und Eigenkapital die nötige Aufmerksamkeit widmen. Aber woher soll das Geld kommen, um das Geschäft auszubauen und Marktchancen zu nutzen? Gerne können Sie hier auf unsere Expertise als Berater zurückgreifen, um ein Finanzierungskonzept zu erstellen.

    Wie komme ich an Eigenkapital?

    Nachfolgend drei Optionen zur Kapitalbeschaffung, die wir gerne für Sie prüfen:

    • Für Gründer und junge Unternehmen gibt es eine beliebte Möglichkeit, um die finanziellen Spielräume zu erweitern: Das ERP Gründerkredit–Startgeld von der KfW. Dabei handelt es sich um ein zinsverbilligtes Darlehen, das mit einer 80%igen Haftungsfreistellung für die durchleitende Bank gekoppelt ist. Dem Charakter nach handelt es sich also um einen Kredit, der aufgrund der Haftungsfreistellung aber auch Gründern ohne viel Eigenkapital gewährt wird. Weitere Eckpunkte: Höchstbetrag bis 100.000 EUR, Laufzeit bis zu 10 Jahre, Förderung fast aller Investition und Ausgaben beim Auf- und Ausbau des Geschäfts, für Unternehmen nicht älter als 5 Jahre. Aber: Auch wenn kein Eigenkapital explizit gefordert wird – ohne ein vorweisbares Eigenkapital von 10% bis
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      20% wird die Kreditgenehmigung sehr schwierig. Ein gewisser Sockel an Eigenkapital ist also auch für Gründer unabdingbar!
    • Wenn nun gar kein eigenes Eigenkapital vorhanden ist, bietet das Land Nordrhein-Westfalen für Gründer und Wachstumsfirmen stille Beteiligungen aus dem Eigenkapital ersetzenden Mikromezzaninfonds der Kapitalbeteiligungsgesellschaft NRW (KBG-NRW). Dabei handelt sich um eine Mischung aus Darlehen und Eigenkapital mit 10 Jahren Laufzeit. Im Gegenzug erhält die KBG-NRW einen Festzins (8 % p.a.) und eine gewinnabhängige Vergütung. Gefördert werden kleine Unternehmen und Existenzgründer. Weitere Eckpunkte: Höchstbetrag 50 TEUR, persönliche Haftung des Inhabers. Nicht die günstigste Lösung, aber dafür bekommt man auch das wertvolle Eigenkapital. (Mikromezzaninfonds )
    • Eine noch recht junge Finanzierungsmöglichkeit für Unternehmen, die sich ungern mit öffentlich-rechtlichen Förderbedingungen herumschlagen möchten: Crowdinvesting. Dabei werden Unternehmen durch die Kleininvestitionen vieler einzelner privater Anleger finanziert, die in der Summe einen größeren Betrag zusammenbringen („Schwarmfinanzierung“). Rechtlich gibt es alle möglichen Formen zwischen Eigenkapital und Fremdkapital. Arrangiert werden diese Finanzierungen von einigen Plattformen, die in den letzten Jahren entstanden sind (u. a. Companisto, Bergfuerst, Seedmatch). Häufig erfolgt die Finanzierung in Form stiller Beteiligungen, für die eine laufende Vergütung gezahlt werden soll. Dieses Modell wird vor allem von
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      Unternehmen genutzt, die sich einen Zusatzeffekt aus dem Schwarm erhoffen – sei es durch größere Markenbekanntheit oder gleich die Gewinnung neuer Kunden. Aber auch hier ist es nicht einfach, an das begehrte Eigenkapital zu kommen. Für den Erfolg einer Kampagne braucht es ein tolles Video, einen langen Atem und eine lange Vorlaufzeit.

    Fazit

    Dies sind nur einige von vielen Möglichkeiten, um die Kapitalausstattung und insbesondere das Eigenkapital Ihres Unternehmens zu verbessern. Welches Modell zu Ihnen passen könnte, erfordert eine genauere Analyse. Diese Mühe sollten Sie sich aber in regelmäßigen Abständen machen, damit es Ihnen nicht genauso geht wie dem Reisebüro, das ich anfangs erwähnt habe: Fünf Jahre, nachdem ich besagte Notiz gelesen hatte, musste es seine Pforten für immer schließen – die Liquidität war erschöpft und keine Überbrückung aus Eigenmitteln mehr möglich.

    (Fotos: © Clipart | © Daniela Schulte)

    Daniela Schulte

    Daniela Schulte
    Schulte Unternehmensberatung
    Peter-Grubert-Str. 29 | 50354 Hürth
    Telefon: 02233 706 4105 | Mobil: 0175 9319 563
    mail: ds@schulte-unternehmensberatung.de
    www.schulte-unternehmensberatung.de

     

  • Kredite für Existenzgründer: Darauf sollten Sie achten

    Kredite für Existenzgründer: Darauf sollten Sie achten

      Gastbeitrag über Kredite und Kreditarten

    Wer als Privatperson einen Kredit aufnehmen will, wählt dafür in der Regel den klassischen Ratenkredit. Das bedeutet: Die aufgenommene Kreditsumme wird über einen vordefinierten Zeitraum in Form von monatlichen Raten an den Kreditgeber zurückgezahlt.

    Anders im gewerblichen Bereich. Hier existiert eine weitaus größere Auswahl an verschiedenen Kreditformen. Das macht es gerade für Existenzgründer nicht leicht, den Überblick zu bewahren. Daher möchten wir Ihnen hier eine Übersicht der wichtigsten Kreditarten für Existenzgründer, Selbstständige und Freiberufler präsentieren – jeweils mit den individuellen Vor- und Nachteilen:

    Betriebsmittelkredit / Kontokorrentkredit

    Die für Laien am einfachsten nachvollziehbare Form eines Kredites für gewerbliche Kunden ist der Betriebsmittelkredit, auch als Kontokorrentkredit bekannt. Es handelt sich hierbei quasi um einen gewöhnlichen Dispositionskredit, der allerdings auf einem gewerblich genutzten Girokonto eingeräumt wird. Kleinere Unterscheide zwischen beiden Kreditformen gibt es allerdings, wie wir gleich sehen werden.

    Zunächst einmal gilt: Der Kontokorrentkredit stellt die von einer Bank eingeräumte, befristete und limitierte Möglichkeit dar, ein Girokonto zur Überbrückung von kurzfristigen Liquiditätsengpässen zu überziehen. Charakteristisch dafür sind die ankündigungslose Abrufbarkeit sowie die jederzeitige Rückzahlbarkeit des Kredites. Im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Ratenkredit muss der Kontokorrentkredit also nicht für jede Inanspruchnahme separat beantragt und entsprechend genehmigt werden.

    Im Gegensatz zum Dispokredit auf dem Privatkonto legen für den Betriebsmittelkredit allerdings viele Banken eine Frist fest, bis zu der das Konto wieder ausgeglichen sein muss, oder bis zu der der Kreditnehmer zumindest einen festgelegten Teilbetrag zurückgeführt haben muss. Auch monatliche Beträge zur Rückführung werden von manchen Banken gefordert. Die Kreditinstitute sind also bei Betriebsmittel- bzw. Kontokorrentkrediten in der Regel etwas strenger als bei Dispokrediten für Privatpersonen – zumindest was die Rückzahlungsmodalitäten betrifft. Auf fuer-gruender.de wird dieses Thema noch weiter im Detail behandelt.

    Betriebsmittelkredite für Existenzgründer

    Auch Betriebsmittelkredite gibt es über den ERP-Gründerkredit StartGeld der KfW

    Eine Sonderform der Betriebsmittelkredite hat sich in der Startup-Szene herauskristallisiert. Existenzgründer verfügen oft über nur wenig Eigenkapital. Gerade in der Anlaufphase benötigen Startup Betriebsmittel zur Finanzierung der Fixkosten wie Gehälter, Marketingaufwendungen, Mieten usw. Hier helfen die stattlichen Banken durch Gewährung von Betriebsmitteln, zwar in eingeschränkter Höhe, jedoch mit langen Laufzeiten. Der bekannteste Kredit ist das ERP-Gründerkredit Startgeld der KfW, welches Darlehen bis zu 100.000 € zur Verfügung stellt und zwar für Investitionen, Betriebsmittel oder für eine Betriebsübernahme. Die darin enthaltene Summe für Betriebsmittel ist begrenzt auf 30.000 € – immerhin – und das bei Laufzeiten bis zu 10 Jahren. Aber auch die NRW.BANK bietet Darlehen und Finanzierungen für Existenzgründer. Der Gründungskredit, der Universalkredit und das Mikrodarlehen beinhalten jeweils auch Betriebsmittel.

    Wofür eignet sich der Betriebsmittelkredit?

    Die Bank gewährt den Betiebsmittelkredit als Dispokredit (Kontokorrentkredit)

    Mit den genannten Eigenschaften eignet sich der Betriebsmittelkredit insbesondere zum Einsatz bei kurzfristigen Engpässen in der Liquidität von Unternehmen. Mit ihm können beispielsweise Einkäufe – Waren, Halbzeuge, Rohstoffe etc. – vorfinanziert werden. Sobald das fertige Endprodukt dann an die Kunden verkauft werden kann, lässt sich der in Anspruch genommene Kredit mit den Umsätzen bzw. Gewinnen wieder zurückführen. Allerdings schreiben manche Kreditinstitute vor, dass ein Betriebsmittelkredit nicht zur Finanzierung von Anlagegütern verwendet werden darf, da diese nicht in einem überschaubaren Zeitraum für den nötigen Rückfluss des Kapitals sorgen, und sich somit das Ausfallrisiko für die Bank erhöht. Zur Anschaffung solcher Anlagegüter gibt es ebenfalls eine spezielle Kreditform, sie nennt sich Investitionskredit. Genau darauf wollen wir nun etwas genauer zu sprechen kommen.

    Investitionskredit

    Grundsätzlich wird im Rahmen des Finanzierungsbedarfs in Unternehmen zwischen kurzfristigem Kapitalbedarf und mittel- und langfristig ausgelegten Investitionen unterschieden. Während der kurzfristige Kapitalbedarf z. B. durch eigene Rücklagen des Unternehmens oder durch einen Betriebsmittelkredit abgedeckt werden kann, ist der sogenannte Investitionskredit für den mittel- und langfristigen Kapitalbedarf vorgesehen. Charakteristisch für den Investitionskredit ist also die vergleichsweise lange Laufzeit, welche in der Regel mindestens zwölf Monate beträgt.

    Investitionsplan für einen Investitionskredit

    Mit dem Investitionskredit wird also sogenanntes Anlagevermögen finanziert. Doch was ist Anlagevermögen überhaupt?

    Man bezeichnet mit dem Begriff „Anlagevermögen“ alle Dinge, die in einem Unternehmen dafür angeschafft werden, einen langfristigen wirtschaftlichen Zuwachs zu erzielen oder das erreichte Level (Umsätze, Absatzzahlen etc.) zumindest zu halten. Somit zählen zum Anlagevermögen vor allem Dinge wie Immobilien und Grundstücke, Produktionsmaschinen, sonstige Maschinen oder auch Fahrzeuge.

    Die Aufnahme eines Investitionskredites ist allerdings fast immer mit deutlich größeren Hürden verbunden als z. B. bei der Inanspruchnahme eines Betriebsmittel- bzw. Kontokorrentkredites. So müssen Selbstständige – und insbesondere Existenzgründer – in der Regel eine angemessene Eigenkapitalausstattung mitbringen, damit der Investitionskredit letztendlich bewilligt wird. Fehlt es an der nötigen Ausstattung mit Eigenkapital, sind zumindest ausreichende Sicherheiten notwendig, damit die Bank einem Investitionskredit zustimmt. Solche Sicherheiten können z. B. Bürgschaften, Hypotheken oder auch Anteile am Unternehmen sein.

    Der Investitionskredit hält allerdings auch einige Fallstricke bereit. So muss beispielsweise die Finanzierungszeit auf die wirtschaftliche Nutzungsdauer des Anlagevermögens bestmöglich abgestimmt werden. Ein einfaches Beispiel: Soll ein Fahrzeug finanziert werden, muss der dazu nötige Investitionskredit so abgestimmt werden, dass er nicht länger läuft, als das Fahrzeug voraussichtlich genutzt wird. In diesem Zusammenhang müssen auch die Zinsen für den Investitionskredit im Auge behalten werden, denn sie bemessen sich sowohl an der Finanzierungsdauer als auch an den vom Kreditnehmer eingebrachten Sicherheiten. In der Praxis bedeutet das: Je größer die Sicherheiten und je geringer sich dadurch das Risiko für die Bank darstellt, desto günstiger fallen die Zinssätze für einen Investitionskredit aus. Und je länger die Finanzierungszeit gewählt wird, desto höher fallen die Zinssätze aus. Es gilt hier also, das richtige Maß zu finden.

    Wenn es um Kredite geht bei der Unternehmensberatung ...

    Kredite vom Staat

    In unserer heutigen Zeit, nach diversen Krisen im Bankensektor und im gesamten Wirtschaftswesen, ist es für Existenzgründer gar nicht mehr so leicht, an dringend benötigtes Kapital zu kommen. Längst vergeben die Banken nicht mehr leichtfertig Kredite, und Gründer werden zudem oftmals auch noch mit horrenden Zinssätzen bestraft.

    Doch wie wäre es, einfach den Staat an den Kosten für die Existenzgründung und/oder für das Wachstum des Unternehmens zu beteiligen? Genau das ist möglich, und zwar in Form von staatlichen Fördermöglichkeiten, zu denen auch verbilligte Kredite bzw. Kredite mit besonders vorteilhaften Konditionen gehören.

    Jedem Gründer kann daher geraten werden, sich zunächst darüber zu informieren, ob er Chancen auf Kredite beziehungsweise Fördermöglichkeiten von staatlicher Seite hat. Eine sehr gute Anlaufstelle hierfür ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Sie hält eine ganze Reihe von Förderprogrammen bereit und bietet damit zahlreiche Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung, natürlich auch für Existenzgründer.

    Doch über eines muss sich der Existenzgründer im Klaren sein: Ohne ein tragfähiges und verständliches Geschäftskonzept wird auch die KfW keine verbilligten Kredite oder andere Fördermöglichkeiten an Existenzgründer vergeben. Am besten eignet sich hierfür ein Businessplan, in dem die Geschäftsidee in allen Details beschrieben und durchkalkuliert wird.

    Der größte Vorteil von Krediten, die durch die KfW vergeben werden, besteht in den fairen Konditionen. Das bedeutet konkret: Solche Kredite besitzen besonders lange Laufzeiten in Verbindung mit vergleichsweise niedrigen Zinssätzen. Zudem fallen die Raten für die Anfangszeit besonders niedrig aus und werden erst später – mit zunehmendem Geschäftserfolg – entsprechend erhöht.

    Zum Schluss noch ein Tipp: Immer mehr Existenzgründer gehen dazu über, Kredite durch Eigenkapital zu ersetzen – und insbesondere durch Kapital, das sie beispielsweise in Form von Trading generiert haben. Traden können Sie mit fast allen, u. a. mit Aktien, aber auch mit Währungen, CFDs usw. Zum professionellen Traden benötigen Sie allerdings einen leistungsstarken Partner in Form eines Brokers. Unser Tipp: Schauen Sie sich doch einmal die Internetplattform brokervergleich.net an. Hier finden Sie ausführliche Informationen und viele Insidertipps zum Handel mit Aktien, Binären Optionen, Währungen und anderen Werten!

    (Bilder: Fotolia © Heinzgerald | © bluedesign | © Primabild | © Tino-Neitz)
    Quelle: Lucas Nestler, deutsche Bloglinks [trotz aller Sorgfalt kann ich eine Haftung nicht übernehmen]

  • Crowdfunding und Crowdinvesting – Startup-Finanzierung leicht gemacht

    Crowdfunding und Crowdinvesting – Startup-Finanzierung leicht gemacht

    Gastbeitrag zum Crowdfunding und Crowdinvesting von Franz Schmid.

    Das Startup-Leben ist nicht nur cool und lässig, wie man es von außen denken würde. Es ist harte Arbeit, ein junges Unternehmen erfolgreich aufzubauen – insbesondere dann, wenn es an Kapital fehlt. Banken sind hier meist keine Hilfe, denn das Ausfallrisiko wird als zu hoch eingeschätzt. In den letzten Jahren sind deshalb zwei neue Finanzierungsformen entstanden: Crowdfunding und Crowdinvesting.

    Crowdfunding muss sich für beide Seiten lohenCrowdfunding und Crowdinvesting – so funktioniert die Finanzierung

    Der Finanzierungsprozess beim Crowdfunding und Crowdinvesting ist im Vergleich zur klassischen Kreditvergabe sehr einfach. Ist eine Plattform, auf der Startups ihr Glück versuchen möchten, gefunden, ist der erste Schritt relativ klassisch: Das eigene Projekt wird den Initiatoren der Plattform mithilfe des Businessplans vorgestellt.

    Kann dieser überzeugen, dürfen die Gründer an die Investoren (die Crowd) herantreten und ihr Projekt vorstellen, um Kapital einzusammeln:

    • Vorab wird die benötigte Finanzierungssumme festgelegt – nur, wenn sie komplett erreicht wird, gibt es tatsächlich den Geldregen für das Startup.
    • Wird die Summe nicht erreicht, erhalten alle Investoren ihr Geld zurück und das Startup geht leer aus.
    • Auf der anderen Seite gilt: Besonders gute Ideen schaffen es meist, mehr Geld als benötigt einzusammeln – hier wird natürlich die gesamte Summe ausbezahlt.

    Da bei dieser alternativen Finanzierungsform nicht ein, sondern mehrere Investoren große und kleine Beträge bereitstellen, können hierbei auch Millionenbeträge eingesammelt werden. Wichtig ist natürlich, dass die Idee überzeugt – dabei sind folgende Punkte entscheidend:

    • Eine interessante Headline
    • Informative Texte
    • Schöne Bilder
    • Ein ansprechendes Pitch-Video

    Gegenleistungen für Investoren beim Crowdfunding

    Komplett ohne Gegenleistung funktioniert natürlich auch das Crowdfunding nicht – die Geldgeber erhalten zwar keine monetäre Gegenleistung, dafür aber andere Formen der „Belohnung“ für ihre Investitionsbereitschaft. Abhängig von der Höhe der Summe bekommen Sie kleine Fanartikel oder größere Dinge, wie ein Vorverkaufsrecht oder exklusive Zugänge zu Betatests und Ähnlichem.

    Beim Crowdinvesting sieht es dann schon eher nach der klassischen „Geld gegen Wert“ Methodik aus. Startups vergeben bei dieser Finanzierungsform Unternehmensanteile oder zahlen die Summe mit Zinsen wieder zurück.

    Crowdfunding muss sich ebenfalls für beide Seiten lohenWarum sich Crowdfunding für beide Seiten lohnt

    Beim Crowdinvesting ist der Fall klar: Investoren zielen darauf ab, einen Gewinn zu erwirtschaften und sind deshalb bereit höhere Summen zu investieren. Doch, was versprechen sich die Geldgeber auf Crowdfunding-Plattformen? Die Antwort ist für manchen ein wenig überraschend: Es geht ihnen häufig einfach nur darum, gute Ideen junger Gründe zu unterstützen. Es ist also eher ein moralischer Akt, um der Startup-Szene unter die Arme zu greifen und so natürlich auch die deutsche Wirtschaft zu unterstützen. Für die Startups selbst wiederum sind die Vorteile natürlich vielfältiger:

    • Der Vorgang ist komplett unbürokratisch – wurde die Finanzierungssumme erreicht, landet das Kapital wenige Tage später auf dem Konto.
    • Investoren sind gleichzeitig erste Kunden, was vor allem in der Startphase sicher nicht unwichtig ist.
    • Da die Bindung zwischen Startup und Crowd meist sehr eng ist, gibt es natürlich auch wichtiges Feedback, das direkt in die (Weiter-)Entwicklung einfließen kann.

    Das Kleinanlegerschutzgesetz: Regeln für die Finanzierung über die Crowd

    Deutschland ist immer ein wenig langsamer, wenn es darum geht, neue Märkte auf dem Schirm zu bekommen und entsprechend zu regulieren – was im ersten Moment einzig und allein nach mehr Bürokratie klingt, ist wichtig, um schwarze Schafe vom Markt fernzuhalten und Investoren vor Fehlentscheidungen zu bewahren. Um genau das zu erreichen, hat die Bundesregierung das Kleinanlegerschutzgesetz ins Leben gerufen. Für Finanzierungen über die Crowd sind dabei folgende Punkte wichtig:

    • Investoren müssen ab einer Investitionssumme von 1.000 Euro eine Selbstauskunft abgeben, um die Finanzlage offenzulegen.
    • Nun wird das freie Vermögen und das Netto-Monatseinkommen geprüft.
    • Es gilt: Nur wer über mehr als 100.000 Euro freies Vermögen verfügt, darf mehr als 1.000 Euro investieren. Gleichzeitig darf die Investition jedoch nicht das doppelte Monatsnettoeinkommen übersteigen.
    • Außerdem: Niemand darf mehr als 10.000 pro Jahr investieren.
    • Auf Startup-Seite gibt es ebenfalls Regeln: Bei jeder Kampagne ist ein Vermögensanlagen-Infoblatt zu veröffentlichen – sie gleicht einer Selbstauskunft bei Privatpersonen.
    • Zusätzlich gilt ab einer Finanzierungssumme von 2,5 Millionen Prospektpflicht – ein Dokument, dass das Startup komplett durchleuchtet und von einem Juristen angefertigt werden muss.

    Crowdfunding und Crowdinvesting für Startup

    All diese Punkte machen natürlich Sinn. Allerdings zielen Sie nur auf den Bereich des Crowdinvesting ab. Der Grund dafür ist einfach: Als Finanzierungsinstrumente werden lediglich Unternehmensbeteiligungen, Beteiligungen an Treuhandvermögen, Genussrechte und Namensschuldverschreibungen, gewinnabhängige Darlehen und Nachrangdarlehen sowie vergleichbare Anlagen genannt – die sind beim Crowdfunding natürlich nicht im Spiel, weshalb das Kleinanlegerschutzgesetz hier (noch) nicht greift.

    Plattformen für Crowdfunding und Crowdinvesting

    In den letzten Jahren gab es bereits einige sehr erfolgreiche Kampagnen über diese alternative und vollkommen unbürokratische Finanzierungsform. Startups, die diesen Weg ebenfalls gehen möchten, sollten sich die folgenden Plattformen genauer anschauen:

    • Beim Crowdfunding sind vor allem Kickstart, Indiegogo und Startnext empfehlenswert.
    • Im Bereich Crowdinvesting gehören Seedmatch, Bergfürst und Companisto zu den besten.

    Als praktische Übersicht die wichtigsten Fragen auf einem Blick:

    • Crowdfunding oder Crowdinvesting – was passt für das eigene Projekt besser?
    • Welche Plattform ist die Richtige?
    • Welche Gegenleistungen kommen für die Investoren infrage?
    • Wie soll das Projekt auf der Plattform beschrieben werden (Texte, Bilder, Videos)?
    • Wie kann das „gewonnene“ Kapital perfekt genutzt werden, um die Investoren nicht zu enttäuschen?

    Ohne Kapital ist die Geschäftsidee schnell gescheitert. Da Banken hier oft einen Rückzieher machen, werden Crowdfunding und Crowdinvesting immer beliebter. Um für die nötige Finanzspritze zu sorgen, ist ein gewisses Vorwissen nötig, denn auch hier ist entsprechende Vorbereitung wichtig. Im Zweifelsfall ist eine Beratung bei einem Crowdinvesting Profi ratsam.

    Steuerberater Franz Schmid

     

     

     

     

     

    Seit 1991 leitet Franz Schmid die Geschäfte seiner gleichnamigen Steuerberatungskanzlei Franz Schmid in Tirol. Unter anderem aufgrund seines umfangreichen Branchenwissens, seiner langjährigen Erfahrung und der Nähe zum Kunden vertrauen auch viele Startups auf seine Leistungen.

    (Bilder: Fotolia Gina Danders | Fotolia © lemontreeimages | © Franz Schmid)

  • Der Erfolgsfaktor des Unternehmens: Die Liquidität

    Der Erfolgsfaktor des Unternehmens: Die Liquidität

    Gastbeitrag von Daniela Schulte, Schulte Unternehmensberatung

    Im Verlauf meiner Beratungstätigkeit habe ich eine Reihe von Faktoren identifiziert, die über Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens entscheiden. Wenn Unternehmer sich auf diese „Stellschrauben“ konzentrieren, schaffen sie eine gute Grundlage für ihren geschäftlichen Erfolg. Wie die Erfahrung zeigt, gilt das quer durch alle Branchen. In dieser Serie befasse ich mich näher mit diesen eminent wichtigen Faktoren. In Teil 1 habe ich über die Personalauswahl gesprochen, in Teil 2 über betriebliche Sicherheit und in Teil 3 über den perfekten Jahreswechsel. Diesmal geht es um ein zuverlässiges Management der Liquidität. Clipart Daumen hoch

    „Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel“ wünscht man sich unter Kapitänen, denn ohne diese Handbreit läuft das Schiff auf Grund, und der Untergang droht. Die gleiche Bedeutung hat die Liquidität für ein Unternehmen, denn ohne flüssige Mittel droht auch hier rasch der Untergang, sprich die Insolvenz. „Immer ein paar Euro auf dem Konto“, müsste man sich daher eigentlich in Unternehmerkreisen wünschen. Dennoch schenken viele Unternehmen der Liquidität, sprich dem Kontostand, nicht die nötige Beachtung, sondern lassen sich am Monatsende überraschen, was „übrig geblieben“ ist. Dies gilt insbesondere für viele klein- und mittelständische Betriebe.

    Warum das so ist, hat mir einmal Hans L., der Gründer und Vorstandschef eines großen börsennotierten Unternehmens erzählt: „Früher habe ich mich nur auf die Arbeit konzentriert, zufriedene Kunden waren das wichtigste für mich. Der Rest wird sich dann automatisch geben, habe ich gedacht. Das ging solange, bis mir die Bank den Kredit gekündigt hat. Ich stand kurz vor der Pleite. Mir stand keine Liquidität mehr zur Verfügung.“

    Clipart AbakusZum Glück nutzte Hans L. die Krise als Chance. Sie wurde zum Wendepunkt seines unternehmerischen Daseins. „Damals habe ich mir vorgenommen: Eines Tages brauchst du keine Bank mehr, weil die Firma selbst genug Geld übrig hat. Nach langer, harter Arbeit hat das funktioniert. Und wenn mir heute die Banken die Türe einlaufen, dann nur, weil ich sie im Prinzip wirklich nicht mehr brauche. Denn an Liquidität fehlt es mir nun nicht mehr.“

    Aber was kann man tun, um die liquiden Mittel Schritt für Schritt zu erhöhen?

    Der allererste Schritt ist es, sich zu verdeutlichen, welche Faktoren über den Kontostand bestimmen. Dazu bitte ich Sie, mir einige Fragen zu beantworten:

    • Wie lange brauchen ihre Kunden im Durchschnitt, um ihre Rechnungen zu bezahlen? Und wie hat sich diese Zeitspanne im letzten Jahr verändert?
    • Wie viele Tage benötigen Sie, um Ihre Vorräte zu verbrauchen? Und wie hat sich diese Zeitspanne im letzten Jahr verändert?

    Wenn Sie diese Fragen auf Anhieb beantworten können, dann sind Sie schon auf einem guten Weg. Falls nicht, sollten Sie nun aufmerksam weiterlesen.

    In einem ersten Schritt sollten Sie tatsächlich analysieren, welches die größten Einflussfaktoren auf den täglichen Kontostand – die Wasserstandsmeldung der Liquidität – sind, und sich diese Kennziffern täglich ansehen. Zwei wichtige Punkte habe ich oben schon angerissen: Die durchschnittliche Forderungslaufzeit, also die Zeit, bis ihre Kunden bezahlen, und das Einkaufsvolumen, also die Vorräte, die sie selber bestellen.

    Natürlich gibt es noch weitere Parameter für die Steigerung Ihrer Liquidität:

    • Die Zahlungsziele, die Sie selber ausnutzen, bis Sie Ihre Rechnungen bezahlen.
    • Der Bestand an offenen Bestellungen (denn diese werden eines Tages zu Rechnungen, die gezahlt werden müssen)
    • Der Bestand an offenen Forderungen (denn diese werden eines Tages zu Liquidität bzw. Zahlungseingängen auf Ihrem Konto)
    • Die überfälligen Forderungen (denn diese bedürfen unter Umständen besonderer Maßnahmen, bis der Kunde zahlt)

    Für diese Punkte können Sie Zielgrößen festlegen, die Sie regelmäßig kontrollieren. Das hilft Ihnen, bei Abweichungen beim Eingang der geplanten Liquidität schneller Gegenmaßnahmen einzuleiten.

    In einem zweiten Schritt wird die operative Ebene in Angriff genommen. Hierzu gehören alle Maßnahmen, die die Zahlungshöhe und das Zahlungsverhalten selber beeinflussen. Beispiele dafür sind:

    • Die Ausnutzung von Skonti bei Lieferanten, um einige Prozentpunkte zu sparenClipart Geldscheine
    • Das Angebot von Kundenskonti, um schnellere Zahlungseingänge zu erhalten
    • Einführung von Anzahlungen bei Kundenbestellungen, damit direkte Schaffung von Liquidität auf dem Konto
    • Das Reduzieren von Abonnements, denn diese verringern ihren finanziellen Spielraum nicht nur einmal, sondern gleich mehrfach über einen langen Zeitraum hinweg
    • Regelmäßige Rabattverhandlungen mit Lieferanten
    • Aushandeln längerer Zahlungsziele
    • Prüfung alternativer Lieferanten, um bessere Einkaufspreise verhandeln zu können
    • Prüfung eines professionellen Forderungsmanagements, z.B. durch Factoring, was allerdings eher zur teuer erkauften Liquidität zählt.

    In einem dritten Schritt erfolgen dann strategische Überlegungen, um die Liquidität des Unternehmens zu verbessern. Hier ist das Feld tatsächlich sehr weit, mögliche Maßnahmen reichen vom Verkauf nicht betriebsnotwendiger Teile bis zur Aufnahme eines Investors, der das Eigenkapital durch Zuführung von Liquidität stärkt. Spätestens bei diesen Schritten empfiehlt es sich, Experten hinzuzuziehen und fachkundige Beratung einzuholen.

    (Fotos: © Clipart | © Daniela Schulte)

    Daniela SchulteDaniela Schulte
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