WAS SIND KMU? KLEINE UND MITTLERE UNTERNEHMEN

Als Unternehmensberater werde ich immer wieder gefragt: „Was genau versteht man eigentlich unter kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)?“ Gerade in Gesprächen mit Unternehmerinnen und Unternehmern, Banken oder im Zusammenhang mit Förderprogrammen taucht dieser Begriff ständig auf. Oft gibt es Unsicherheit darüber, wo die Grenzen liegen und warum diese Einteilung so entscheidend ist.

Deshalb habe ich hier eine ausführliche Klarstellung zusammengestellt – basierend auf den offiziellen Kriterien der Bremer Aufbau-Bank (BAB) und den europäischen Richtlinien. Zusätzlich erläutere ich, welche Rolle KMU in der Wirtschaft spielen, warum ihre Definition so wichtig ist und welche praktischen Auswirkungen diese Einstufung haben kann.

Was sind KMU?

Der Begriff KMU steht für kleine und mittlere Unternehmen. Darunter fallen Unternehmen, die nicht den großen Konzernen zugeordnet werden, sondern nach ihrer Mitarbeiterzahl und nach wirtschaftlichen Kennzahlen wie Jahresumsatz oder Bilanzsumme klassifiziert sind.

Warum ist das so wichtig?
Weil es zahlreiche staatliche Förderungen, steuerliche Erleichterungen und Finanzierungsprogramme gibt, die gezielt für KMU gedacht sind. Außerdem orientieren sich viele Studien, Statistiken und wirtschaftspolitische Entscheidungen an dieser Einteilung.

Die drei Kategorien im Überblick

1. Kleinstunternehmen

Kleinstunternehmen sind die kleinste Einheit innerhalb der KMU-Klassifikation.
Sie sind definiert als Unternehmen mit:

  • weniger als 10 Mitarbeitenden
  • Jahresumsatz oder Jahresbilanzsumme von höchstens 2 Millionen Euro

Typische Beispiele:

  • Ein lokaler Handwerksbetrieb mit zwei Gesellen
  • Ein kleines Café mit wenigen Angestellten
  • Ein Einzelunternehmer mit einem kleinen Online-Shop

Obwohl diese Unternehmen oft sehr klein erscheinen, sind sie von enormer Bedeutung für die regionale Wirtschaft und tragen stark zur lokalen Wertschöpfung bei.


2. Kleine Unternehmen

Die nächste Stufe bilden die kleinen Unternehmen. Sie sind definiert als Unternehmen mit:

  • weniger als 50 Mitarbeitenden
  • Jahresumsatz oder Jahresbilanzsumme von höchstens 10 Millionen Euro

Typische Beispiele:

  • Eine Bäckerei mit mehreren Filialen
  • Ein kleines Ingenieurbüro
  • Ein regionaler Dienstleister mit 30 bis 40 Angestellten

Diese Unternehmen sind oft schon stärker organisiert als Kleinstbetriebe und haben klarere Strukturen. Sie stellen einen wichtigen Teil des Mittelstands dar.


3. Mittlere Unternehmen

Die größte Gruppe innerhalb der KMU sind die mittleren Unternehmen. Sie sind definiert als Unternehmen mit:

  • weniger als 250 Mitarbeitenden
  • Jahresumsatz von höchstens 50 Millionen Euro oder Jahresbilanzsumme von höchstens 43 Millionen Euro

Typische Beispiele:

  • Ein produzierender Betrieb mit 150 Mitarbeitenden
  • Ein mittelständischer Maschinenbauer
  • Ein IT-Unternehmen mit 200 Angestellten und internationalem Kundenstamm

Diese Unternehmen sind häufig das Rückgrat des deutschen Mittelstands und zeichnen sich durch hohe Innovationskraftund Exportstärke aus.


Warum die Definition wichtig ist

Die Einordnung in diese Kategorien ist nicht nur eine theoretische Frage, sondern hat sehr konkrete Auswirkungen:

  1. Förderprogramme und Subventionen
    Viele staatliche Förderungen – etwa für Digitalisierung, Innovation oder Nachhaltigkeit – sind explizit auf KMU zugeschnitten. Nur wer als KMU gilt, kann diese Unterstützung beantragen.
  2. Finanzierungen und Bankkredite
    Banken nutzen die KMU-Definition, um spezielle Kreditprogramme aufzulegen. Auch die KfW oder Landesbanken arbeiten mit dieser Klassifizierung.
  3. Statistiken und Vergleiche
    Nationale und europäische Statistiken unterscheiden gezielt zwischen KMU und Großunternehmen, um die wirtschaftliche Struktur besser zu verstehen.
  4. Beratung und Coaching
    Auch Unternehmensberater und Coaches richten ihre Angebote gezielt an KMU, da hier die Herausforderungen andere sind als bei Großkonzernen.

Die Rolle von KMU in der deutschen Wirtschaft

In Deutschland spricht man oft vom Mittelstand – und dieser wird in weiten Teilen durch KMU repräsentiert. Rund 99 % aller Unternehmen in Deutschland gehören zu den kleinen und mittleren Unternehmen.

Ein paar beeindruckende Fakten:

  • KMU stellen etwa 60 % aller Arbeitsplätze in Deutschland.
  • Sie bilden über 80 % der Auszubildenden aus.
  • Sie sind ein entscheidender Motor für Innovation und technologischen Fortschritt, da viele Nischenlösungen aus dem Mittelstand kommen.

Das zeigt: Auch wenn Großkonzerne wie Volkswagen, Siemens oder SAP Schlagzeilen machen – die eigentliche Stärke der deutschen Wirtschaft liegt im breiten Fundament der kleinen und mittleren Unternehmen.


Herausforderungen von KMU

So wichtig KMU sind, so stehen sie auch vor besonderen Herausforderungen:

  1. Digitalisierung
    Viele kleine Unternehmen haben Nachholbedarf, wenn es um digitale Prozesse, Online-Marketing oder Automatisierung geht.
  2. Fachkräftemangel
    Gerade kleinere Betriebe haben es schwerer, qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten.
  3. Bürokratie
    Verwaltung, Berichtspflichten und gesetzliche Vorgaben belasten kleine Unternehmen oft überproportional stark.
  4. Finanzierung und Investitionen
    Im Vergleich zu Großunternehmen haben KMU weniger Zugang zu Kapital und müssen Investitionen sorgfältiger abwägen.

Chancen für KMU

Gleichzeitig bieten sich KMU viele Vorteile und Chancen:

  • Flexibilität: Sie können schneller auf Marktveränderungen reagieren.
  • Nähe zum Kunden: Viele KMU pflegen enge, persönliche Beziehungen zu ihrer Kundschaft.
  • Innovation: Gerade Nischenanbieter sind häufig Vorreiter bei neuen Ideen.
  • Regionalität: KMU sind stark in ihrer Region verwurzelt und genießen Vertrauen.

Fazit: KMU als Rückgrat der Wirtschaft

Die Einteilung in Kleinstunternehmen, kleine und mittlere Unternehmen mag auf den ersten Blick wie eine reine Formalität wirken. Doch sie ist entscheidend für Förderprogramme, Finanzierungsmöglichkeiten und wirtschaftspolitische Maßnahmen.

Für Unternehmerinnen und Unternehmer ist es daher wichtig, die eigene Position genau zu kennen. Wer die Kriterien versteht, kann gezielt Förderungen beantragen, seine strategische Planung anpassen und die Vorteile nutzen, die KMU in Deutschland genießen.

Als Unternehmensberater sehe ich jeden Tag, wie vielfältig und bedeutend KMU sind – ob es der Handwerksbetrieb mit drei Angestellten ist, das Softwarehaus mit 120 Mitarbeitenden oder das Familienunternehmen, das seit Generationen erfolgreich am Markt besteht. Gemeinsam haben sie eines: Sie sind der Motor unserer Wirtschaft.

Quelle aus https://www.bab-bremen.de/sixcms/media.php/163/75594/21_KfW%20KMU-Definition.pdf

Inhaltsverzeichnis

Lars Strempel

Lars Strempel ist ehemaliger Geschäftsführer, internationaler Director, Unternehmer und zertifizierter Systemischer Coach. 
In seiner Beratung hilft er Selbständigen & Unternehmern bei Klarheits- und Veränderungsprozessen für mehr Wirtschaftlichkeit und Wachstum in Positionierung, Marketing und Vertrieb.

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