Cannabis und die Wirtschaft – Chancen und Potentiale am Beispiel von Colorado

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Gastbeitrag zu Aspekten einer Legalisierung von Cannabis

Wie bei vielen großen Themen gibt es auch rund um die Legalisierung von Cannabis Kritiker und Befürworter, stichhaltige und schwammige Argumente sowie daraus resultierend zahllose Emotionen, die bei allen Beteiligten immer wieder aufkochen. An dieser Stelle soll deshalb nun einmal ein vollkommen objektiver Ausblick auf einen Aspekt einer möglichen Legalisierung von Cannabis geworfen werden, der in der emotionalen Debatte viel zu häufig vernachlässigt wird: Die Wirtschaft. Gerade mit Blick auf die durchgeführte Cannabis-Legalisierung in den Staaten Colorado und

Cannabis stammt aus der Hanf-Wirtschaft

Washington lassen sich die Ausführungen mit zahlreichen brandaktuellen Zahlen und Informationen bestätigen Dabei steht in diesem Sinne keine subjektive Wertung im Fokus dieses Artikels, sondern eine nüchterne Betrachtung von Tatsachen. Dabei ist klar, dass letztendlich immer auch Raum für Spekulationen geschaffen wird. Diese sollen jedoch am Ende dieses Artikels lediglich angerissen und keineswegs umfassend ausgeführt werden.

Aktuelle Situation zu Cannabis in den USA

Derzeit gibt es in den USA genau drei Staaten, in denen nicht nur der Erwerb und der Konsum von medizinischem Marihuana gestattet ist, sondern auch der für den privaten Gebrauch: Washington, Alaska und Colorado. Daneben existiert mittlerweile eine ganze Reihe verschiedener Staaten, in denen bereits der Erwerb und Konsum von Cannabis für den medizinischen Gebrauch legal ist. Hierzu gehören unter anderem Kalifornien, New Mexico, Illinois und auch Maine. Verschiedene weitere Staaten haben angekündigt bereits in der nächsten Zeit intensive Änderungen an der aktuellen Gesetzeslage vorzunehmen. Dies geschieht allerdings nicht nur auf Nachdruck der Bevölkerung, sondern vor allem mit Blick auf das große steuerliche und wirtschaftliche Plus, das in denjenigen Staaten verzeichnet werden kann, in denen die Cannabis-Legalisierung bereits ganz oder zumindest in Teilen durchgeführt wurde.

Fakt: Drei Staaten in den USA erlauben neben medizinischem Konsum auch den privaten Konsum von Cannabis. In 23 Staaten ist der Konsum zu medizinischen Zwecken erlaubt. Verschiedene Staaten stehen kurz vor einer Gesetzesänderung, um Cannabis entweder komplett oder in Teilen zu legalisieren.

Wirtschaftliche Entwicklungen in Colorado seit der Legalisierung

Colorado war der erste Bundesstaat, der Marihuana voll und ganz legalisiert hat und genau in diesem Bundesstaat lassen sich die wirtschaftlichen Folgen heute, gut zwei Jahre nach der Durchsetzung der Legalisierung deutlich ablesen. Zum einen wurden in Colorado in der sogenannten Marihuana-Industrie tausende neue Jobs geschaffen. Vom kleinen Angestellten, der dem Kunden die verschiedenen Produkte verkauft, über den Gärtner, den Lagerarbeiter oder auch den Manager bis hin zum Cannabis-Tester – viele Menschen, die vorher arbeitslos gewesen sind, haben durch die Legalisierung von Cannabis in Colorado eine deutliche Zukunftsperspektive bekommen. Die Zahl der steuerlichen Einnahmen im Bundesstaat ist durch diesen Boom auf dem Arbeitsmarkt verständlicherweise gestiegen.

Fakt: Mehr Arbeitsplätze durch Cannabis-Legalisierung möglich.

Ebenfalls auffällig sind die stark gestiegenen steuerlichen Einnahmen in Colorado, wo der Konsum von Cannabis 2014 legalisiert wurde. Im ersten Jahr wurden allein rund 60 Millionen US-Dollar mehr an Steuereinnahmen in Colorado erwirtschaftet. Mittlerweile sind diese Zahlen weiter nach oben geklettert. Aufgemerkt: Dieses große steuerliche Plus bezieht sich einzig und allein auf die Mehreinnahmen an Steuern aus dem Verkauf von Cannabis. Die Lohnsteuer für die neuen Arbeitsplätze oder andere steuerliche Mehreinnahmen, die mit der Legalisierung von Cannabis zusammenhängen, wurden bei dieser Summe nicht einkalkuliert.

Fakt: Ein großes Plus bei den Steuer-Einnahmen ist durch die Besteuerung des Verkaufs von Cannabis möglich.

Weiterhin relevant ist der Tourismus-Boom, der sich in Colorado seit der Legalisierung von Cannabis eingestellt hat. Viele Reiseveranstalter haben sich ganz konkret auf den Cannabis-Tourismus eingeschossen und bieten Reisen an, die haargenau auf die Bedürfnisse dieser speziellen Kundengruppe abgestimmt sind. Die lokale Wirtschaft profitiert von diesem Boom, denn auch wenn die Menschen vorrangig wegen des legalen Marihuanas nach Colorado kommen, müssen sie trotzdem dort übernachten, einkaufen oder Essen gehen. Und genau an dieser Stelle zeigt sich, dass die Legalisierung von Cannabis nicht nur Auswirkungen auf diesen einen speziellen Wirtschaftszweig mit sich bringt, sondern auch andere Bereiche stark beeinflusst.

Fakt: Der Tourismus in Colorado boomt, wovon letztendlich nicht nur die Cannabis-Branche profitiert, sondern auch Hotelbesitzer und viele andere Unternehmen aus dem tourismusnahen Bereich.

Welche dieser Entwicklungen lassen sich übertragen?

Insbesondere in den Bereichen Tourismus, Steuern und auf dem Arbeitsmarkt kann eine positive Entwicklung für Deutschland nach einer potentiellen Legalisierung von Cannabis als wahrscheinlich angesehen werden. Eine Besteuerung des legalen Verkaufs könnte mit großen Mehreinnahmen einhergehen. Zudem liegt die Vermutung nahe, dass auch in Deutschland viele neue Unternehmen gegründet würden, die ähnlich wie in den USA zahlreiche Arbeitsplätze entstehen lassen würden. Dies hätte langfristig einen positiven Effekt auf die Arbeitslosenzahlen, würde aber auch die Stabilität der Rentenkassen sichern.

Weiterhin kann davon ausgegangen werden, dass auch der Tourismus von einer Cannabis-Legalisierung profitieren würde. Ähnlich wie auch in anderen Ländern, in denen der Konsum erlaubt ist, wie beispielsweise in den Niederlanden, dürfte auch Deutschland mit derart positiven Entwicklungen rechnen. Dabei gilt es vor allem zu beachten, dass der Cannabiskonsum in diesem Bereich nicht der einzige wirtschaftlich relevante Faktor wäre.

Cannabis im Hanf-Magazin

Fazit: Steuerliche Vorteile, der Boom einer Branche und der individuelle Nutzen

Rein wirtschaftlich gesehen könnte eine Legalisierung von Cannabis deutliche Vorteile mit sich bringen, die sich an zeitnahen Beispielen aus anderen Ländern der Welt belegen lassen. Steuerliche Mehreinnahmen bei einer lohnenswerten Besteuerung des Verkaufs von Cannabis sowie ein deutliches Plus an freien Stellen auf dem Arbeitsmarkt dürften aus wirtschaftlicher Sicht einschneidende Faktoren sein. Grundsätzlich lassen diese sich aber selbstverständlich erst dann belegen, wenn eine Cannabis-Legalisierung tatsächlich durchgeführt wurde.

Übrigens: Die Entwicklungen in Colorado haben neben dem starken wirtschaftlichen Plus ebenfalls gezeigt, dass mit Blick auf die Kriminalitätsrate keinerlei Unterschiede festzustellen waren. Dementsprechend hat es nach der Legalisierung weder mehr noch weniger Verbrechen in Colorado gegeben und auch die Polizei hat dementsprechend genauso viel zu tun, wie vor der Legalisierung.

Vergessen werden sollte an dieser Stelle aber trotzdem nicht, dass es sich bei Cannabis noch immer um ein Rauschmittel mit verschiedenen Risiken handelt. Hinsichtlich des Suchtpotentials von Cannabis sind sich die aktuellen Forschungen bislang zwar nicht einig, Fakt ist aber, dass Cannabis genauso wie Nikotin oder Alkohol zu einer Abhängigkeit führen kann. Der Konsum hierzulande ist aus diversen Gründen noch immer verboten bzw. nur sehr stark eingeschränkt erlaubt. In aktuellen politischen Debatten kommt das Thema der Legalisierung von Cannabis zu unterschiedlichen Zwecken aber immer wieder auf. Verschiedene europäische Länder haben die Legalisierung von medizinischem Marihuana bereits vor längerer Zeit umgesetzt. Israel ist hierfür ein wichtiges Beispiel. Parallel investiert Israel jährlich zahlreiche Gelder in die Forschung – Ziel ist es unter anderem Nutzen und Risiken vom Cannabiskonsum stärker differenzieren und im Detail benennen zu können. So können die Gefahren von sogenannten weichen Drogen wie Cannabis zukünftig besser eingeschätzt werden. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn von Marihuana als Wirtschaftsfaktor gesprochen  wird und sollte demnach niemals in der Debatte vergessen werden.

(Bilder: Fotolia.com © Eskymaks | © www.hanf-magazin.com)
Quelle: Lucas Nestler, deutsche Bloglinks [trotz aller Sorgfalt kann ich eine Haftung nicht übernehmen]

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