e-Recruiting und Online-Stellenbörsen hin oder her: Die richtige Wahl für den Berufseinstieg zu treffen war vermutlich noch nie so schwer wie heute. Der Arbeitsmarkt hat enorm viel zu bieten, ist aber auch fragmentiert und für Arbeitssuchende recht unübersichtlich. Hinzu kommen fehlende Orientierung bei Bewerbern („Was will ich?“) und intransparente Bewerbungsprozesse auf Seiten der Arbeitgeber. Die Folgen? Laut der aktuellen Staufenbiel-Studie „Job Trends 2013“ (PDF) führen gerade einmal 13 Prozent aller Bewerbungen zu einem Vorstellungsgespräch und wiederum nur 22 Prozent aller Vorstellungsgespräche zu einer Einstellung. Das ergibt eine Chance von knapp unter drei Prozent, dass eine Bewerbung auch tatsächlich zur Einstellung führt. Arbeitssuchende müssen durchschnittlich über 100 Bewerbungen schreiben, um einen Job zu bekommen. Und auch für Arbeitgeber ist der Aufwand trotz toller Ansätze fürs e-Recruiting groß. Im Schnitt dauert es doppelt so lange, eine Stelle zu besetzen, als anfänglich gedacht.
Das sind wenig ermutigende Zahlen für den deutschen Recruiting-Markt, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels. Es scheint, als hätten in diesem Dickicht weder Personalentscheider noch Bewerber den vollen Überblick. Das führt auf beiden Seiten zu Frustrationen. Was fehlt ist eine passgenaue Vermittlung von Bewerber und Stelle. Und das in möglichst kurzer Zeit und mit möglichst wenig Arbeitsaufwand für beide Seiten.
„Next Level Recruiting“ verknüpft e-Recruiting und Empfehlungen
Das Ende vom Lied? Die beste Chance auf einen Job haben immer noch die Bewerber, die auf Grund einer persönlichen Empfehlung zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden. Trotz aller neuen Prozesse, neuer Medien und e-Recruiting scheinen hier noch althergebrachte Muster vorzuherrschen. Das ist verständlich, denn auch Personaler kaufen nicht die „Katze im Sack“, sondern wollen möglichst schon vorher wissen, ob der Bewerber lohnenswert ist oder nicht. Aber wie stellt man das richtig an, ohne einen großen Overhead an Arbeit zu erzeugen?
Genau hier setzt das Start-Up Talents Connect an. Die Kölner haben im Sommer eine e-Recruiting-Plattform ins Leben gerufen, die genau darauf basiert: Empfehlungen auszusprechen. Dazu bedienen sie sich eines Verfahrens, das bereits von Partnerbörsen bekannt ist und gut funktioniert, des „Matchings“. Mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden werden Unternehmen und Bewerber im Hinblick auf weiche Faktoren untersucht und anschließend von einem Algorithmus aufeinander „gematcht“, also zielgenau verglichen. Entwickelt werden die Methoden, psychologische Fragebögen zur Erstellung individueller Profile, gemeinsam mit dem Kölner Institut für Managementberatung.
Diese Herangehensweise geht über klassisches e-Recruiting hinaus und hat das Ziel, die gesamte Vorselektion von Bewerbungen zu übernehmen. Wie wünscht sich der Bewerber seine Arbeit? Welche Eigenschaften muss er mitbringen, um in das Unternehmen zu passen? Harte und weiche Faktoren werden gezielt miteinander verglichen und ermöglichen beiden Seiten somit ein erstes Kennenlernen vor dem eigentlichen persönlichen Gespräch. Dank des Algorithmus sehen Personaler nur die Bewerbungen mit einem hohen „Matching-Score“ auf ihrem Schreibtisch, deren Absender also fachlich sowie charakterlich auch wirklich zum Unternehmen passen, die Zeit-Investition einer HR-Abteilung in diese Bewerber demnach gut zu begründen ist. Auf der anderen Seite hilft diese Herangehensweise den Bewerbern dabei, Orientierung zu erhalten. Sie bekommen auf der Plattform nur die Jobs angezeigt, die den eigenen Zielen und Vorstellungen entsprechen.
e-Recruiting mit Bauchgefühl
So macht mal wieder ein Start-Up den Anfang, einer Branche neue Impulse zu geben. Zwar kann kein Algorithmus der Welt das über Jahre erprobte „Bauchgefühl“ eines erfahrenen Personalers ersetzen, aber die aufwändige Vorauswahl abnehmen kann er schon. Und nebenbei hat das Verfahren noch einen interessanten Effekt. Kleine Unternehmen im ländlichen Raum haben oft mit dem genauen Gegenteil zu kämpfen: Zu wenig Bewerber auf wichtige Vakanzen. Wenn aber die Unternehmenskultur eines Mittelständlers im „Ländle“ gut zu einem Bewerber passt, schlägt Talents Connect beide Parteien einander vor. Das gibt auch KMUs eine gute Chance, sich Potenzialträger (high potentials) der „Generation Y“ als Mitarbeiter zu sichern. Und das ohne große Maßnahmen zum e-Recruiting.
Autor:
Christian Brand ist Kommunikationsleiter bei
Talents Connect in Köln.
christian@talentsconnect.com
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(Fotos: Fotolia: © Minerva Studio | © TalentsConnect)