Damit das klar ist: Willkommen zu Consulting Deluxe, meinem persönlichen Podcast. Das ist Folge Nummer 24. Brauchen wir noch Werbeagenturen – oder nicht? Los geht’s.
Ja, willkommen zu meinem Podcast und endlich wieder eine neue Folge. Ich nehme das zum Anlass, weil ich gerade mit zwei Unternehmen im Kontakt stehe, die Kund:innen von mir geworden sind, und wir dort viel über das Thema Marketing und Werbung sprechen.
Die Wirtschaft zieht an, wir brauchen mehr Kund:innen, kleinere Kosten, wir achten stärker auf die Margen – und ich stelle nicht nur bei meinen Kund:innen fest, also bei mittelständischen, inhabergeführten Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche, sondern auch bei produzierenden Unternehmen in Deutschland, dass die Marketingabteilungen oft ausgedünnt sind oder nicht besonders zielorientiert arbeiten.
Rückblick auf meine Agenturzeit
Ich möchte heute etwas weiter ausholen. Diejenigen unter euch, die es wissen: Ich hatte selbst eine Werbeagentur – von 2010 bis 2017. Wir hatten uns spezialisiert auf das Thema Branding und hier vor allem auf Websites für industriell produzierende Unternehmen und einige Dienstleister:innen, die bei uns Kund:innen waren. Wir haben diese Leute betreut.
Wenn ich so an die Werbewelt zwischen 2010 und 2017 zurückdenke, an die schönen großen Events, die es damals gab, an die ADC-Nägel, die Cannes-Löwen, die man gewinnen konnte für besondere Kampagnen, dann wirkt das Ganze fast wie ein vergilbtes Fotoalbum. Keine andere Branche ist meiner Meinung nach schneller im Wandel als die Marketingbranche.
Früher wurden Kampagnen mit viel Zeit entwickelt, mit starkem, großem Budget, strategischem Feinschliff, vielen Abstimmungen in Gremien, Vorständen oder Beiräten. Geschäftsführer:innen wurden zu Rate gezogen. Es ging um große Ideen und starke Störer, die im Gedächtnis blieben wie alte Jingles. Und das war auch nötig, weil die Medienlandschaft damals aus wenigen, aber sehr teuren Kanälen bestand.
Warum das damals funktionierte – und heute nicht mehr
Wenn man an die klassischen Unternehmensbroschüren, Webseiten, Plakatflächen, TV, Radio und die ersten Websites denkt, dann ging es damals darum, diesen einen starken Faktor zu schaffen, der im Kopf der Kund:innen hängen bleibt. Das ist heute zwar immer noch wichtig, aber damals gab es einfach nicht so viele Kanäle und Möglichkeiten wie heute.
Auch die technischen Voraussetzungen sind über die letzten Jahrzehnte unglaublich viel einfacher geworden. Die Hürden werden immer kleiner. Je nachdem, welchen Kanal ich bespielen möchte oder welche Leistungen ich anbiete, reicht es heute teilweise schon, das konstant auf einem Kanal zu machen, ein Handy in die Hand zu nehmen und vielleicht gar keine Werbeagentur mehr dafür zu brauchen – weil es schnell und einfach produziert werden muss und damit im Impuls der Zeit bleibt.
Die Frage aller Fragen: Braucht ihr noch Werbeagenturen?
Genau darüber möchte ich heute mit euch sprechen:
Braucht ihr noch Werbeagenturen – ja oder nein?
Mich interessieren vor allem eure Erfahrungen:
Wofür nutzt ihr Werbeagenturen heute noch?
Auch spezialisierte Agenturen – Digitalagenturen, UX/UI-Designer:innen, SEO-Agenturen, Conversion-Agenturen, Content-Agenturen, Social-Media-Agenturen… all das gibt es ja.
Und gleichzeitig gehört zur Frage natürlich immer:
Welches Ziel möchte ich mit meinem Marketing ganz konkret erreichen?
Der Vertrieb gehört da zwingend mit dazu. Die Prozesskette im Fulfillment muss funktionieren – tut sie auch oft, gerade im E-Commerce. Aber bei klassischen Dienstleistungen oder produzierenden Unternehmen stelle ich häufig fest, dass die Idee zwar gut ist, aber Prozesse oft haken.
Die alte Welt ist endgültig vorbei
Diese schöne, alte Welt existiert heute nicht mehr.
Heute gewinnen keine ausgefeilten Leitideen mehr – stattdessen gibt es klare, einfache Anleitungen, wie man Hooks schreibt, die in Sekunden fesseln müssen.
Ein Video begeistert, ein Meme entzündet Begeisterung – und verschwindet wieder, bevor wir es bewusst abspeichern können. Wenn ich weiter scrolle, ist das, was gerade noch toll war, in 20 Sekunden vergessen, weil ein anderes emotionales Video es überschattet.
Aufmerksamkeit ist heute die flüchtigste Währung.
Was früher Wochen und ein ganzes Agenturteam brauchte, kann ich heute in wenigen Minuten erstellen. KI-Tools wie GPT, Canva, CapCut oder Midjourney haben Geschwindigkeit und Zugang komplett verändert. Gleichzeitig zwingt uns der Algorithmus in eine kontinuierliche Auslieferungshaltung: Wir müssen sichtbar bleiben, präsent bleiben, flexibel bleiben – sonst werden wir abgestraft.
Keine Branche ist härter als die Plattformen.
Der Algorithmus bestimmt die Regeln
Wenn du nicht konstant lieferst, wirst du sofort im Ranking abgestraft. Die Plattformen kennen keine Emotionen, kein „Ich bin nicht dazu gekommen“.
Das erzeugt Druck – aber erklärt auch perfekt, wie Marketing heute funktioniert.
Plattformbetreiber wie Google, YouTube, Meta oder TikTok geben uns den Takt vor wie ein Arbeitgeber.
Wenn sich der Algorithmus über Nacht ändert, ändert sich auch unser Erfolg.
Flexibilität ist Pflicht.
Bewertungen sind heute das neue Branding
Früher reichten ein paar gute Referenzen, interne Stimmen oder Unternehmensbroschüren, um Vertrauen aufzubauen.
Heute entscheidet die Masse – brutal transparent:
- Google-Sternchen, Trustpilot, Kommentare, Likes, Herzchen, Views,
Alles wird in Echtzeit bewertet. Das Internet vergisst nichts.
Marken sind heute nicht mehr über eine einzelne Kampagne geschützt.
Sie hängen an Customer Experience, Interaktion, Servicequalität, Fulfillment und an jeder einzelnen Bewertung.
Ein gutes Werbevideo kann schlechte Prozesse nicht mehr retten.
Der frühe Fokus auf Messbarkeit – und warum er heute gefährlich ist
Schon damals, als wir Websites bauten, war die Frage:
„Dürfen wir Google Analytics nutzen?“
Messbarkeit war da – aber nicht in dem Ausmaß wie heute.
Heute vergleichen wir ständig.
Wir analysieren, optimieren, kontrollieren – und verlieren uns in der Illusion, dass alles planbar wäre.
Wer zu lange vergleicht, handelt irgendwann nicht mehr.
Viele schauen mehr auf den Wettbewerb als auf ihre eigenen Kund:innen.
Das ist gefährlich.
Menschen wollen keine Kopie der Kopie
Menschen wollen echte Inhalte, echte Stimmen, echte Perspektiven – keine Hochglanzkopie von jemand anderem.
Diese Authentizität entsteht nicht in vier Feedbackrunden, sondern draußen am Markt.
Plattformen haben das Agenturmodell bewusst untergraben
Früher hatten Agenturen ein Monopol:
Sie wussten, wie Kommunikation funktioniert, wie Medien gebucht werden, wie Designprozesse laufen.
Heute wollen Google, Meta, TikTok oder LinkedIn dein Werbebudget direkt.
Sie bieten:
- Self-Service-Tools
- automatisierte Kampagnen
- KI-optimierte Creatives
- Schritt-für-Schritt-Anleitungen
Damit sparen Unternehmen den Zwischenhändler – die Agentur.
Warum eine Agentur bezahlen, wenn ich die Kampagne selbst in 30 Minuten aufsetzen kann?
Über Preise und Sinnhaftigkeit externer Teams
Viele Agenturen liegen heute in Preisregionen von 2.000, 3.000, 4.000 Euro im Monat – was fast schon ein Inhouse-Mitarbeitender wäre oder direktes Werbebudget sein könnte. Warum also extern? Nur, wenn die Agentur wirklich spezialisiert ist. Nur, wenn sie echte Expertise einbringt, die intern fehlt.
Aber: Die Plattformen machen es immer leichter, es selbst zu tun.
Ausbildung kommt nicht mehr hinterher – Quereinsteiger gewinnen
Trends wechseln heute schneller, als Universitäten Curricula aktualisieren.
Quereinsteiger:innen, die flexibel, schnell und leidenschaftlich sind, haben heute oft größere Vorteile.
Mit einem guten Smartphone lässt sich Content sofort dort produzieren, wo er entsteht – spontan, authentisch, nah am Geschehen.
Wenn ein Unternehmen das wirklich will, muss es weg von der Jahresplanung und hin zum kontinuierlichen Testen.
Warum eine Person heute drei frühere Rollen ersetzt
Früher gab es Grafiker:innen, Texter:innen, Fotograf:innen, Videograf:innen.
Heute ist das oft eine Person – unterstützt durch KI, Tools und dynamische Workflows.
Aber gute Leute müssen fair bezahlt werden.
Und die Industrie zahlt deutlich mehr als Agenturen.
Brauchen wir Agenturen überhaupt noch? Die unbequeme Antwort
Die ehrliche Antwort lautet:
Es kommt darauf an – aber meistens: nein.
Zumindest nicht mehr für das, wofür wir sie früher gebraucht haben.
Corporate Design, Identität, Logo, Briefpapier – das kann sich heute jeder selbst zusammenstellen. Pinterest, Canva, Vorlagen, Online-Tutorials. Und wenn man etwas einkauft, dann deutlich günstiger.
Ich liebe gute Agenturarbeit.
Ich liebe starke Ideen.
Ich liebe kreative Konzepte.
Aber:
Schönheit verkauft nicht, wenn Prozesse dahinter schlecht sind.
Was zählt, ist Umsatz. Marge. Kundenerlebnis.
Was heute wirklich ins Unternehmen gehört
Alles, was wiederholbar, automatisierbar oder schnell erlernbar ist, gehört für mich heute ins Unternehmen:
- Content
- Social Media
- Ads
- Daten
- Design
- Video
- KI-optimierte Workflows
Unterstützt durch KI – mit deutlich kürzeren Produktionsprozessen und niedrigeren Kosten.
Unternehmen haben heute ganz andere Prioritäten als früher:
- Kunden gewinnen
- Umsatz erhöhen
- Marge verbessern
- Kosten reduzieren
- Prozesse automatisieren
- Workflows vereinfachen
Diese Ziele sprechen eher für Inhouse-Teams als für Agenturen.
Die eierlegende Wollmilchsau – und warum sie heute realistischer ist
Früher suchten Unternehmen jemanden, der alles konnte – unrealistisch. Heute ist das durch Tools möglich.
Aber gute Leute müssen gut bezahlt werden. Agenturen zahlen selten so gut wie Industrieunternehmen.
Und niemand möchte zurück in alte Agenturstrukturen, in denen Überstunden normal waren.
Gute Ideen bleiben – aber die Umsetzung wandert ins Unternehmen
Wir brauchen weiterhin mutige Ideen.
Aber die Umsetzung, die Geschwindigkeit, das Testing und der Marktkontakt gehören heute ins Unternehmen selbst – nah an Produkt, Kundschaft und Realität.
Agenturen müssen sich neu erfinden, sonst werden sie von KI, Self-Service und Inhouse-Teams ersetzt.
Abschluss & Einladung zur Diskussion
Wie seht ihr das?
Braucht ihr noch externe Dienstleister, weil Zeit, Ressourcen oder Expertise fehlen?
Oder stellen eure Kund:innen heute vor allem eine Forderung:
„Hauptsache, die Leistung stimmt und die Ergebnisse passen.“
Das war Folge 24: „Werbeagenturen – macht das eigentlich noch Sinn?“
Ich hoffe, ich konnte euch spannende Impulse geben. Wenn dir die Folge gefallen hat, lass gerne ein Like da, besuche meine Website oder vernetze dich mit mir auf LinkedIn. Ich wünsche dir eine gute Zeit – bis bald.



