Coaching-Gespräche mit einem StartUp im Rahmen eines Businessplan-Wettbewerbes sind stets eine spannende Herausforderung, zuweilen skurril, aber auf jeden Fall nie langweilig. Denn auch wenn sich im Laufe meiner Beratertätigkeit so manche Themen, Problemstellungen oder Fragen wiederholt haben: durch den persönlichen Kontext der Gründer beziehungsweise des StartUps stellen sie sich mir in immer wieder neuen Facetten dar. Meine Hauptaufgabe besteht dann zunächst einmal darin, mich in mein Gegenüber hineinzuversetzen und seine Idee(n) zu verstehen. Dies dauert mal kürzer, manchmal nur eine halbe Stunde, ein anderes Mal deutlich länger, zuweilen bis zu zwei Stunden. Die Schwierigkeit dabei besteht oft darin, den Menschen hinter dem Projekt kennenzulernen, seine Persönlichkeit und Fähigkeiten zu erkennen, seine Visionen zu erfassen. Erst dann kann ich bei einem solch wichtigen Schritt wie der Existenzgründung eine vorsichtige Einschätzung abgeben. In der Regel bedarf es aber mehrerer Coaching-Gespräche, um gemeinsam eine solide und aussagekräftige Bewertung eines Gründungsvorhabens zu erarbeiten.Dabei macht es selten einen Unterschied, um welche Art von StartUp es sich handelt: den Aufbau eines Chauffeur- oder Wohnmobil-Dienstes, die Eröffnung einer Eisdiele oder einer Sporthalle, die Gründung eines Verlags oder eines Internet-Portals. Denn trotz einer flexiblen, analytischen Vorgehensweise offenbaren sich individuelle Probleme und im Detail versteckte Herausforderungen in aller Regel erst im Wechselspiel zwischen den Gründern und mir. Fragen führen zu Anregungen, aus denen Antworten abgeleitet und schließlich Einsichten gewonnen werden. Das dauert seine Zeit.
Nicht alle der Gründungsideen, die mir bisher als Coach begegnet sind, waren interessant, spannend oder innovativ. Manche von ihnen waren geradezu von zweifelhafter Natur…
Einmal wollte jemand die Formen der Windräder von Windkraftanlagen durch andere von der Natur vorgegebene Konstruktionen (wie bei Vögeln) ersetzen. Ein anderes Mal saß mir eine ältere Person gegenüber und wollte eine Bank gründen. Später sah ich sie mit dem Fahrrad davon fahren … Wiederum traf ich unter unglücklichen Umständen (es war sehr voll) auf einen jungen Mann, der gerade sein Studium begonnen hatte. Er wolle eine Unternehmensberatung für den Aufbau von Handelsgeschäften mit China gründen. Ich schlug ihm vor, doch erst mal sein Studium durchzuziehen und Know-how im China-Geschäft aufzubauen. Er war beleidigt, beschimpfte mich und beschwerte sich beim Leiter von NUK (Neues Unternehmertum Rheinland e.V.). Dieser drohte mir mit Rausschmiss. Seitdem habe ich mich von NUK etwas zurückgezogen.
Das Coach-Gespräch war im Fall des StartUp eines Beerdigungsunternehmens einfach. Sein Gründungskonzept sah vor, dass sein Institut einfach besser sein solle als das der Konkurrenz. Der Gründer kam aus der Branche, wusste, wie der Markt dort „tickt“. Ich vermute, er führt heute ein erfolgreiches Geschäft. Begräbnisse gibt es immer …
Der Leser kann sich sicher vorstellen, dass der Ablauf solcher Gespräche recht individuell verläuft, eine gute und richtige Führung solcher Gespräche nicht ganz einfach ist. Nicht immer gelingt mir das. Ich denke, ich gebe da dennoch viel, helfe vielen Menschen ein Stück des Weges weiter. Nur selten erhalte ich ein Feedback. Hier mal ein Beispiel:
Vielen Dank nochmal für das hilfreiche Gespräch!
Hier ein wenig Feedback. Gut hat mir die stellenweise provokative Gesprächsführung gefallen, da auch ich gern diese Technik bei Beratungen einsetze. Besonders angebracht ist sie, denke ich, da ja zwei Welten aufeinanderprallen: hier die „Fachidioten ohne Ahnung vom Geldverdienen“ (meine Überspitzung dort die wirtschaftliche Erfahrung. Das Vertriebskonzept auf 400-EUR-Basis fand ich nicht so passend, aber das lag auch daran, dass ich mit www.koeln.de eine falsche Fährte gelegt hatte („alle Städte und Gemeinden als Kunden“). Ansonsten haben wir schon einige Stellen im Businessplan umgearbeitet, aufgrund Ihrer Ausführungen :-). Gut gefiel mir auch, dass Sie ehrlich bei manchen Fragen gepasst haben. Wir bereiten nun die Abgabe zur 3. Runde vor. Über eine weitere Zusammenarbeit würde ich mich freuen; dazu melde ich mich dann.
Meine Empfehlung: Nutzen Sie, als Existenzgründer, als StartUp die einzigartigen Möglichkeiten von Businessplan-Wettbewerben. In unserer Region gibt es zwei tolle Wettbewerbe: NUK in Köln, Bonn und Düsseldorf sowie start2grow in Dortmund.