LARS STREMPEL

Körperschaftssteuer, globale Mindeststeuer und Co. – Wie Unternehmen angemessen auf Steuerreformen reagieren können

Die Steuer gilt als zentrale Einkommensquelle des Staates und aufgrund wirtschaftlicher und politischer Dynamiken werden bestehende Gesetze und Richtlinien immer wieder angepasst. Zu den Gründen für die Reformierung zählen heutzutage vor allem der technische Fortschritt und die weltweite Vernetzung ökonomischer Akteure.

Durch den Siegeszug der Big Player aus dem Silicon Valley und der allgemein großen Relevanz des E-Commerce sind herkömmliche und digitale Wirtschaft kaum noch voneinander zu trennen und Unternehmen nicht länger an Landesgrenzen gebunden. Genau solchen Entwicklungen trägt beispielsweise die globale Mindestbesteuerung Rechnung. Die Besteuerung kann sich ganz konkret auf die Umsätze, Investitionen und Geschäftsmodelle auswirken, weshalb Unternehmen immer genau über aktuelle und kommende Reformen informiert sein sollten.

Die Steuer als wichtiger Aspekt bei unternehmerischen Entscheidungen

Steuerabgaben sind ein wichtiger Faktor in Bezug auf die Rentabilität eines Unternehmens. Die Steuerlast wird dabei nicht nur vom Gewinn, sondern von diversen Umständen beeinflusst. Genau deshalb können sich Reformen im Steuerrecht teils drastisch auf Unternehmen auswirken. Sinken Steuersätze bzw. die Steuerlast, dann steht dem Unternehmen mehr Geld für Investitionen oder gut bezahlte Fachkräfte zur Verfügung. Das Gegenteil ist natürlich der Fall, wenn die Abgaben in die Höhe schnellen. Ein Grund kann die Reduzierung von Abzügen oder die Abschaffung von Vergünstigungen sein. Teilweise sollen Steuern aber lenkend wirken, weshalb gezielt neue steuerliche Vorteile wie höhere Abschreibungsraten geschaffen werden, die Unternehmen zugutekommen, wenn sie beispielsweise in eine bestimmte Technologie investieren.

Für global agierende Firmen ist zusätzlich die internationale Besteuerung ausschlaggebend. Sie kann das entscheidende Argument für die Eröffnung eines Produktionsstandortes sein. Damit international kein zu großes Ungleichgewicht entsteht und Steuern nicht als einziger Standortvorteil wahrgenommen werden, gibt es neuerdings konkrete Bestrebungen zur einheitlichen transnationalen Besteuerungen.

Welche Auswirkungen die globale Steuerreform auf deutsche Unternehmen hat

Aktuelle Reformen gelten zu den wichtigsten Dingen, die es bei der Steuer in der Buchhaltung zu berücksichtigen gilt. Verschlafen Unternehmen zentrale Änderungen oder neue Optionen, kommt früher oder später das Böse erwachen. Zu wenig Beachtung wird aktuell noch der kommenden globalen Steuerreform geschenkt, dabei könnte sich für manche Marktakteure durch diese einiges ändern.

Im Rahmen einer OECD-Inititative haben sich 138 Staaten auf die baldige Mindestbesteuerung von 15 Prozent geeinigt. Dabei handelt es sich um einen Vorstoß von noch nie dagewesenem Ausmaß. Die Einigung fand bereits Ende 2022 statt. Alle Staaten, darunter auch Deutschland, haben nun bis zum Jahresende 2023 Zeit, um den Beschluss in nationales Recht zu überführen.

Vorangegangen war eine scharfe Kritik an der Steuerflucht aufgrund des internationalen Steuerwettbewerbs. So konnten manche Unternehmen ihre Steuerlast trotz Rekordgewinnen auf nahezu null senken. Mit dem Gewinntransfer in Niedrigsteuerländer soll allerdings künftig Schluss sein.

Ein erster Teil dieser Reform sieht zudem die Einführung der neuen Digitalsteuer vor, von der auch einige deutsche Unternehmen betroffen wären. Entscheidend ist dabei nämlich zukünftig nicht nur, wo eine Firma ihren Sitz hat, sondern in welchen Staaten sie ihre Gewinne generiert. Dies betrifft dann auch Gewinne aus digitalen Dienstleistungen und Produkten. Der zweite Reformblock forciert die Mindestbesteuerung, die eine Nachversteuerung vorsieht, wenn die Besteuerung unter das festgelegte Mindestniveau fällt.

Mit diesen beiden Schritten möchten die Staaten der Herausforderung einer digital agierenden Wirtschaft begegnen und die standortschädigende Verlagerung immaterieller Werte in Steueroasen verhindern. Kleinere und mittelständische Unternehmen, die ihre Produkte und Dienstleistungen nur regional und innerhalb Deutschlands anbieten, sind davon nicht betroffen. Trotzdem fällt durch die Änderung häufig eine bisher noch bestehende Outsourcing-Option weg, bei der Geschäftsfunktionen aus steuerlichen Gründen ins Ausland verlagert werden.

Bereits seit 2022: Optionsrecht zur Körperschaftsteuer für Personengesellschaften

Übersehen wurde in jüngster Vergangenheit auch die Reform der Körperschaftssteuer, welche bereits 2022 in Kraft getreten ist. Die wohl wichtigste Änderung betrifft die Beseitigung von Besteuerungsunterschieden zwischen Kapital- und Personengesellschaften. Seit Beginn des Veranlagungszeitraumes des Jahres 2022 können Personengesellschaften einen Antrag stellen, um nach dem Körperschaftssteuerrecht besteuert zu werden.

Diese Wahl steht Unternehmen offen, die entweder als Personenhandels- oder Partnerschaftsgesellschaft gegründet wurden. Sie werden nach dem „fiktiven Wechsel“ steuerrechtlich wie eine Kapitalgesellschaft behandelt. Diesen Schritt muss sich jede Personengesellschaft jedoch gut überlegen, da sich einige Änderungen ergeben, die vor- aber auch nachteilig sein können. Generell lässt sich sagen, dass Personengesellschaften bei einem Gewinn von bis zu 100.000 Euro eine geringere Steuerbelastung haben.

Tipps zum Senken der Steuerlast

Der richtige Umgang mit Steuerreformen sollte immer das Abwägen von Pros und Contras sein, sowie eine realistische Betrachtung der Auswirkungen auf das Unternehmen. Einige wichtige Maßnahmen können dazu dienen, Vorteile auszuspielen und neu entstandene Nachteile ggf. abzufedern:

  • Änderungen im Steuerrecht sollten als Anlass zur Überprüfung der bestehenden Geschäftsstrukturen gesehen werden. Der Verkauf von Vermögenswerten oder die Gründung von Tochtergesellschaften kann zur Senkung der Steuerlast führen.
  • Unternehmen müssen immer auf dem Laufenden bleiben und genauestens darüber informiert sein, welche Steuervorteile speziell für das eigene Geschäft genutzt werden können. Dieses Wissen ist wichtig, wenn es um Entscheidungen für oder gegen Investitionen geht.
  • Im Idealfall steht dem Unternehmen ein Experte zur Seite, der sich bestens mit den geltenden Rahmenbedingungen auskennt und weiß, wie Akteure sich bei umfangreichen Reformen zu verhalten haben.
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