Schwerpunktvortrag Situatives Führen und Gruppenarbeit zum Elevator Pitch
Gastbeitrag von Silke Wiegand
„Man kann es nicht allen recht machen.“ Einer der ersten Sätze von Lambert Schuster beim Netzwerktreffen „Runder Tisch“ machte deutlich, dass es bei regelmäßig rund 35 Teilnehmern schwierig bis unmöglich ist, alle Interessen und Vorlieben unter einen Hut zu bringen. Manches müsse „einfach von oben entschieden werden“, so der Unternehmensberater, der am 7. Oktober 2013 zum sechsten Mal zum Runden Tisch ls nach Köln eingeladen hatte. Konkret bezog sich seine Erkenntnis auf die Art der Vorstellungsrunde (dieses Mal „von oben“ entschieden als 10-Sekunden-Präsentation), die Gestaltung des Programms (erneut mit Kleingruppenarbeit) und den Termin (wieder ein Montag). Doch zum Glück konnte der Gastgeber die „Schuld“ bei diesem Runden Tisch auf das neue Gremium abwälzen, das erstmals geholfen hatte, das Treffen von Unternehmerinnen und Unternehmern zu gestalten.
Trotz straffen Programms mehr Zeit zum Netzwerken
Einhelliger Tenor in besagtem Gremium war im Vorfeld gewesen, dem eigentlichen Netzwerken der Teilnehmer mehr Zeit einzuräumen. Das war bei den vorangegangenen Treffen aufgrund eines straffen Programms nicht immer gegeben. Straff war das Programm dann trotzdem, aber mit zwei Firmenpräsentationen, einem exklusiven Cocktail-Tasting, einem Fachvortrag, der Gruppenarbeit zum Thema „Elevator Pitch“ und Pausen, die Zeit genug für einen regen Austausch ließen, auch abwechslungsreich und anregend. Dank der konsequenten Moderation durch Unternehmensberater Lambert Schuster, der die Vortragenden (einschließlich sich selbst) auch schon mal zur Einhaltung der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit mahnte, wurde der Zeitplan ziemlich genau eingehalten – sehr zur Freude derer, die am Abend weitere Termine geplant hatten.
Runder Tisch Lambert Schuster hat seine eigene Kultur entwickelt
In seinem einführenden Vortrag blickte Lambert Schuster auf die vergangenen sechs Netzwerktreffen Runder Tisch ls zurück. Er befand: „Der Runde Tisch hat sich erfreulich entwickelt. Er hat seine eigene Kultur und wird mehr und mehr von den Teilnehmern selbst gestaltet. Ich freue mich, dass unsere regelmäßigen Treffen immer wieder vom Engagement der teilnehmenden Unternehmerinnen und Unternehmer geprägt wird.“
Firmenpräsentation 1: ObjectCode aus Lünen macht sich fit für die Zukunft
Dieses Engagement und aktives Mitarbeiten stellten die Teilnehmer auch am 7. Oktober wieder mit eigenen Präsentationen unter Beweis. Etwa die Firma ObjectCode GmbH aus Lünen, die Apps, Webanwendungen und Anwendungen für Smart TVs bietet – unter anderem für so bekannte Unternehmen wie immobilienscout24 und Thomas Cook. Entwickelt wird mit der agilen Entwicklungsmethode Scrum, das heißt in so genannten Sprints von zwei bis vier Wochen. Nach jedem Sprint steht ein potenziell anwendungsbereites Produkt (Softwarelösung) zur Verfügung, und man kann schnell auf sich verändernde Gegebenheiten reagieren. Was ObjectCode nach vielen erfolgreichen Jahren am Markt fehlt, ist eine klare Ausrichtung für die Zukunft. „Apps und mobile Anwendungen – all diese Technologien sind ein großes Feld und im Grunde können wir es voll ‚beackern‘. Aber unser ‚Bauchladen‘ ist nicht zielführend“, fasste Dr. Bernd-Christoph Schwede, Mitgründer und Geschäftsführer der ObjectCode GmbH, bei seinem Vortrag die aktuelle Situation seines 1998 gegründeten Unternehmens zusammen. In der Beratung mit Lambert Schuster sei es daher darum gegangen, eine „Leitschnur für die Zukunft“ (Schwede) zu finden. „Wir wollten einen oder wenige Bereiche identifizieren, in denen „die Schmerzen des Kunden besonders groß sind“, so Dr. Schwede. Mit der so genannten engpasskonzentrierten Strategie (EKS) sei dies gelungen. Künftig will sich das Unternehmen verstärkt den Geschäftsbereichen Produktkonfiguration und Trendanalyse widmen.
Firmenpräsentation 2: Bei Finest & Fancy steht der Kunde immer vorne
Nach der (für viele Zuhörer) eher abstrakten Materie der Softwareentwicklung lernten die versammelten Unternehmerinnen und Unternehmer bei der zweiten Präsentation aus den Reihen der Teilnehmer anschließend den Bereich Softdrinkverwertung kennen. Mit dem Angebot „Cocktailcatering & Spirituosentastings“ startete im Januar 2013 die Firma Finest & Fancy aus Sankt Augustin in die Welt der Barevents und Cocktailpartys. Geschäftsführer Ronny Krekow, Restaurantfachmann, Barmixer (IHK) und Betriebswirt (HMA vermittelte einen kurzen theoretischen Einblick in seinen Geschäftsalltag, der immer dann am intensivsten ist, wenn andere gerade Freizeit und etwas zu feiern haben – abends und am Wochenende. Dabei nimmt er den Begriff Dienstleistung sehr ernst. Sein Credo: „Man muss jederzeit die Wünsche des Kunden erfüllen und als Ansprechpartner dienen, um ihm eine rundum erfolgreiche Veranstaltung bieten zu können!“ Dazu gehöre auch, dass man sich selbst als „Entertainer am Tresen“ zurückhalte und im Hintergrund agiere, damit der oder die Gastgeber stets im Mittelpunkt bleiben. Genau das bewies das junge Unternehmen dann auch in der nächsten Pause: An einer eigens für den Runden Tisch aufgebauten Bar im Foyer konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der Qualität des Angebots und des Unternehmens überzeugen. Gemeinsam mit seiner Partnerin Bianca Mehr mixte Ronny Krekow formvollendet und unaufdringlich seine fruchtigen (alkoholfreien) Kreationen. Lecker! – befanden unisono alle Tester.
Schwerpunktthema: Situatives Führen (Mechtild Julius)
Wie bei jedem Runden Tisch seit Bestehen des Netzwerktreffens für Existenzgründer und junge Unternehmer gab es auch am 7. Oktober ein Schwerpunktthema, das sich beim vorangegangenen Treffen als Favorit aus den Reihen der Teilnehmer herausgebildet hatte. Mechtild Julius, Beraterin und Coach der MJ Beratung aus Wachtberg, brachte ihrem Publikum das „Situative Führen“ näher und betonte dabei gleich zu Beginn: „Die Führungskraft ist der größte Hebel im Unternehmen. Wenn Menschen bei der Arbeit leiden, dann in neun von zehn Fällen unter ihrem Chef.“
Vier Stile des situativen Führens
Das situative Führen ist ein wichtiges Instrument, um als Führungskraft auf die verschiedenen Persönlichkeiten und Situationen im Arbeitsalltag eingehen und die unterschiedlichen Potenziale von Mitarbeitern bestmöglich nutzen und fördern zu können. Dabei werden, je nach Umfang des jeweils nötigen Maßes an Anweisung und Unterstützung, vier Stile unterschieden: Dirigieren, Einbeziehen, Entwickeln und Delegieren. Wichtig zu verstehen: Die Stile beziehen sich nicht auf die Persönlichkeit der Führungskraft oder auf den jeweiligen Mitarbeiter, sondern vielmehr auf die Situation, in der sich Mitarbeiter und Führungskraft gegenüberstehen. Wenn kein Fehler gemacht werden darf, wenn alles schnell und reibungslos gehen muss, ist der Stil des Dirigierens bei denselben Mitarbeitern sinnvoll, bei denen in einer weniger kritischen Situation der Stil des Einbeziehens der richtige sein kann. Ebenso kann in ein und derselben Situation für den einen Mitarbeiter der Stil „Entwickeln“, für den anderen aber der des „Einbeziehens“ angebracht sein.
Vorteile und Gefahren
Jeder Stil hat seine Stärken, birgt aber auch Gefahren. Der Führungsstil des „Einbeziehens“ etwa ist effektiv, wenn die Führungskraft einen systematischen Ansatz zur Problemlösung verfolgt und dabei Anregungen von den Mitarbeitern einholt, die die Konsequenzen einer Entscheidung mittragen müssen. Gleichzeitig birgt dieser Führungsstil die Gefahr, dass Themen auf zu vielen Ebenen diskutiert werden oder die Arbeit ineffizient wird, weil die Führungskraft die Mitarbeiter zwar einbezieht, aber nichts entscheidet oder in die Wege leitet.
Führungsstile haben Modellcharakter
Die Führungskraft ist stets im Spannungsfeld und dauernd gefordert, für jede Situation und jeden Mitarbeiter den richtigen Führungsstil zu finden. Dass das in der Realität eine große Herausforderung für jede Führungskraft ist, die sich ja meistens auch noch innerhalb einer Hierarchie zu behaupten hat, in der sie selbst geführt wird, räumt auch Mechtild Julius ein. „Führung findet nicht nur auf einer Ebene statt“, so die Beraterin. „Die Führungsstile sind ein Modell, das eine Annäherung möglich macht und Konsequenzen aufzeigt. Im Einzelfall muss die Führungskraft immer selbst entscheiden, welcher Weg der sinnvollste ist.“
Gruppenarbeit zum Thema „Elevator Pitch“
Ein sinnvoller Weg, sich und sein Unternehmen in kürzester Zeit zu präsentieren, ist der so genannte „Elevator Pitch“. Dabei geht es – kurz gesagt – um alles! In einem sehr knappen Zeitraum, nämlich ungefähr so lange, wie eine Begegnung in einem Fahrstuhl (elevator) dauert, soll man sein Unternehmen und seine Dienstleistung vorstellen und beim Gesprächspartner Interesse wecken. Dass das nicht mit den Worten „Guten Tag, mein Name ist …, meine Firma heißt…, wir kommen aus … und wir bieten Ihnen… etc.“ zu bewerkstelligen ist, liegt auf der Hand. Dennoch tun sich viele Unternehmer schwer damit, in kurzen Sätzen zu erläutern, was sie anbieten und – ganz wichtig – warum das für den Gesprächspartner interessant sein könnte.
Interessante Einblicke und Erkenntnisse
Um diese Kurzpräsentation zu erarbeiten und zu üben, setzten sich die Teilnehmer des Runden Tisches in sechs Arbeitsgruppen zusammen. Im Anschluss wurden aber nicht die Ergebnisse präsentiert (das soll beim nächsten Runden Tisch geschehen), vielmehr berichteten die Moderatoren der einzelnen Gruppen, wie das Arbeiten in der Kleingruppe vonstattengegangen war. Gute Stimmung, konstruktive Diskussionen und die Erkenntnis, dass jeder Freiberufler und Unternehmer für den Fall der Fälle eine gute Kurzpräsentation parat haben sollte. Darin waren sich alle einig. Mehr Zeit, um für jeden einen „Leitsatz“ aufzuschreiben, wünschte sich die eine Gruppe, die andere befand, dass es bei dieser Gruppenarbeit endlich einmal möglich gewesen sei, sich gegenseitig besser kennen zu lernen, als das in der großen Runde der Fall ist. Eine weitere wichtige Erkenntnis aus der Gruppenarbeit war die, dass man ohne Emotion in einer solchen Situation nicht weit kommt, denn die einzige Entscheidung, die der Gesprächspartner in so einem kurzen Moment treffen kann, ist die emotionale Entscheidung. Da hilft es wenig, die vielen tollen Aspekte seines Angebotes aufzuzählen. Die „technischen“ Details kann man dann auspacken, wenn man sich in Ruhe gegenübersitzt. Und genau das, ein Termin für ein „Gegenübersitzen“, ist das einzige und erklärte Ziel des Elevator Pitch.
Nächster Runder Tisch am 7. Februar 2014
Der 7. Runde Tisch Lambert Schuster findet am 7. Februar 2014 statt. Erstmals ist das Netzwerktreffen damit für einen Freitag angesetzt – mit von oben verordnetem Anschluss-Netzwerken bei Kölsch oder Fassbrause.
Autor:
Silke Wiegand | Text- und PR-Beratung
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