Was Unternehmer motiviert und wie Sie sich Ihre unternehmerischen Maßnahmen fördern lassen können
Bericht vom 8. Runden Tisch Lambert Schuster am 27. Juni 2014
Von Silke Wiegand und Siw Edelmann
„Was ist Ihnen in dieser Woche geglückt? Was haben Sie erreicht?“ Diese beiden Fragen stellte Unternehmensberater Lambert Schuster beim 8. Runden Tisch in Köln gleich zu Beginn. Die Vorstellungsrunde hatte dieses Mal zum Ziel, etwas aus dem unternehmerischen und/oder auch persönlichen Alltag der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu erfahren. „Ich bin dem Ruhestand diese Woche wieder ein Stück näher gekommen“, formulierte ein Gast, der in Festanstellung tätig ist. Einen Lacher hatte er zwar auf seiner Seite, aber die restlichen Unternehmer/innen, Freiberufler/innen und Existenzgründer/innen waren und sind von solchen Gedanken weit entfernt. Schließlich haben sie alle ein Unternehmen gegründet und ihr vorrangiges Bestreben gilt dem Aufbau und der Weiterentwicklung ihres Geschäfts. Man darf daher getrost annehmen, dass sich von den am 8. Runden Tisch Versammelten derzeit fast niemand mit seinem Ruhestand beschäftigt.
Aus dem Unternehmensalltag geplaudert
Vielmehr mit unternehmerischen Aufgaben und Herausforderungen wie diesen: Bytecorps-Geschäftsführer David Schneider vermeldete stolz, dass er die „Internetseite von Lambert Schuster im Responsive Webdesign endlich online“ geschaltet habe, Sven Hartrumpf von der Sempria GmbH zeigte sich im Hinblick auf dringend benötigte Verstärkung in seinem Unternehmen „erfreut über drei vernünftige Bewerbungen“. Und während Frank Holzweißig die Runde mit der Nachricht überraschte, dass er sein Unternehmen verkaufen wolle und in dieser Woche „ein angenehmes Gespräch mit einem Interessenten“ geführt habe, berichtete Herr Ogando von der VELOGICAL Engineering GmbH, dass er endlich eines von drei Patenten in den USA und Europa angemeldet habe. Andreas Thomé von der Steuerberatung T&D war schon zufrieden damit, „dass ich es jeden Morgen geschafft habe aufzustehen und ins Büro zu gehen“, während Izabela Szumska von WordBridge die Runde wissen ließ, dass sie in dieser Woche erfolgreich ihre IHK-Prüfung als zertifizierte Kommunikationstrainerin absolviert habe.
Interessante Vorträge am Runden Tisch
Für Verwirrung sorgte das Give-Away, das auf jedem Platz zu finden war und sich als ein Paar Spezial-Ohrstöpsel entpuppte. Würde es so langweilig am Runden Tisch von Lambert Schuster werden, dass dieses Geschenk sich direkt als praxistauglich erweisen könnte? Natürlich nicht, denn die Vorträge für Unternehmerinnen und Unternehmer sind jedes Mal interessant, so auch am 27. Juni 2014. „Fördermittel“ und „Unternehmertum und Unternehmensstrategie“ standen auf der Tagesordnung.
Den Fördermittel-Dschungel durchdringen – ein Ansatz
Für den äußerst komplexen Themenbereich der Fördermittel hatte Unternehmensberater Lambert Schuster Claudia Rettschlag von der Regionalagentur der Region Köln sowie den stellvertretenden Geschäftsführer und Leiter Unternehmensförderung der IHK zu Köln Mathias Härchen eingeladen. Die beiden Referenten brachten unter dem kölschen Titel „Knete för ömme“ ein wenig Licht in das Dickicht der verschiedenen Möglichkeiten, raubten den Zuhörern aber sogleich jede Hoffnung, dass sie sich alleine in dem vielschichtigen System der Zuschüsse und Darlehen für Unternehmen zurechtfinden könnten.
Eine erste Orientierung: Die vier Säulen der Förderprogramme
Es gebe grundsätzlich vier Arten der Förderung, die Herr Härchen als das „Vier-Säulen-Modell der Förderprogramme“ bezeichnete: Darlehen, Bürgschaften, Beratungszuschüsse und „spezielle Programme“. Zu fast allen Lebensabschnitten eines Unternehmens passe irgendein Beratungszuschuss. Angefangen vom ‚Beratungsprogramm Wirtschaft (NRW)‘ oder dem ‚Gründercoaching Deutschland‘ für die ersten Schritte über die Krisenberatungen ‚Runder Tisch‘ und ‚Turn-Around‘ bis hin zur Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen über den ‚Bildungsscheck (NRW)‘ oder der ‚Energieberatung Mittelstand (Bund/KfW)‘, ein Programm zur Aufdeckung von Einsparpotenzialen und Senkung der Betriebskosten.
Exkurs Beratungsförderung: Potentialberatung, unternehmensWert Mensch und Bildungsscheck
Eingebettet in den Vortrag von Herrn Härchen stellte Claudia Rettschlag von der Regionalagentur Köln zwei Beratungsprogramme und ein Sonderprogramm vor, die „nicht allzu kompliziert, aber sehr sinnvoll sind“. Alle drei werden aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert.
1. Potentialberatung:
- Mit Hilfe externer Beratungskompetenz und unter der Beteiligung der Beschäftigten sollen mit der Potentialberatung Potenziale ermittelt, Handlungspläne erarbeitet und erste Umsetzungsschritte begleitet werden.
- Zuwendungsempfänger sind Unternehmen (KMU) mit Sitz und Arbeitsstätte in NRW, die vor mindestens fünf Jahren gegründet wurden und einen bis maximal 249 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte haben,
- Gefördert werden 50 Prozent der Beratungskosten bis maximal 500 Euro pro Beratungstag. Zwischen Durchführung und Antragstellung dürfen höchstens neun Monate liegen.
2. unternehmensWert Mensch
- Modellprogramm des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zur Verbesserung der Qualität der Arbeit in Unternehmen und für deren Beschäftigte
- Fachberatung in den vier Handlungsfeldern Strategische Personalführung, Chancengleichheit, und Diversity, Arbeitsfähigkeit und Gesundheit, Wissen und Kompetenz.
- Teilnehmen können Unternehmen mit Sitz und Arbeitsstätte in Deutschland, die seit mindestens fünf Jahren bestehen, einen Jahresumsatz von höchstens 50 Mio. Euro oder eine Jahresbilanzsumme von höchstens 43 Mio. Euro und weniger als 250 Beschäftigte haben
- Gefördert werden bis zu 15 Beratertage zu je 80 Prozent, höchstens jedoch 800 Euro pro Tag
3. Sonderprogramm Bildungsscheck NRW 2013–2015
- Weiterbildungsmaßnahmen zur beruflichen Qualifizierung und zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit, aber auch berufliche Neuausrichtungen
- Zuwendungsempfänger sind KMU in NRW mit weniger als 250 Beschäftigten (betrieblicher Zugang) bzw. in solchen KMU Beschäftigte (individueller Zugang)
- Land und EU fördern 50 Prozent der Weiterbildungskosten, jedoch maximal 2.000 Euro pro Maßnahme.
Förderung mit Rückzahlung: Förderdarlehen
Nach dieser guten Übersicht von Frau Rettschlag nahm Mathias Härchen den Faden wieder auf und ging etwas genauer auf die so genannten Förderdarlehen ein. Hierbei handelt es sich um Darlehen mit vorteilhaften Konditionen (Zinsen, Rückzahlungsmodalitäten etc.), die für die unterschiedlichsten Vorhaben in einem Unternehmen genutzt werden können.
Für Förderdarlehen gilt das Hausbankprinzip
Es gebe hier „eine unüberschaubare Vielfalt an verschiedenen Angeboten, Konditionen und Antragsverfahren“, so Mathias Härchen. In einem allerdings seien diese (bis auf ganz wenige Ausnahmen) immer gleich: Es gilt das Hausbankprinzip, d.h. man muss die Darlehen immer bei der Bank oder Sparkasse beantragen mit allen Unterlagen und Auskünften, die dazugehören. Nach der Bewilligung durch die Hausbank geht der Antrag an die Förderbank. Daher der Rat von Mathias Härchen: „Gehen Sie gut vorbereitet und informiert in solche Bankgespräche.“ Denn die Banken hätten eigene Geschäftsinteressen und wiesen nicht unbedingt auf Förderprogramme hin.
Viele Fragen von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern
Zusammenfassend kann man wohl sagen, dass es schwierig ist, sich im Dschungel der vielen verschiedenen Programme alleine zurechtzufinden. Viele Fragen blieben am Ende aus Zeitgründen unbeantwortet. Sowohl Herr Härchen als auch Frau Rettschlag standen aber geduldig für alle Auskünfte zur Verfügung. Wer mehr zu den verschiedenen Förderungen und Darlehen wissen möchte, kann sich an eine der Stellen wenden, die am Ende dieses Artikels aufgeführt sind.
Selbstbestimmung fördern
Investieren Sie in Ihre Zukunft! Eine Veränderung des eigenen Verhaltens und Zeit, um sich mit der Zukunft des eigenen Unternehmens zu beschäftigen, forderte Lambert Schuster in seinem Vortrag zum Unternehmertum. Überzeugungen, Dogmen und Paradigmen seien ständig zu hinterfragen, der berühmte Blick über den Tellerrand habe, so der Unternehmensberater, noch keinem geschadet. Vor allem aber sei Selbstbestimmung eine wichtige Motivation, um Ziele zu erreichen und Höchstleistungen zu bringen. Als Praxistipp, wie man in seinem Unternehmen ein Umfeld der Selbstbestimmung erzeugen und dies gewinnbringend nutzen kann, empfahl er den so genannten ‚Innovationstag‘: Einmal im Quartal, an einem Donnerstagnachmittag, fordert der Chef die Mitarbeiter für einen Arbeitstag, also bis Freitagnachmittag, auf, das Tagesgeschäft ruhen zu lassen und sich nur noch Dingen zu widmen, die zwar mit dem Geschäft zu tun haben, aber eben nicht mit der aktuellen Arbeit. Am Freitagnachmittag tragen die Mitarbeiter ihre Ideen vor.
„Probieren Sie das aus“ riet Lambert Schuster und ergänzte: „Sie riskieren nur einen Arbeitstag im Quartal, aber die Chance, viele Ideen und Anregungen für Ihr Geschäft zu bekommen, ist äußerst hoch, ganz zu schweigen von der Motivation, die das für Ihre Mitarbeiter bringt.“ Sinn, so Lambert Schuster weiter, entstehe immer dann, wenn Menschen das, was sie tun, mit dem in Verbindung bringen, was ihnen wichtig sei. Wenn es gelänge, sich selbst und andere so zu motivieren, dass die eigene Arbeit als sinnvoll empfunden werde, sei das die beste Investition in die Zukunft.
Engpasskonzentriertes Content-Marketing ECM®
Im Anschluss stellte der Gastgeber noch ein neues Produkt vor, das er gemeinsam mit Bastian Sens von SENSational Marketing entwickelt hat: Das Engpasskonzentrierte Content-Marketing (ECM) als Vertriebsstrategie. Dahinter verbirgt sich eine neue Methode, werthaltige Inhalte mit Lösungen von Problemen der Zielgruppe im Internet zum kostenlosen Download anzubieten. Zum Beispiel mit einem kostenlosen E-Book über das Inbound Marketing. „Die Betonung liegt auf ‚engpasskonzentriert‘. Hören Sie auf mit dem Bauchladen, fokussieren Sie, lösen Sie die dringendsten Probleme Ihrer Kunden, und Sie werden Erfolg haben“, appellierte Lambert Schuster an sein Publikum.
Kleingruppenarbeiten
Erfahrungsaustausch, Kommunikation und Netzwerken stehen im Zentrum vom Runden Tisch bei Lambert Schuster. Kleingruppenarbeiten fördern das persönliche Kennenlernen und den Zugang zu anderen Unternehmern.
Unternehmertum und Fördermittel – die beiden Themen standen zur Wahl für die anschließenden Kleingruppenarbeiten. Pro Thema fanden sich zwei Gruppen, die folgende Ergebnisse zusammentrugen:
1. Kleingruppen zum Thema Fördermittel
Die Teilnehmer der Gruppe hatten unterschiedliche Fördermittel in Anspruch genommen (Existenzgründerberatung, Bildungsscheck, Potentialberatung). Alle berichteten von den positiven Auswirkungen der geförderten Beratungen, diese hänge aber enorm von dem jeweiligen Berater ab. Es seien leider nicht alle so kompetent und engagiert wie Herr Schuster, daher solle man sich auf jeden Fall vor Beginn der geförderten Beratung mehrere Berater anschauen, so auch der Rat von Herrn Heinen von der Wirtschaftsförderung Bonn. Einige berichteten auch von enormen Problemen bei der Beantragung von Bildungsscheckangeboten. Insgesamt sei das Angebot an Förderprogrammen ähnlich wie das Steuerrecht: ohne Berater kaum zu durchschauen.
2. Kleingruppen zum Thema Unternehmertum
Diese Fragen standen im Zentrum der Kleingruppe:
a) Warum bin ich Unternehmer?
Antworten:
Wegen der Kohle; Wegen schlechter Erfahrungen als Angestellter; Selbstbestimmt arbeiten können; Man will sich nicht unterordnen; Freiere Lebensgestaltung; Man kann alles erreichen, was man sich vorgenommen hat; Übernehme gern Verantwortung; Freude an vielen kleinen Dingen, die man erreicht.
b) Was ist der tiefere Sinn des Unternehmerdaseins?
Antworten:
Das gute Gefühl, wenn es gut läuft; Wenn ich etwas bewegt habe; Persönliche Weiterentwicklung; Eine gute Leistung anbieten; Verantwortung für Mitarbeiter; Stolz, wenn man Nr. 1 im Markt geworden ist.
Der Runde Tisch wird von den Teilnehmern getragen
Nach den Zusammenfassungen dankte Lambert Schuster den Teilnehmerinnen und Teilnehmern abschließend für den Geist, der beim Runden Tisch inzwischen entstanden sei, denn davon lebe die Veranstaltung.
Nächster Runder Tisch Lambert Schuster am 24.10.2014
Termin für den 9. Runden Tisch Lambert Schuster:
Freitag 24.10.2014 um 15:00 Uhr
Schwerpunktthema: Rechtsfragen
Kontaktdaten:
Fördermittel für Unternehmen (allgemein):
Industrie- und Handelskammer zu Köln
Unter Sachsenhausen 10-26
50667 Köln
Mathias Härchen
Stellv. Geschäftsführer | Leiter Unternehmensförderung
Tel.: 0221.1640-570
mathias.haerchen@koeln.ihk.de
Potentialberatung:
Regionalagentur Region Köln
c/o Stadt Köln, Amt für Wirtschaftsförderung
Hohe Straße 160-168
50667 Köln
Karola Hildebrandt
Tel.: 0221.35501144
karola.hildebrandt@ra-region-koeln.de
Industrie- und Handelskammer zu Köln
Unter Sachsenhausen 10-26
50667 Köln
Tanja Kinstle
Tel.: 0221.1640431
tanja.kinstle@koeln.ihk.de
Petra Lohmann
Tel.: 0221.1640432
petra.lohmann@koeln.ihk.de
Handwerkskammer Köln
Heumarkt 12
50667 Köln
Harald Schmitz
Tel.: 0221.2022278
harald.schmitz@hwk-koeln.de
unternehmensWert Mensch:
Industrie- und Handelskammer zu Köln
Unter Sachsenhausen 10-26
50667 Köln
Tanja Kinstle
Tel.: 0221.1640431
tanja.kinstle@koeln.ihk.de
Petra Lohmann
Tel.: 0221.1640432
petra.lohmann@koeln.ihk.de
Bildungsscheck:
Regionalagentur Region Köln
c/o Stadt Köln, Amt für Wirtschaftsförderung
Hohe Straße 160-168
50667 Köln
Rita Wals
Tel.: 0221.35501133
rita.wals@ra-region-koeln.de
(Fotos: © shutterstock_175043108 | © Regionalagentur Köln | © UnternehmenswertMensch | © Dank an Ali Mokhtari, zoomm.me)
Autorinnen:
Silke Wiegand | Text- und PR-Beratung
Mehr als Worte! – Text | Beratung | Training
Siw Edelmann | Wort für Wort GmbH & Co. KG
www.wortfuerwort.de – kontakt@wortfuerwort.de
Es war eine wertvolle und unvergessliche Veranstaltung. Die interessanten Vorträge, das Netzwerken und die schon fast familiäre Atmosphäre während des ganzen Nachmittags. Herzlichen Dank lieber Herr Schuster für die gesamte Organisation und die tolle Plattform, die Sie geschaffen haben. Ich freue mich auf das nächste Wiedersehen in Köln.