So entwickeln Sie in fünf Schritten Ihre Geschäftsidee zu einem tragbaren Geschäftskonzept und einer erfolgreichen Existenzgründung
Gehören Sie zu den Leuten, denen ständig eine neue Geschäftsidee einfällt? Die sagen: ‚Wenn ich für jede Geschäftsidee einen Euro bekäme, wäre ich reich‘? Ja, worauf warten Sie dann noch? Spinnen Sie doch Ihre Idee(n) einfach mal weiter und machen Sie was draus. Oder scheuen Sie vielleicht die Arbeit, die damit verbunden ist, aus einer Geschäftsidee ein tragbares Geschäftskonzept zu machen? Verdenken könnte man es Ihnen nicht, denn eine Geschäftsidee, und mag sie noch so gut sein, zu einem wirklich guten Geschäftskonzept weiterzuentwickeln, kostet eine Menge Zeit und Arbeit und erfordert viel Geduld.
Quelle erfolgreicher Geschäftsideen
Geschäftsideen ‚begegnen‘ uns immer wieder. Sei es aus einer plötzlichen Eingebung oder einem Zufall heraus, sei es aufgrund einer neuen Technologie, einer systematischen Suche oder weil man ein ungelöstes (Verbraucher-)Problem beobachtet hat. Auch eigene Erfahrungen mit einem Produkt oder einer Dienstleistung und einem Wunsch nach Verbesserung des bestehenden Angebots können die Quelle einer Geschäftsidee sein.
Eine gute Idee muss nicht neu sein
Es ist ein Irrglaube, dass eine Geschäftsidee immer völlig neu und einzigartig zu sein hat. Tatsächlich hatten die wenigsten erfolgreichen Unternehmer eine ganz neue Idee für ihr Business. Die meisten von ihnen haben bestehende Geschäftskonzepte geprüft und in irgendeiner Weise verbessert oder erweitert.
Ganz neue Geschäftsideen oder Erfindungen sind mit einem Anteil von einem bis fünf Prozent unter den Gründern selten, und sie bergen zumeist auch größere Gefahren hinsichtlich Durchführbarkeit und Akzeptanz am Markt. Echte High-Tech-Gründungen mit neuen Verfahren, Dienstleistungen und Produkten sind die absolute Ausnahme.
Entrepreneurship: Aus Geschäftsideen schlüssige Konzepte machen
Erfolgreiche Gründer sind also weniger Erfinder, sondern greifen vielmehr auf Bestehendes zurück, um es zu kopieren, zu verbessern, zu modifizieren. Sie sind eher Imitatoren als Innovatoren. Das klingt negativer als es gemeint ist, denn es ist durchaus sinnvoll, eine bereits existierende Geschäftsidee aufzugreifen, sich von ihr inspirieren zu lassen und sie in wesentlichen Punkten zu optimieren. Das ist es, was „Entrepreneurship“ ausmacht. Entrepreneurship heißt Querdenken, innovativ sein, mit Kraft, Mut, großem Willen und einem schlüssigen Geschäftskonzept Änderungen herbeiführen und darauf ein Unternehmen aufbauen.
In fünf Schritten von der Geschäftsidee zum perfekten Geschäftskonzept
Schritt 1: Eine Geschäftsidee finden
Produktneuheit, Serviceoptimierung, neue Technologie oder Problemlösung – der Anstoß für eine Geschäftsidee kann auf vielfältige Weise erfolgen. Wenn Sie sich aber gezielt auf die Suche nach einer guten Geschäftsidee machen wollen, um sie zu einem Konzept und einer erfolgreichen Gründung oder zu einer Expansion Ihres bestehenden Geschäfts weiterzuentwickeln, kann Ihnen auch der folgende Fragenkatalog helfen:
- Fällt Ihnen ein neues Produkt ein?
- Könnte man ein bestehendes Produkt verbessern?
- Gibt es eine Marktlücke im Dienstleistungsbereich?
- Welche neue Technologie würde zu erhöhtem Wachstum führen?
- Gibt es andere Vertriebskanäle als die bisher genutzten, die Erfolg versprechend sind?
- Würde es sich lohnen, neue Märkte in Deutschland oder in anderen Ländern zu erobern?
- Gibt es Kundensegmente (Altersgruppen, Berufsgruppen usw.), die Sie zusätzlich erschließen könnten?
- Könnte Ihr Unternehmen dadurch wachsen, dass es bessere Leistungen erzielt als die eigenen Händler bzw. Zulieferer?
- Mit welchen Fähigkeiten, die in Ihrem Unternehmen oder allgemein in Ihrer Branche noch unterentwickelt sind, könnten Sie den Erfolg Ihres Unternehmens steigern?
Schritt 2: Eine strategische Ausrichtung finden
Die Strategie zur Positionierung des künftigen oder bestehenden Unternehmens spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von der Idee zum tragfähigen Geschäftskonzept.
Unternehmen können nach drei Hauptausrichtungen positioniert werden:
- Die Kostenführerschaft differenziert sich vom Wettbewerb über den Preis.
- Die Leistungsdifferenzierung strebt Wettbewerbsvorteile durch Qualitätsführerschaft an (z.B. besserer Service, bessere Produktfunktionen, bessere Dienstleistung, qualitative Ausführung etc.)
- Die Nischenstrategie oder Fokussierung setzt auf eine strategische Konzentration bestimmter Kundengruppen, Segmente oder geographischer Märkte.
Weitere strategische Ausrichtungen:
- Marktführerschaft: Das Unternehmen hat eine dominante Stellung bei der Sicherung und dem Ausbau von Marktanteilen übernommen.
- Innovationsführerschaft: Das Unternehmen erkennt Zukunftsthemen und besetzt diese frühzeitig.
- Größenklassenausrichtung: Das Unternehmen ist auf die Mengenproduktion fokussiert.
Die Blue-Ocean-Strategie zur Entwicklung profitabler Geschäftsmodelle
Will man ein Unternehmen in einem vorhandenen Markt etablieren, muss man sich direkt dem harten Wettbewerb stellen und besser sein als seine Konkurrenten. Man befindet sich in einem so genannten „Roten Ozean“. Die strategische Positionierung muss entweder Vorteile in der Qualitätsführerschaft oder in der Kostenführerschaft bieten. Sonst kann man dem Wettbewerb nicht standhalten und die Gründungsidee wird scheitern.
Besser ist ein Geschäftsmodell, mit dem man dem Wettbewerb ausweicht und gleichzeitig neue Kundensegmente erschließt. Mit der „Blue-Ocean-Strategy“ entwickelt der Entrepreneur eine Nutzeninnovation für Kunden und Unternehmen. Er schafft neue Märkte, erschließt neue Nachfragen und weicht der Konkurrenz aus. Die Blue-Ocean-Strategie gibt Unternehmenskonzepten ein neues, an die Bedürfnisse der Kunden angepasstes, strategisches Profil.
Schritt 3: Die Geschäftsidee evaluieren
Nicht jede Geschäftsidee führt zu einer Unternehmensgründung oder zu einer erfolgreichen Ausweitung Ihres Unternehmens. Erst eine ausführliche Marktanalyse und die Prüfung der Kundenakzeptanz geben Sicherheit. Unternehmensgründer und bestehende Unternehmer müssen sich zudem gleichermaßen fragen, ob sie über die erforderlichen Kompetenzen und Ressourcen verfügen. Letztlich muss durch eine Finanzplanung die Wirtschaftlichkeit nachgewiesen werden.
Schritt 4: Den Kundennutzen der Geschäftsidee herausstellen
Erfolgreiche Gründer und Unternehmer modellieren ihre Geschäftsidee und das Geschäftskonzept bis ins letzte Detail. Einfach nur ein bestehendes Geschäft kopieren und verwalten – das geht in den meisten Fällen schief. Die vielen Restaurantneugründungen oder -übernahmen singen ein Lied davon.
Success Story Starbucks
Doch auch in der Gastronomiebranche haben echte Entrepreneure große Chancen. Nach der Blue-Ocean-Strategie schaffen sie einen ganz neuen Nutzen für die Kunden. Starbucks ist dafür ein hervorragendes Beispiel. Man kann Starbucks lieben oder nicht, Tatsache ist, dass es die Kaffeehauskette wie kaum jemand verstanden hat, bestehende Strukturen aufzugreifen und mit zusätzlichen Nutzenfaktoren wie Ambiente, Service, Verlässlichkeit und – nicht zu vergessen – die Befriedigung individuellster Kaffeevorlieben aufzuwerten. Herausgekommen ist eine Marke, mit der sich Millionen von Menschen auf der ganzen Welt identifizieren und die für einen Ort steht, an dem Menschen sich treffen, austauschen und wohlfühlen.
Vorteile für den Kunden aus Wettbewerbsvergleich
Aus dem „Rohmaterial“ einer Idee wird also im Idealfall ein unternehmerisches Konzept entwickelt, das es in dieser Form noch nicht gibt. Dabei stehen die Vorteile im Vordergrund, die der Kunde sonst nirgendwo findet, zumindest nicht in seinem üblichen Wirkungskreis. Dazu empfiehlt es sich, aus der Sicht Ihrer potenziellen Kunden alle wesentlichen Eigenschaften Ihres Produktes und Ihrer Dienstleistung mit denjenigen Ihrer Hauptwettbewerber zu vergleichen. Ein solcher Wettbewerbsvergleich ist unerlässlich. Denn wenn Ihr Geschäftsmodell nicht genügend Wettbewerbsvorteile aufzeigt, dann müssen Sie erneut an Ihrem Geschäftskonzept arbeiten.
Success Story Cirque du Soleil
Dass dies auch in Branchen gelingen kann, die vermeintlich „ausgereizt“ sind, zeigt das Geschäftskonzept von Cirque du Soleil. Zu einem Zeitpunkt, als die Zirkus-Industrie dem Niedergang nahe war, tobte ein harter Wettbewerb mit immer aufwändigeren Stars, Tiernummern und sich gegenseitig übertrumpfenden Manegen mit mehreren Ringen. Die Kosten schossen in die Höhe, dennoch blieben die Zuschauer aus. Der Cirque du Soleil ging einen anderen Weg und entwickelte eine neue Kontur mit Mehrwert für Kunden und Unternehmen. Große Stars und exorbitant teure Tiernummern verschwanden völlig, ebenso die Manege mit mehreren Ringen. Dafür standen Humor, ästhetische Akrobatik, eine kultivierte Umgebung und künstlerische Musik mit Tanz im Zentrum und gaben dem Kunden ein neues Wohlgefühl. Cirque du Soleil wurde zu einer Erfolgsgeschichte.
Schritt 5: Aus der Geschäftsidee ein Ideenkunstwerk schaffen.
Arbeiten Sie an Ihrem Geschäftskonzept wie an einem Puzzle, bis alle Teile an ihrem richtigen Platz sind. Sehen Sie Ihr Geschäftskonzept wie eine Sinfonie, und eliminieren Sie jeden „falschen Ton“. In der Einfachheit des Geschäftskonzepts liegt die Würze, aber diese Einfachheit muss bis ins letzte Detail kultiviert werden. Wie bei der Erstellung eines Kunstwerkes muss bei der Entwicklung der Geschäftsidee zu einem unternehmerischen Konzept mit einem Geschäftsplan jedes Teil perfekt passen. Hemingway feilte Tage an seinen Sätzen. Apple erarbeitete jede Einzelheit beim iPad und beim iPhone, bis sie an den Markt gebracht wurden. Selbst das Marketing wurde filigran in das Geschäftskonzept integriert und effektvoll von Steve Jobs höchstselbst der Öffentlichkeit präsentiert.
Fazit: Von der Idee zum Konzept – ein langer Weg, der sich lohnt
Machen Sie sich die Mühe, aus einer guten Geschäftsidee ein gutes Geschäftskonzept zu entwickeln. Fangen Sie nicht einfach an, ohne sich grundlegende Gedanken zu Ihrem Geschäft gemacht zu haben. Überprüfen Sie die Marktakzeptanz, finden Sie Ihre strategische Ausrichtung, evaluieren Sie genauestens Ihr Geschäftskonzept und verbringen Sie ausreichend Zeit damit, sich Ihren Kundennutzen zu verdeutlichen. Und: Hören Sie nie auf, an Ihrem Konzept zu feilen – dann können Sie einen Geschäftsplan und auch bald eine Success Story schreiben.
(Fotos: Fotolia © carballo – starbucks © concept-store – Wikipedia © WettbewerbsmatrixPorter)