LARS STREMPEL

Führungskultur: Innere Kündigung Ihrer Mitarbeiter vermeiden oder umkehren

Innere Kündigung der Mitarbeiter vermeiden – Gastbeitrag von Frau Silke Wiegand

„Die volkswirtschaftlichen Kosten aufgrund von innerer Kündigung belaufen sich auf eine Summe zwischen 112 und 138 Milliarden Euro jährlich.“ (Gallup 2012)

innere Kündigung von Mitarbeitern verhindernEine erschreckend hohe Zahl, die das renommierte Markt- und Meinungsforschungsinstitut Gallup da zum Thema Innere Kündigung zutage gefördert hat. Genauso erschreckend, aber angesichts oben stehender Zahlen auch nicht verwunderlich: Rund 25 Prozent aller Angestellten sind mit ihrem aktuellen Job so unzufrieden, dass sie innerlich bereits  gekündigt haben. („Die Welt“, 14. Februar 2014).

Innere Kündigung – Sind die Chefs schuld?

Woran liegt das? Gibt es rationale Gründe für die innere Kündigung? Ist es um die Führungskultur in den Unternehmen wirklich so schlecht bestellt, dass ein Viertel aller Angestellten resigniert hat? Sind die Chefs an allem schuld? Oder liegt die Ursache in der fehlenden Eigenmotivation und Leistungsbereitschaft der Angestellten?

Wahrscheinlich gilt beides. Um die innere Kündigung zu vermeiden, müssen Unternehmer, Führungskräfte und natürlich auch die angestellten Mitarbeiter selbst ständig an sich arbeiten, sich infrage stellen, ihre Sichtweisen überdenken und sich kontinuierlich verbessern.

Innere Kündigung kann auch Ihrem Unternehmen schaden

Fakt ist jedenfalls, dass der volkswirtschaftliche Schaden durch innere Kündigung auch ein Schaden ganz konkret für Ihr Unternehmen bedeuten kann. Und das sollte Sie nicht kaltlassen. Erfahren Sie in diesem Artikel, was Sie tun können, um innere Kündigung zu vermeiden oder umzukehren.

Für Schnellleser:

Innere Kündigung entwickelt sich langsam und leise. Der Mitarbeiter hat das Gefühl ungerecht behandelt zu werden und will das Gleichgewicht wieder herstellen. Mangelnde Anerkennung, das Fehlen einer Perspektive – die Gründe für innere Kündigung sind vielschichtig. Als Unternehmer können Sie Innere Kündigung daran erkennen, dass sich ein Mitarbeiter zurückzieht, sich nicht mehr einbringt oder sich unkollegial verhält.

Suchen Sie das Gespräch, entwickeln Sie Lösungen, ggf. mit einem neutralen Dritten. Zeigen Sie Perspektiven auf, vereinbaren Sie konkrete Maßnahmen. Damit es gar nicht erst zur Inneren Kündigung kommt, sollten Sie regelmäßig mit Ihren Mitarbeitern sprechen, hören, wie es ihnen geht, welche Bedürfnisse sie haben. In größeren Unternehmen müssen das die Führungskräfte tun. Kommunizieren Sie transparent. Nehmen Sie Vorschläge und Ideen aus dem Kreise Ihrer Mitarbeiter dankend an.

Denken Sie an den Schaden, der Ihnen entstehen kann, wenn Mitarbeiter innerlich kündigen – Umsatzeinbußen, Imageverlust, Schlecht Stimmung im Team. Nutzen Sie alle Chancen, um innere Kündigung zu vermeiden oder umzukehren, aber trennen Sie sich auch ggf. von Mitarbeitern, die zu keiner Verhandlung bereit sind.

Was heißt „Innere Kündigung“?

Wie der Begriff vermuten lässt, ist die innere Kündigung etwas, das sich nicht offen und für andere greifbar vollzieht. Wenn ein Mitarbeiter innerlich kündigt, teilt er Ihnen nicht mit, dass er sich einen anderen Job sucht. Wohl wird eine gute Gelegenheit beim Schopfe packen, wenn sie sich ihm bietet. Vielleicht sucht er auch schon aktiv nach einer neuen Arbeit, doch diese Suche kann mitunter lange dauern. In der Zwischenzeit versucht er mit einem Mindestmaß an Einsatz seinen Job zu behalten. Spaß macht ihm das sicher nicht, im Gegenteil, es schadet ihm selbst, aber aus irgendeinem Grund hat er beschlossen, sich so und nicht anders zu verhalten.

Wie kommt es zur inneren Kündigung?

Die innere Kündigung ist meist das Ergebnis eines langwierigen und komplizierten Prozesses. Sie vollzieht sich fast immer lautlos und langsam. Eines steht immer im Vordergrund – das Gefühl des Mitarbeiters, ungerecht behandelt zu werden. Mangelnde Anerkennung und Respekt, fehlende Förderung, ein (aus der Sicht des Mitarbeiters) zu geringes Gehalt, zu wenig Verantwortung, fehlende Einbeziehung bei Entscheidungen oder das Übergehen des Mitarbeiters bei Beförderungen. „Zur inneren Kündigung kommt es häufig, wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, ungerecht behandelt worden zu sein. Die Betreffenden versuchen dann eine ‚gerechte‘ Situation für sich herbeizuführen bzw. die unbefriedigende Arbeitssituation wieder in den Griff zu bekommen“, so der Wirtschaftspsychologe Ralf Brinkmann in einem Interview in der „Zeit“ aus dem Jahr 2008.

So erkennen Sie die innere Kündigung

Die innere Kündigung eines Mitarbeiters ist sowohl im sozialen Verhalten als auch im Arbeitsverhalten zu erkennen. Distanz zu Kollegen, vermindertes Engagement, mangelnde Hilfsbereitschaft, Unhöflichkeit gegenüber Kunden, hohe Fehlzeiten, das Ablehnen von Veränderungen oder persönlicher Weiterentwicklung, Dienst nach Vorschrift, stiller Rückzug – all dies sind deutliche Anzeichen für eine innere Kündigung. Auch wenn ein „unbequemer“ Mitarbeiter (zum Beispiel einer, der früher stets offen seine Kritik geäußert oder Konflikte gesucht hat) allmählich immer leiser wird und keine „Kampfeslust“ mehr zeigt, kann das ein Hinweis auf eine innere Kündigung sein.

innere Kündigung: wieder Kraft tanken

Welche Folgen hat eine innere Kündigung für Ihr Unternehmen?

Bedenken Sie, dass die innere Kündigung eines Mitarbeiters sehr viele Nachteile für Ihr Unternehmen mit sich bringen kann: wirtschaftliche Einbußen, weil der Mitarbeiter sich nicht mehr seinem Aufgabengebiet entsprechend, geschweige denn darüber hinaus für Ihr Unternehmen engagiert, Imageverluste, weil sich der von der inneren Kündigung betroffene Mitarbeiter negativ über Ihr Unternehmen äußert, Unruhe und Unzufriedenheit in der Belegschaft, etwa weil die Kollegen die Arbeit des betreffenden Mitarbeiters mit erledigen müssen oder sogar den Totalausfall des Mitarbeiters, denn nicht selten versuchen Mitarbeiter, die innerlich gekündigt haben, ihrer Misere durch langfristige Krankschreibung zu entkommen.

innere Kündigung: fordern und fördernWas Sie tun sollten, wenn Sie Anzeichen einer inneren Kündigung entdecken

Wer als Führungskraft Augen und Ohren offen hält, dem entgeht die innere Kündigung nicht. Ein bislang engagierter Mitarbeiter zieht sich allmählich zurück, bringt sich nicht mehr ein, verhält sich distanziert, macht „Dienst nach Vorschrift“ – hier liegt unverkennbar ein Fall von innerer Kündigung vor. Mit diesem Mitarbeiter müssen Sie schnellstens reden. Finden Sie heraus, was ihn bewegt. Suchen Sie gemeinsam nach einer Lösung für sein Problem. Seien Sie feinfühlig und nehmen Sie seine Argumente unbedingt ernst. Wenn sich zwischen Ihnen und Ihrem Mitarbeiter die Fronten bereits verhärtet haben, bitten Sie eine weitere Person (die auch das Vertrauen des Mitarbeiters genießt), an dem Gespräch teilzunehmen. Erörtern Sie ganz genau, an welchen Stellen sich der Mitarbeiter ungerecht behandelt fühlt und besprechen Sie gemeinsam eine Lösungsstrategie. Vereinbaren Sie konkrete Maßnahmen und benennen Sie den Zeitraum, innerhalb dessen diese Maßnahmen umgesetzt werden sollen. Behalten Sie aber auch die Möglichkeit einer Trennung im Hinterkopf, wenn Sie den Eindruck haben, dass der Mitarbeiter sich tatsächlich schon von Ihnen und Ihrem Unternehmen verabschiedet hat.

So vermeiden Sie Innere Kündigung

Als Chef Ihres Unternehmens haben Sie viel um die Ohren. Ihr oberstes Ziel ist es, Ihr Unternehmen erfolgreich am Markt zu positionieren, zu halten, zu entwickeln und auf Wachstumskurs zu bringen. Da ist es manchmal gar nicht so einfach, die vielen Wünsche, Erwartungen und auch die Sorgen und Nöte Ihrer Angestellten aufzunehmen und darauf zu reagieren. Das müssen auch nicht, denn dann hätten Sie für nichts anderes mehr Zeit.

Innere Kündigung vermeiden – Antennen ausfahren

Dennoch sollten Sie bei allem Stress immer wieder Ihre Antennen ausfahren: Wie ist die Stimmung in der Truppe? Welche Probleme sind aufgetaucht? Und wie geht es jedem Einzelnen?

Innere Kündigung vermeiden – Das Gespräch suchen

Um das herauszufinden, müssen Sie regelmäßig mit Ihren Mitarbeitern sprechen oder in größeren Unternehmen dafür sorgen, dass die jeweilige Führungskraft dies tut. Dabei geht es nicht nur um das in der Regel einmal jährlich stattfindene Zielvereinbarungsgespräch. Fragen Sie ruhig auch einmal zwischendurch nach den Befindlichkeiten.

Innere Kündigung vermeiden – Mitarbeiter einbeziehen und Ideen ernst nehmen

Beziehen Sie Ihre Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse ein – soweit das möglich ist. Nehmen Sie sich Zeit, wenn ein Mitarbeiter mit einem Vorschlag kommt, nicht selten bringt eine innovative Idee aus dem Kreise Ihrer Angestellten ein Unternehmen voran. Und wenn nicht, dann ist es trotzdem gut, sich das angehört zu haben, denn das wird Ihren Mitarbeiter ermutigen, sich weiter Gedanken zu machen, wie man Ihr Unternehmen noch erfolgreicher macht.

Innere Kündigung vermeiden – Verantwortung übertragen und kommunizieren

Übertragen Sie Verantwortung und lassen Sie Fehler zu – denselben allerdings immer nur einmal. Kommunizieren Sie transparent, so dass im Unternehmen immer jeder weiß, was gerade ansteht. Das ist nicht immer möglich, aber auch das gilt es zu kommunizieren.

Nutzen Sie Ihre Chance. Vermeiden Sie innere Kündigung

Diese Aufzählung ist sicher nicht vollständig, zeigt aber, dass Sie als Unternehmer viel dafür tun können, um die innere Kündigung bei Ihren Mitarbeitern zu vermeiden. Nutzen Sie diese Chance – zum Wohle Ihres Unternehmens.

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Innere Kündigung: Eigenmotivation statt Frust
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(Fotos: Fotolia © jesadaphorn | © stboy | © K.- P. Adler | © Daniel Ernst | © Kzenon)

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Autor:
Silke Wiegand | Text- und PR-Beratung
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