LARS STREMPEL

Ist innere Kündigung „in“? Und was macht der Chef?

Ich kann es nicht mehr hören! „Innere Kündigung greift immer mehr um sich! Rund 25 Prozent aller Angestellten sind mit ihrem Job unzufrieden („Die Welt“ vom 14. Februar 2014). Die Kosten durch innere Kündigung belaufen sich auf über 100 Milliarden Euro (Gallup 2012). Und dennoch ging es unserer Gesellschaft noch nie so gut!

innere Kündigung nach Gallup

… und das schreibt der Unternehmensberater Gerhard Schenker in „Die Welt“ am 11. März 2013 zum Thema „innere Kündigung

Die weit verbreitete Resignation oder innere Kündigung durch mangelhafte Leistungsanreize führt zur Gefahr einer Mentalität des „Dienst nach Vorschrift“. Im Energiesparmodus zu verharren und darauf zu vertrauen, dass einem die Tauben von allein zufliegen, scheint keine von Erfolg gekrönte Strategie zu sein. In unserer mitteleuropäischen Komfortzone auf diesem Niveau weiterleben zu wollen macht es notwendig, sich ein Fitnessprogramm in eigener Sache aufzuerlegen. Nicht der Staat alleine trägt diese Verantwortung, sondern auch jedes einzelne Mitglied der Gesellschaft: Nämlich alle gemeinsam!

Ohne kraftvolle Unternehmer wäre es um unser Land schlecht bestellt

Es ärgert mich wirklich! In unserer Gesellschaft ist der Stellenwert des Unternehmertums, ehemals sehr geachtet, immer weiter gesunken. Unternehmer müssen sich verkriechen. Sie werden beschimpft und sind geächtet. Ohne Unternehmer gäbe es keinen Arbeitsplatz für Mitarbeiter. Ohne Unternehmer würde in unserem Land kein einziges Problem gelöst. Das Land würde in Bürokratie ersticken. Warum um alles in der Welt müssen Unternehmer angesichts ihrer Bedeutung mit einem negativen Image leben und ein Schattendasein führen?

Wie ist es eigentlich um die innere Kündigung von Unternehmern bestellt? Darf es oder kann es überhaupt eine innere Kündigung des Unternehmers geben? Wer richtet den Unternehmer in schwierigen Phasen wieder auf? Wer spendet ihm Kraft und Energie bei all den vielen Widrigkeiten in seinem Unternehmertum?

Der Unternehmer im KMU muss mannigfaltige Anforderungen erfüllen, ohne innere Kündigung

In kleinen und mittleren Unternehmen hängt, anders als in großen Unternehmen und Konzernen mit vielfältiger Arbeitsteilung, alles am Unternehmer. Mit Produkten oder Diensten dem Markt und den Kunden ein ideales Angebot bieten. Besser sein als der Wettbewerb. Organisation und Abläufe ideal strukturieren. Die richtigen Mitarbeiter am richtigen Platz. Die Finanzen im Griff haben. Und das ist längst nicht alles. Der Unternehmer muss auch mit sich selbst, mit seinen Problemen und Gefühlen zurechtkommen. Er kann das Unternehmen nur auf Erfolg bringen, wenn er sein persönliches Grundmotiv mit dem Unternehmen in Übereinstimmung gebracht hat, er motiviert und begeistert hinter der Sache steht. Ansonsten gerät er in die innere Kündigung. Der Unternehmer ist auch „nur“ ein Mensch und keineswegs makellos. Wieso erwartet die Mitarbeiterschaft und unsere Gesellschaft Unternehmer als Übermenschen?

Innere Kündigung der Mitarbeiter

Die Forderung in Gesellschaft, Presse und Politik läuft darauf hinaus, jedem Mitarbeiter den Arbeitsplatz nach seinem Gusto ideal zu gestalten und ihn zu fordern und zu fördern. Das ist einfach falsch! Was soll so eine Erwartungshaltung in der Öffentlichkeit, unterlegt mit Scheinbeweisen aus Statistiken über innere Kündigung? 25 Prozent der Arbeitnehmer in innerer Kündigung? In einer Zeit des Wohlstands! Und dieses Phänomen sollen die „bösen“ Unternehmer ausbügeln. Ich meine, da muss die Gesellschaft insgesamt an ihrer Haltung arbeiten, sich wandeln. Innere Kündigung beginnt tief im Mitarbeiter, bei seiner ganz persönlichen Einstellung zum Leben und zur Arbeit. Der Unternehmer darf sehr wohl erwarten, dass der Mitarbeiter positiv motiviert zur Arbeit erscheint, seinen Anforderungen entspricht, sich positiv in das Unternehmen eingliedert und seinen Teil zu einem guten Arbeitsklima beiträgt. Mitarbeiter, die so Loyalität zeigen, fördere ich. Mitarbeiter, die bevorzugt die innere Kündigung zeigen, fördere ich nicht. Im Gegenteil: Ich fordere sie oder ich muss Ihnen kündigen.

innere Kündigung auf Krankenschein

Innere Kündigung darf der Chef nicht dulden

Innere Kündigung von Mitarbeitern im Unternehmen muss der Vorgesetzte abstellen. Es ist seine Pflicht, ein positives Umfeld zu schaffen. Eine hohe Aufgabe ist, und da soll mich keiner missverstehen, eine exzellente Mitarbeiterführung, mit Verantwortungsdelegation, Zielen und Coaching. Eine vorübergehende Krise eines Mitarbeiters, oft aus persönlichen Gründen, gilt es stützend zu überbrücken. Aber ein Mitarbeiter, der sich beliebig einen Krankenschein nimmt, gehört nicht ins Unternehmen. Ein Mitarbeiter, der sich bequem in die innere Kündigung begeben hat, gehört ebenso nicht in die Firma.

KündigungNatürlich gebe ich als Chef einem Mitarbeiter, der in eine innere Kündigung abgesackt ist, eine Chance. Natürlich rede ich mit ihm. Natürlich forsche ich nach den Ursachen der inneren Kündigung. Glaubt denn die Gesellschaft, der normale Unternehmer würde sich so nicht verhalten? Aber dann ist der Mitarbeiter dran. Er erhält für seine Leistung ein Entgelt. Leistung darf und muss der Chef fordern. Meine Empfehlung im Regelfall ist, immer zuerst fordern. Gute und leistungsstarke Mitarbeiter werden gefördert. Zuerst fordern und dann fördern. Nur in Ausnahmefällen erst fördern und dann fordern. Die innere Kündigung muss der Mitarbeiter beseitigen. Andernfalls bleibt nur die Kündigung.

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(Fotos: © Gallup (bmg-report)  |Fotolia  © nmann77 | Pixelio © Thorben Wengert)

 

 

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