Alle Welt spricht heute von Selbstverwirklichung – vor allem im Beruf. Den wenigsten gelingt es aber, sich in ihrer Arbeit selbst zu verwirklichen. Kein Wunder, dass so mancher einen Traum träumt: den von der Selbstverwirklichung im Unternehmertum. Von der grenzenlosen Freiheit als Unternehmer. Aber kann Unternehmertum Selbstverwirklichung sein?
Selbstverwirklichung im Unternehmertum – nur ein Hirngespinst?
Wer mich kennt, kommt schnell auf den Gedanken, was ich generell von dem allgemeinen Hype der Selbstverwirklichung denke. Nicht viel, um ehrlich zu sein. Selbstverwirklichung zum Selbstzweck – das ist für mich ein Hirngespinst. Ich glaube aber, dass man automatisch Selbstverwirklichung findet, wenn man seine Arbeit mit Leidenschaft macht. Und genau daher glaube ich auch, dass man als Unternehmer den Weg zur Selbstverwirklichung finden kann. Allerdings ist dieser Weg lang und mit vielen Stolpersteinen entlang zahlreicher Scheidewege versehen. Nicht alle halten die Durststrecken durch, die das Unternehmertum mit sich bringt. Aber wer es schafft, der findet und verwirklicht sich tatsächlich selbst. Solche Unternehmer entwickeln sich am Ende zu sehr weisen und zufriedenen Menschen.
Selbstverwirklichung. Was ist das eigentlich?
Selbstverwirklichung heißt, dass man individuelle Ziele, Vorstellungen und Wünsche weitgehend umsetzen und seine Talente und Möglichkeiten umfassend ausschöpfen kann. Letztendlich bedeutet es, dass man sich von äußeren Einflüssen und Zwängen freimacht und genau das Leben führt, das man führen will.
Selbstverwirklichung: „Das eigene Wesen zur Entfaltung bringen“
Viele schlaue Menschen aus Literatur, Wissenschaft, Religion, Philosophie und Psychologie haben sich schon mit der Selbstverwirklichung befasst. Unter ihnen so berühmte Namen wie Oscar Wilde, der es als übergeordnetes Ziel der Selbstverwirklichung sah, „das eigene Wesen völlig zur Entfaltung zu bringen“. (Quelle: Wikipedia) Oder Abraham Maslow, der den Begriff Selbstverwirklichung in der Hierarchie der Bedürfnisse (Maslowsche Bedürfnispyramide) ganz nach oben setzte.
Die Anfänge des Strebens nach Selbstverwirklichung
Historisch betrachtet hat sich die das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung im letzten Viertel des vergangenen Jahrhunderts mit dem Einzug des Wohlstandes in unserer Gesellschaft entwickelt. Nach dem zweiten Weltkrieg stieg der Lebensstandard kontinuierlich, und allmählich setzte sich die Meinung durch, dass Arbeit Zwang sei und dass es doch wohl noch mehr geben müsse als den reinen Broterwerb. Selbstverwirklichung, im Privaten, vor allem aber im Beruf, ist seitdem zu einem erstrebenswerten Ziel geworden. Derjenige, der in seiner Arbeit Selbstverwirklichung findet, wird – wenn auch manchmal nur insgeheim – bewundert und beneidet. Denn noch immer empfinden viele Menschen ihre Arbeit als negativ und insbesondere in einer abhängigen Beschäftigung schaffen es wenige, sich selbst zu verwirklichen.
Ist Unternehmertum Selbstverwirklichung?
Schnell kommt daher der Gedanke auf, dass berufliche Selbständigkeit und Unternehmertum der Inbegriff der Selbstverwirklichung ist. Liefert das Unternehmertum doch scheinbar unbegrenzte Freiheit, Unabhängigkeit und neue Möglichkeiten. Endlich raus aus dem Joch des Angestelltendaseins, von der Knute des Chefs befreit. Und (vermeintlich) schneller Reichtum lockt zudem.
Unternehmertum – harte Arbeit statt Selbstverwirklichung
Doch wer den Weg des Unternehmers gegangen ist oder gerade geht, der hat schnell kapiert: Ganz so einfach ist es nicht, Selbstverwirklichung im Unternehmertum zu finden. Die Geschäftsidee kommt nicht ans Laufen. Aufträge kommen nur kläglich. Der Unternehmer ackert wie verrückt. Die Kunden beklagen die Qualität und zu allem Überfluss kündigt der beste Mitarbeiter. So manch ein Unternehmer ist versucht, das Handtuch zu werfen, aufzugeben, sich umzuschulen, denn der Glaube an seine Selbstverwirklichung in einem neuen Geschäftsansatz wird immer stärker. Gerade in den Anfangsjahren ist es knüppelharte Arbeit, die dem Unternehmer so manches abverlangt und die ersehnte Selbstverwirklichung – scheinbar – in weite Ferne rückt. Nur mit Selbstdisziplin und hohem Arbeitseinsatz können die ersten Jahre bewältigt werden, meist ohne Urlaub und mit mehr Stundeneinsatz als je zuvor. Dazu gesellen sich bei dem Auf und Ab des Geschäftes allzu oft Existenzängste, wie sie ein Angestellter nicht kennt. Leidenschaft im Unternehmen, Rückschläge verkraften, Glaube, Eigenmotivation und bedingungslose Konsequenz sind gefordert. Und selbst wenn diese Jahre überwunden sind, lässt die Beanspruchung kaum nach. Das Wachstum des Unternehmens stellt neue Anforderungen. Die Messlatte ist extrem hoch. Markt und Wettbewerb fordern Höchstleistungen. Ist das Selbstverwirklichung?
Selbstverwirklichung im Unternehmertum – wo, wenn nicht dort?
Ich denke: Ja, das ist es! Eine eigene Idee umsetzen, selbst Lösungen finden, auch wenn sie vielleicht unkonventionell sind, Konzepte erarbeiten, neue, kreative Ansätze entwickeln, frei von Vorschriften den selbst gewählten Weg gehen, Krisen meistern, individuelle Entscheidungen treffen, sich selbst immer wieder zu Höchstleistungen motivieren und nicht bei der ersten Schwierigkeit das Handtuch werfen – was sonst, wenn nicht all dies, sollte Selbstverwirklichung sein? Kaum eine Aufgabe im beruflichen Umfeld wird einen Menschen so sehr prägen und formen wie das Unternehmertum. In kaum einem anderen Arbeitsbereich wird ein Mensch diese Selbstverwirklichung finden, persönlich wachsen und all sein Wissen, all seine Möglichkeiten, all seine Talente ausschöpfen können – und müssen.
Fazit: Im Unternehmertum die wahre Selbstverwirklichung finde
Eine bessere Möglichkeit, sich beruflich selbst zu verwirklichen, kann man schwer finden. Aber Vorsicht: Wer nur aus Frust über sein unerfülltes Angestellten-Dasein selbständig werden und ein Unternehmen gründen will, der sollte genau prüfen, worauf er sich einlässt. Wer aber mit ganzem Herzen und aus voller Überzeugung dabei ist, der wird sich in und mit seinem Unternehmen zu dem entwickeln, was er sein will und kann: Er verwirklicht sich selbst, wird eins mit seinem Unternehmen, das sich mit ausgezeichneten Produkten und Dienstleistungen einen exzellenten Ruf am Markt erwirbt. Unternehmertum heißt harte Arbeit, hoher Einsatz, viel Verantwortung. Aber dafür erfährt der Unternehmer echte Selbstverwirklichung und wird zu einem zufriedenen, klugen und erfahrenen Menschen. Lesen Sie auch aus der Artikelreihe „So werden Sie ein erfolgreicher Unternehmer“: Teil 1: Selbständiger oder erfolgreicher Unternehmer? Die Geschichte eines langen Weges
Teil 2: Fachkraft, Manager oder erfolgreicher Unternehmer – Was sind Sie und was wollen Sie sein?
Teil 3: Ihre Ziele als erfolgreicher Unternehmer: Kunden zufriedenstellen und den Wert Ihres Unternehmens steigern
Teil 4: Mit dem richtigen Führungssystem vom Selbständigen zum erfolgreichen Unternehmer (I)
Teil 5: Wie Sie mit einem schlüssigen Führungssystem Ihr erfolgreiches Unternehmen aufbauen (II)
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