Beitrag von Lea Berger
Die Finanzierung des Unternehmens ist besonders in den ersten Jahren vielen Risiken ausgesetzt. Gerade Startups benötigen Kapital, Liquidität und Investitionsrücklagen, um sich auf dem immer größer werdenden Markt durchsetzen zu können. Die Statistiken belegen, dass besonders die ersten zwei Jahre entscheidend für den Erfolg der Neugründungen sind und die Kapital-Frage und die Liquidität Probleme bereiten. Im Startup Monitor 2014 berichten 38 Prozent der befragten Unternehmen von dem schwierigen Zugang zu Venture Kapital, was ihnen als größtes Hindernis entgegensteht. Die meisten Finanzierungen der Startups bestehen aus eigenen Ersparnissen und Freunden und Familien, erst danach folgen staatliche Fördermittel, Business Angels und Venture Kapital.
Kleinere und mittlere Unternehmen finanzieren sich zu einem Drittel immer noch aus Krediten, an zweiter Stelle stehen Leasing, Factoring und Lieferantenkredite.
Für die KMU gilt häufig, dass sie zu groß für eine Mikrofinanzierung sind und zu klein, um von Geschäftsbanken nötige Kredite gewährt zu bekommen, obwohl sie in Deutschland und auch weltweit das Rückgrat vieler Wirtschaften bilden. In der Bundesrepublik sind mehr als 60 Prozent der Erwerbstätigen in kleinen oder mittleren Unternehmen beschäftigt und somit ist die Finanzierung und langfristige Erhaltung dieser Mittelschicht wichtiger Anker von Deutschlands Wirtschaftssystem.
Quelle: Startup Monitor
Vorsicht bei Geldanlagen und Aktien
Der Markt für Anlagen und Aktien ist groß und für viele Unternehmen eine willkommene Quelle für benötigtes Kapital und Liquidität. Auch Privatanleger nutzen die vielseitigen Möglichkeiten, ihr Kapital aufzustocken oder für die Rente anzulegen, oft mit unsicherem Ausgang. Wer als Unternehmer auf dem Anlagemarkt hantiert, sollte dabei einige Punkte beachten. Eine wichtige Faustregel besagt, dass das Risiko des Verlustes steigt, je mehr die Rendite einbringen kann. Finanzexperten erläutern außerdem, dass Geldanlagen im Idealfall breit verteilt werden sollten, um Verluste und schlechte Rendite einiger Anlagen ausgleichen zu können. Laut den Informationen von Ergo Direkt sind vor allem Tages- oder Monatsgeldkonten sinnvoll, um kurzfristig liquide Reserven mit festen Zinsen anzulegen, während der Aktienmarkt oftmals unsichere Ergebnisse liefert. Einblicke dazu liefert der Bankenverband.
Worauf sollten Unternehmen, die auf dem Aktienmarkt ihr Kapital anlegen oder generieren wollen achten? Die häufigsten Fehler:
- Keine Kredite für Aktien aufnehmen
- Nur in eine Aktie investieren
- Keine Strategie einsetzen
- Zu teuer einkaufen und zu niedrig verkaufen
- Gegen Verluste nicht gegensteuern
- Zu kurzfristig denken
- Vernachlässigung der Dividenden
- Expertentipps fraglos befolgen
Der erste Punkt ist zugleich einer der wichtigsten, denn geliehenes Kapital von Banken oder Freunden für Risikogeschäfte mit hohem Verlust einzusetzen, kann sich sehr schnell zu einem Schneeballprinzip aus Schulden entwickeln. Investitionsgeld muss aus einem bereits generierten Kapital erfolgen, denn die bestehende Finanzierungslage sollte nicht in der Schwebe hängen oder am Aktienmarkt festgemacht sein.
Experten sprechen davon mindestens acht bis zehn Aktien zu verwalten, die wiederum einen gewissen Zusammenhang besitzen sollten, denn widersprechen sich diese, sind Verluste in jedem Fall garantiert. Umgekehrt wollen viele Privatanleger und Unternehmen in vielversprechende Startups investieren und so wandelt sich das Crowdfunding zu einem Crowdinvesting.
Exkurs Crowdinvesting für Startups richtig nutzen
Crowdinvesting geht einen Schritt weiter als das Crowdfunding, denn es ermöglicht bestehenden Startups ihre Projekte langfristig am Leben zu halten und nicht einfach „nur“ Startkapital zu generieren. Dafür geben die Unternehmen an die Privatinvestoren Anteile ab, die ähnlich wie Aktien mit einer positiven Entwicklung des Startups an Wert steigern. Der Crowdinvesting-Markt ist in Deutschland zwar noch klein, doch er konnte bereits im ersten Halbjahr 2015 9,6 Millionen Euro Gesamtvolumen erschließen.
Quelle: https://www.fuer-gruender.de/
Folgende Tipps sollten Unternehmen befolgen, wenn sie nach erfolgreicher Startphase ihr Kapital über die Crowd erweitern wollen:
- Geschäftsmodell und Wertschöpfung beschreiben, Marktpotential klar aufzeigen
- Wirtschaftliche Tragfähigkeit vorzeigen (Equity-based Investing)
- Gesicht zeigen durch Videos und Soziale Netzwerke
- Multiplikatoren der Kommunikation einsetzen (Social Media, E-Mail, Guerilla Marketing, etc.)
- Nichtmonetäre Anreize bieten ( Rabatte, attraktive Gegenleistungen)
Nichts wäre schlimmer als der Verlust des Vertrauens der Crowd in das neue Unternehmen. Transparenz ist bei dieser Form der Finanzierung äußerst wichtig. Führende Crowdinvesting-Portale wie Companisto erklären deshalb, dass das Geschäftsmodell der Unternehmen Alleinstellungsmerkmale und Erneuerungen besitzen muss und dass mehr als nur Konzepte vorliegen sollten, so dass sich Investoren ein umfassendes Bild von der finanziellen Lage und dem Potential machen können. Die Laufzeiten liegen zwischen acht bis zwölf Jahren und Privatanleger können bereits mit fünf Euro dabei sein.
Liquidität erhöhen durch Mitarbeiterbeteiligung?
Besonders kleinere Unternehmen besitzen geringe finanzielle Ressourcen und stehen oft vor dem Problem, die Mitarbeiter entsprechend entlohnen oder ihnen in absehbarer Zukunft Erhöhungen oder weitere Angebote machen zu können. Um Mitarbeiter zu halten und um das Unternehmen für die nächsten Jahre trotz geringer monetärer Gehaltsaussichten mit qualifiziertem Personal zu versehen, gibt es die Option die Mitarbeiter am Unternehmenserfolg zu beteiligen. Das steigert zum einen die Motivation und Identifikation der Angestellten mit der Firma und zum anderen gibt es eine höhere Produktivität und die Liquidität kann gesichert bleiben. Folgende Modelle sind denkbar:
- Erfolgsbeteiligung (Boni)
- Gewinnbeteiligung (Handelsbilanzieller Gewinn)
- Leistungsbeteiligung (Gemessen an Produktionsmenge)
- Ertragsbeteiligung (Umsatz oder Wertschöpfung)
- Kapitalbeteiligung (Gesellschafter, Pooling oder virtuell)
Für Startups und junge Unternehmen eignet sich die virtuelle Kapitalbeteiligung, denn es gibt keine Ansprüche auf den jährlichen Gesellschaftsgewinn, sondern häufig eine Beteiligung am Unternehmenswert. Erfolg ein erfolgreicher Exit, also ein Verkauf des Unternehmens, erhält der Mitarbeiter hohe Prozent der virtuellen Stammkapitalbeteiligung. Der Mitarbeiter wird kein echter Gesellschafter, denn er erhält kein Mitspracherecht, sondern wird Schein-Gesellschafter im Falle von Gewinnausschüttungen oder erfolgreichem Verkauf.
Venturepedia kritisiert, dass fünf von zehn Mitarbeiterbeteiligungsmodellen schlecht umgesetzt werden und ein hohes Steuerrisiko vorliegt. Sind beispielsweise Kaufoptionen für Mitarbeiter auf Anteile jederzeit möglich, könnte ein geldwerter Vorteil vorliegen und hohe Steuern anfallen. Sinnvoll kann die Mitarbeiterbeteiligung zur Schonung der Liquidität durch erfolgsabhängige Vergütung von Beiräten oder Unterstützern sein, die keine eigentlichen Mitarbeiter der Firma darstellen, doch den Firmenerfolg maßgeblich vorantreiben.
Wichtig bei den Virtual Stock Modellen ist es, dass der Mitarbeiter keinen unmittelbaren Profit aus dem Beteiligungsrecht ziehen kann und dass beispielsweise ein Wachstum durch langsame Steigerung des Firmenwertes entsteht.
Eine andere Option die Liquidität durch Mitarbeiter zu erhalten, ist die Beteiligung am Erfolg, so dass bei Gewinn und Verlust die Mitarbeiter einen Teil der Finanzierung tragen. Das kann beispielsweise über die Einbringung der Erfolgsanteile der Mitarbeiter in der Altersvorsorge sein, so dass diese Beiträge ohne Sozialversicherungsabgaben in das Unternehmen gelangen.
Wie hilfreich sind Business Angels bei der Kapital-Beschaffung wirklich?
Für viele Unternehmen gestaltet sich die langfristige Finanzierung holprig und schwierig, doch seit vielen Jahren sind die Business Angels aktiv, die für Absicherung und Kooperation großer Investoren stehen. Diese Personen investieren in aus ihrer Sicht vielversprechende Unternehmen, erhalten Anteile und liefern Netzwerke, Kontakte und eigenes Knowhow. Der Unterschied zu Venture Kapitalist Beteiligten liegt in der Investierungsphase, die am Anfang der Startups und der jungen Unternehmen steht. Die Nachteile liegen in den hohen Zinsen des Kapitals, denn die Ausfallquote der Unternehmen ist immer noch sehr hoch und die hoch bezahlten Exits fangen die Investitionen nur eventuell wieder auf.
Allerdings sind die Erfolgsaussichten einen Business Angel an die eigene Firma zu binden aktuell sehr niedrig und der Markt ist groß umkämpft. Attraktiv sind momentan E-Business, Umwelttechnologien, Software und Energie, gefolgt von Medizintechnik und neuen Materialien. Unterstützung erhalten jedoch nur die Startups und Unternehmen, die ausgewogene Berichte abliefern und auf einer guten Ebene mit den Angels kommunizieren können, denn jede zweite Beteiligungsanfrage scheitert am Personal.
Quelle: http://www.business-angels.de/
Zehn Tipps für die Business Angel Finanzierung:
- Begeistertes Gründerteam mit festen Zielen vor Augen
- Richtigen Zeitpunkt wählen
- Zuschüsse für Wagniskapital sichern
- Aktiv kommunizieren und nachhaken
- Mehrere Angels ansprechen und nutzen
- Netzwerke aufbauen
- Business Devils meiden (Vorsicht vor Geldanfragen vor der eigentlichen Finanzierung)
- Referenzen und Portfolio aufzeigen und von den Angels einholen
Einen Erfahrungsbericht im Umgang mit Business Devils liefert dieses Interview mit Europas bestem Business Angel Cornelius Boersch.
Liquidität und Kapital zu behalten und zu stärken, ohne dabei in bekannte Fallen zu treten, ist für viele Jungunternehmer und Startups nicht leicht. Mit vorausschauender Planung, vielfältigen Absicherungen und dem richtigen Zeitpunkt für Investitionen, lassen sich einige Probleme im Vorfeld vermeiden. Wichtig ist es jedoch, wachsam zu bleiben, immer aktiv zu sein und sich von seinem Ziel nicht abbringen zu lassen.
(Bilder: Pixabay.com © WerbeFabrik (CC0 1.0) | © StartupStockPhotos (CC0 1.0))
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