LARS STREMPEL

Der Absatzplan oder die Absatzplanung in der Finanzplanung für KMU

Der Absatzplan – Teil 1 zur Serie „Zukunft planbar machen“

Das A und O der Finanzplanung für jedes Unternehmen, Existenzgründer, Kleinstunternehmen, kleine und mittlere Unternehmen oder Großunternehmen ist die Planung der Einnahmen (Umsatz) und der Ausgaben und damit die Ergebnisplanung. Die Basis zum Umsatzplan ist der Absatzplan. Der Absatzplan enthält die Prognose der Stückzahlen (Anzahl: Produkte, Teile, Stück, Meter, Menge, Liter, Stunden, Funktionen, Bilder, Webseiten, …), die der Unternehmer im Betrachtungszeitraum abzusetzen, also zu verkaufen plant. Ohne einen soliden Absatzplan stellen die Umsätze im Gewinn- und Verlustplan (GuV) eher fiktive Zahlen dar und könnten auch der berühmten „Glaskugel“ entnommen sein oder aus dem Kaffeesatz gelesen sein.

Absatzplan und Absatzplanung in der Finanzplanung

Wie entsteht der Absatzplan?

Bevor Sie sich daher dem Gewinn- und Verlustplan (GuV) widmen, benötigen Sie einen Absatzplan. Wie Sie diesen am besten erstellen, ist unter anderem abhängig von Ihren Produkten und/oder Dienstleistungen, die Sie herstellen und vertreiben.

Nachfolgend zeige ich an praktischen Beispielen, wie aus einem Absatzplan ein Umsatzplan entsteht, und zwar jeweils eine Absatzplanung für einen Secondhandladen, eine Softwarefirma, eine Agentur bzw. Werbeagentur, einen Großhandel sowie für einen Handwerksbetrieb.

Absatzplan für einen Secondhandladen

Sie wollen einen Secondhandladen eröffnen und verfügen über keine Prognose, wie viele Kleidungsstücke Sie verkaufen werden? Um es herauszufinden, können Sie ein ähnliches Geschäft über einen längeren Zeitraum beobachten. Doch das ist ziemlich schwierig. Einfacher und verlässlicher ist es, wenn Sie den Inhaber eines vergleichbaren Ladens befragen, wie viele typische Produkte, z. B. Kleider, Hosen, Blusen, Röcke, T-Shirts, Pullover usw., er in zwei repräsentativen Monaten verkauft hat – etwa im April (Frühjahr/Sommer) und im November (Herbst/Winter). Jetzt haben Sie eine solide Basis, aus der Sie eine Prognose für Ihr eigenes Geschäft unter Berücksichtigung von Lage, Größe und Ausrichtung ableiten können.

Absatzplan im Secondhandladen:

November (Stück)
1.2.3.4.5.6.7.8.9.10.11.12.13.14.
MiDoFrSaSoMoDiMiDoFrSaSoMoDi
Jeans1231
Pullover1511222
Sakkos111212
Kleider111122
Abendkleider1
Tücher11
Shirts223722124
Schuhe31211
Blusen2322511
Hosen11211
Sonstige3111212

Natürlich muss dieser Absatzplan noch für die übrigen Tage des Monats ergänzt werden. Sodann gilt es, die saisonalen Monatsschwankungen richtig zu bewerten und die Absatzprognose für jeden Monat im Frühling und Sommer sowie im Herbst und Winter zu ermitteln.

Preisliste Secondhandladen

Im nächsten Schritt erhalten die Produkte einen Preis.

EURO
Jeans11,00
Pullover17,00
Sakkos21,00
Kleider29,00
Abendkleider45,00
Tücher3,00
Shirts5,00
Schuhe21,00
Blusen17,00
Hosen39,00
Sonstige6,00

Die Multiplikation von Absatz (Stückzahlen) mit den Preisen ergibt die Einnahmen, also die Prognose für den Umsatz. Dieser liegt in diesem Beispiel am 2. November bei 128,00 Euro inkl. Mehrwertsteuer, denn der Verkauf findet ja mit Endkunden statt. Alle Umsätze sind dann in den GuV (Gewinn- und Verlustplan) zu übertragen. Und schon steht der Umsatzplan :)!

Umsatzplan Secondhandladen

Umsatzplan [EURO]
1.2.3.4.5.6.7.8.9.10.11.12.13.14.
MiDoFrSaSoMoDiMiDoFrSaSoMoDi
Jeans001100022000330011
Pullover000001785171734003434
Sakkos02121210422100000420
Kleider00029029290295800058
Abendkleider000000000000045
Tücher00000300030000
Shirts0101015035101005100020
Schuhe0632100004221210000
Blusen034510034340851700017
Hosen0003900000397803939
Sonstige00180066601260120
GESAMT01281321040166207751521891270127224

Diese Methode der Absatzprognose eignet sich auch für die Planung ähnlich gearteter Betriebe, wie Gastronomie, Friseur etc.

Absatzplanung für eine Softwarefirma oder eine Agentur

Die Absatzplanung für einen Dienstleistungsbetrieb, z. B. ein Softwareunternehmen oder eine Werbeagentur, verlangt eine etwas andere Vorgehensweise. Ich empfehle zunächst die Definition von typischen Projekten (Musterprojekte). Für unser Beispiel definieren wir nur drei Musterprojekte: Musterprojekt klein, Musterprojekt mittel und Musterprojekt groß.

Nun ist der Absatzplan, also die prognostizierte Anzahl der monatlichen Aufträge (Anzahl) zu den Musterprojekten festzulegen.

Absatzplan der Softwarefirma oder Werbeagentur

Absatz (Anzahl)
JanFebMrzAprMaiJunJulAugSepOktNovDez
Musterprojekt klein122231412136
Musterprojekt mittel010224001123
Musterprojekt groß100000110002

Mit der Definition von Musterprojekten sind deren Umfänge und damit die Kosten und Preise klar (hier jeweils in Tausend EURO).

Preise der Softwarefirma oder Werbeagentur

EURO
Musterprojekt klein900
Musterprojekt mittel1.500
Musterprojekt groß4.500

Durch die Multiplikation der jeweiligen Anzahl mit dem dazugehörigen Preis (am besten in einer EXCEL-Tabelle) entstehen die monatlichen Umsätze (wieder in Tausend EURO). Fertig ist die Umsatzplanung 🙂 !

Umsatzplan der Softwarefirma oder Werbeagentur

Umsatzplan  TEURO
JanFebMrzAprMaiJunJulAugSepOktNovDez
Musterprojekt klein0,91,81,81,82,70,93,60,91,80,92,75,4
Musterprojekt mittel01,50336001,51,534,5
Musterprojekt groß4,5000004,54,50009
GESAMT5,43,31,84,85,76,98,15,43,32,45,718,9

Absatzplanung für einen Großhandel

In einem weiteren Beispiel betrachten wir einen Großhandel. Er vertreibt Handelsware an vielfältige Kunden. Der Weg zur Absatzplanung führt hierbei über typische Kunden (Musterkunden) und deren Auftragswerte.

Absatzplan Großhandel

Absatz (Anzahl)
JanFebMrzAprMaiJunJulAugSepOktNovDez
Musterkunde klein A7075809085756560708085120
Musterkunde klein B353739403532302730354040
Musterkunde klein C847699101115151510
Musterkunde mittel356233423455
Großkunde012200012325
Sonderauftrag000001000002

Die zugehörigen Auftragswerte konnten wir verschiedenen Statistiken und Recherchen entnehmen (Angaben erneut in Tausend EURO).

Preise im Großhandel

TEURO
Musterkunde klein A100
Musterkunde klein B500
Musterkunde klein C1.000
Musterkunde mittel5.000
Großkunde10.000
Sonderauftrag50.000

Umsatzplan im Großhandel

Daraus ergibt sich die Prognose zum Umsatz für den Großhandel.

Umsatzplan  TEURO
JanFebMrzAprMaiJunJulAugSepOktNovDez
Musterkunde klein A7,07,58,09,08,57,56,56,07,08,08,512,0
Musterkunde klein B17,518,519,520,017,516,015,013,515,017,520,020,0
Musterkunde klein C8,04,07,06,09,09,010,011,015,015,015,010,0
Musterkunde mittel15,025,030,010,015,015,020,010,015,020,025,025,0
Großkunde0,010,020,020,00,00,00,010,020,030,020,050,0
Sonderauftrag0,00,00,00,00,050,00,00,00,00,00,0100,0
GESAMT47,565,084,565,050,097,551,550,572,090,588,5217,0

Absatzplan im Handwerk

Die Absatzplanung im Handwerksbetrieb habe ich bereits auf meinem Blog erläutert. Lesen Sie den Artikel:

Vertrieb in KMU: Warum eine Absatzplanung wichtig ist – auch im Handwerk

Zukunft planbar machen – In sechs Schritten zum Fünf-Jahres-Plan

Dieser Artikel erläutert die mittelfristige Finanzplanung im Unternehmen und ist Teil einer Serie zur Erstellung eines Fünf-Jahres-Plans. Die Serie enthält folgende Kapitel:

Finanzplanung – Übersicht

  1. Der Absatzplan
  2. Der Personalplan
  3. Gewinn- und Verlustplan – GuV, auch Rentabilitätsplan genannt
  4. Investitionsplan und AfA-Plan
  5. Liquiditätsplan
  6. Zins- und Tilgungsplan

Download Handbuch Finanzplanung

Zum Schluss noch ein Schmankerl: Sie können sich das vollständige Handbuch zur Finanzplanung runterladen.

-> Handbuch zur Finanzplanung für KMU und Existenzgründer

(Foto: © Andrea Arnold – Fotolia.com)

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