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  • Der Unternehmensberater im digitalen Zeitalter – Vom Suchen und Finden

    Der Unternehmensberater im digitalen Zeitalter – Vom Suchen und Finden

    Gastbeitrag zu den Herausforderungen an Unternehmer im digitalen Zeitalter von Eva Ihnenfeldt

    Der Beruf des Unternehmensberaters hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt.  Während das Berufsbild zunächst auf Kostenersparnis, Umstrukturierungen und technische Innovationen ausgerichtet war, rücken in den letzten Jahrzehnten die „Soft Skills“ in den Vordergrund: Strategieberatung, Personalentwicklung, Marketing, Vertrieb und Kommunikation sind wichtige Bereiche geworden, um den Erfolg eines Unternehmens zu sichern. Nun tritt ein weiteres Feld in den Fokus: Die Digitale Kommunikation.

    Unternehmens-Herausforderungen im digitalen Zeitalter

    Einstieg im digitalen Zeitalter ohne Unternehmensberater?

    Können Unternehmen überhaupt noch den Einstieg in das digitale Zeitalter schaffen, ohne die Hilfe von Beratern anzunehmen? Und was muss ein Berater wissen und leisten, um dieser Aufgabe gerecht zu werden? Leben wir wirklich in einer „digitalen Revolution“, die ein völliges Umdenken von Unternehmern und Management erfordert?

    Das, was „Industrie 4.0“ umschreibt, klingt für viele Unternehmer aus dem produzierenden Gewerbe noch einigermaßen vertraut: Technische Innovationen, Prozessoptimierungen, Qualitätsmanagement, – sachliche Themen, die es in sich haben, aber das Wesentliche in der Unternehmenskultur unberührt lassen.

    Doch durch die digitale Kommunikation stehen etablierte Organisationen vor ganz neuen Herausforderungen. Plötzlich geht es nun um die Unternehmenspersönlichkeit, um das Klima, um den Service, um Sympathie und Vertrauen! Kunden erwarten emotionale Ansprache, Interessenten vergleichen Wettbewerber, Bewerber erwarten Transparenz und Ansprechpartner. Und so führt in der Regel eine von drei Szenarien zu einer Aufrüttelung und der dringenden Erkenntnis: Wir brauchen externe Beratung!

    • Es wird über Ihr Unternehmen gesprochen im Web: Bewertungen, Facebook Posts, Blogartikel, Twitter-Einträge, Fotos bei Instagram … Man liest, ist erschrocken, kann es nicht verhindern – digitale Kommunikation bedeutet Kontrollverlust
    • Mitarbeiter schließen sich zusammen in Social Network Communities. Auch wenn die Führung so eine digitale Kommunikation nicht wünscht, kann sie kaum verhindern, dass bei WhatsApp oder Facebook Gruppen gebildet werden
    • Wettbewerber sind im Web aktiv, kümmern sich um Suchmaschinenoptimierung und digitale Kommunikationsstrategien. Das kann die eigene Marktstellung gefährden

    Am schlimmsten ist häufig die Erkenntnis, dass Existenzgründer und StartUps ganz selbstverständlich mit dem Social Web verfahren. Neue Unternehmen drängen auf den Markt, „Digitale Natives“ kommunizieren unbekümmert im Social Web, junge IT-Firmen richten Strukturen für kollaboratives Arbeiten ein und agieren durch Social Intranets effektiver, schneller und kreativer. Junge Fachkräfte bevorzugen diese innovativen Firmen und kommen mit den konservativen Kommunikations- und Führungsstrukturen nicht mehr zurecht.

    Was nun müssen Berater wissen und leisten, um bei diesen digitalen Herausforderungen  Unterstützung zu geben?

    Bevor Sie sich für einen Berater entscheiden, der Sie ins „digitale Zeitalter“ begleiten kann, sollten Sie sich dessen digitale Kompetenzen anschauen.

    Um zu beurteilen, ob tatsächlich digitale Kompetenz vorhanden ist, helfen folgende Recherchen:

    • Wie ist der Berater/ die Beraterin selbst aufgestellt im Web? Welche Einträge finden Sie, wenn Sie den Namen googeln? (Bei häufigen Namen einfach „Unternehmensberater/in“ zur Suchanfrage hinzufügen.)
    • Welche Auskunft zur digitalen Kompetenz gibt das Xing-Profil oder LinkedIn-Profil?
    • Wie gut ist das Netzwerk des Beraters? Wie und wo finden Sie Netzwerke zu digitalen Anbietern und Experten? Gibt es Referenz-Kunden? Wie und wo und womit sind diese findbar?

    Ausschreibung auf einen Unternehmensberater/in für die digitale Kommunikation im Unternehmen

    Im nächsten Schritt sollten Sie für sich auflisten, welche digitalen Herausforderungen Ihr Unternehmen zu bewältigen hat und nach welchen Lösungen Sie suchen. Diese Auflistung könnte man mit einer Ausschreibung vergleichen. Da leider noch sehr viele Berater überhaupt keine digitale Kompetenz aufweisen, ist es wichtig, dass Sie sehr konkret werden bei dieser Ausschreibung. Die könnte etwa so aussehen:

    Industrie 4.0 im digitalen Zeitalter

    „Wir sind ein Handwerksunternehmen (Malerbetrieb) mit 5 Mitarbeitern. Unsere Kunden sind im Wesentlichen Privatkunden mit Immobilienbesitz. Seit einiger Zeit stellen wir fest, dass unsere Kunden immer mehr im Internet nach Malerbetrieben suchen. Außerdem ist in unserer Nähe vor einem Jahr der Betrieb eines Konkurrenten an den Sohn übergeben worden – und dieser Junior-Chef ist sehr offensiv im Social Web vertreten. Das ist für uns Anlass, selbst aktiv zu werden.

    Was wir suchen:

    Beratung in Bezug auf den Relaunch unserer Website – Schwerpunkt Suchmaschinenoptimierung
    Vermittlung von geeigneten Dienstleistern für den Relaunch unserer Website
    Beratung in Bezug auf Social Media: Was können wir strategisch tun, um unsere Marktstellung zu halten und auszubauen
    Vermittlung von Dienstleistern im Bereich Social Media und Online-Marketing

    Budget: Für die Beratung können wir ein Budget von 3.000 Euro ermöglichen. Für den Website-Relaunch bis zu 5.000 Euro (inklusive der Einrichtung aller Social Media Kanäle). Für die Beauftragung von Dienstleistern im Bereich SEO und Social Media Marketing stehen uns monatlich maximal 800 Euro zur Verfügung.

    Verantwortlich für die Erstellung des Konzepts und die Leitung der Umsetzung ist Frau Maria G., Ehefrau und Mitinhaberin. Sie kann wöchentlich maximal 5 Stunden für die digitale Kommunikation investieren. Unsere Auszubildende für kaufmännische Tätigkeiten kann bis zu 10 Stunden wöchentlich übernehmen.“

    Das digitale Zeitalter in der Foto-Industrie

    Wo können Sie Ihre „Ausschreibung“ am besten platzieren?

    Sinnvoll ist es, die Suchmaschine von Xing zu nutzen. Dort können Sie mit einer Umkreissuche Unternehmensberater identifizieren, die auch „Social Media“ in ihrem Profil als Kompetenz angegeben haben. Achtung! Die Suchmaschine von Xing ist „dumm“. Sie kann Suchbegriffe nicht abwandeln – sondern nimmt alles wörtlich. Da Sie sicher auch weibliche Berater in Betracht ziehen, würde ich nach „Unternehmensberatung“ suchen – und nicht nach „Unternehmensberater“.

    Prüfen Sie die Qualität der gefundenen Beraterprofile, besuchen Sie deren Website und die Social-Media-Aktivitäten. Googeln Sie den Namen und prüfen Sie die Ergebnisse. So erhalten Sie einen guten Überblick, ob der Berater/ die Beraterin tatsächlich Kompetenz und Erfahrung im digitalen Bereich aufweist.

    Wenn Sie passende Beraterprofile in Ihrer Nähe gefunden haben, schreiben Sie per Xing oder E-Mail die Berater an und senden Sie Ihren Ausschreibungstext. Anhänge lassen sich bei Xing nur dann per privater Nachricht versenden, wenn Sie in Kontakt mit dem Berater sind – aber so eine Kontaktanfrage kann lohnenswert sein – also ruhig ein bisschen mutig sein!

    Anhand der Reaktion erhalten Sie zusätzlich Informationen darüber, ob es sich lohnt, weiteren Kontakt aufzunehmen und ein Erstberatungsgespräch (in der Regel kostenlos) in Anspruch zu nehmen. Ist die Antwort ausführlich, konkret und informativ? Zeigt der Angeschriebene wirkliches Interesse? Nimmt er/ sie Bezug auf den Ausschreibungstext? Wie schnell ist die Reaktionszeit?

    Falls Sie in einer ländlicheren Region leben, kann es sein, dass Sie Schwierigkeiten haben, Berater mit digitaler Kompetenz zu finden. Leider haben nur die wenigsten Berater sich schon wirklich intensiv mit dem interaktiven Web auseinandergesetzt. In dem Fall ist es vielleicht eine Alternative, einen Coach/ Berater zu wählen, der bereit ist, in einer Kombination aus Video-Coaching und Wochenend-Beratung zu arbeiten. Besser, Sie fahren für ein Wochenende weiter weg und erhalten dort die bestmögliche Unterstützung, als dass Sie sich mit Jemandem zufrieden geben, der/ die keine Vernetzung im digitalen Business aufweist oder womöglich selbst digitale Dienstleistungen erbringt und dadurch nicht die nötige Objektivität aufweist.

    Hüten Sie sich vor Agenturen, die Websites oder Online-Marketing anbieten und Sie natürlich gern zusätzlich beraten. Sie brauchen auf jeden Fall einen objektiven Mittler für das Konzept, sonst sind teure Enttäuschungen vorprogrammiert.

    Natürlich ist so ein Beratungsprozess für den Einstieg ins digitale Zeitalter mit Konsequenzen für Sie verbunden. Es ist unmöglich, die Kommunikation mit Kunden und Interessenten an eine Agentur auszulagern – Sie werden selbst tätig werden müssen. Aber der Aufwand kann gut strukturiert werden, so dass es machbar ist. In Zusammenarbeit mit dem Berater werden Sie einen Weg finden, Ihr Zeitmanagement und die passgenaue Strategie zusammenzubringen. Das wird eines der wichtigsten Ziele der Beratung werden. Zum Zweiten wird der Berater Ihnen eine Einführung in die Handhabung von Facebook und Co geben. Das Wichtigste ist, dass Sie bereit sind, anzufangen und etwas zu Tun – dann gelingt der Sprung ins digitale Zeitalter Schritt für Schritt, und Sie brauchen keine Sorge zu haben, dass Sie von jungen Unternehmen abgehängt werden. Gerade Ältere haben den Vorteil, dass sie kommunikations- und serviceorientiert eingestellt sind. Diese Denkweise ist viel entscheidender für den Erfolg als technisches Wissen – Social Media Kommunikation ist viel leichter als Sie meinen. Man muss es einfach nur tun…

    eva-ihnenfeldt

     

     

    Eva Ihnenfeldt
    Marketing und Social Media
    Mallinckrodtstr. 320
    44147 Dortmund
    Mobil: 0176-80528749
    E-Mail: e.ihnenfeldt@steadynews.de
    Website:
    www.kmu-digital.net
    Xing: Eva Ihnenfeldt
    Twitter: @steadynews
    Blog: Steadynews

    (Bilder: © Eva Ihnenfeldt | Fotolia © stockphoto-graf | pixabay © 403505 © 463336)

  • Der Weg in die Selbstständigkeit – Diese Herausforderungen warten auf Sie

    Der Weg in die Selbstständigkeit – Diese Herausforderungen warten auf Sie

    Gastbeitrag von Thomas Trinklein

    Wer eine außergewöhnliche Geschäftsidee hat oder eine Nische für Produkte oder Dienstleistungen zu erkennen glaubt, denkt früher oder später daran, sich selbstständig zu machen und sein eigenes Unternehmen ins Leben zu rufen. Doch ein einzigartiges Produkt oder eine besondere Dienstleistung allein machen noch kein funktionierendes Unternehmen aus. Sowohl vor als auch nach der eigentlichen Gründung steht eine Reihe von Aufgaben an, mit denen Sie sich vermutlich noch nie zuvor auseinandergesetzt haben. Viele Herausforderungen lassen sich jedoch mit etwas Rechercheaufwand und Beratung an der richtigen Stelle unkompliziert meistern. Auch Fortbildungen und Schulungen bringen einem die Grundlagen des Unternehmertums bei. Andere Aufgaben können Sie auslagern, von Mitarbeitern erledigen lassen oder mit der passenden Software auch selbst ausführen.

    Existenzgründer auf dem Weg in die Selbstständigkeit

    Die Entscheidung für eine Rechtsform

    Über die ersten Schritte können Sie sich in Gründerseminaren informieren oder vom Unternehmensberater begleiten lassen. Hier können Sie auch die Wahl einer geeigneten Rechtsform diskutieren. Denn wer nicht aus der Branche kommt, kennt sich damit meist nicht gut aus. Zur Debatte stehen beispielsweise folgende:

    • Einzelunternehmen
    • GbR
    • GmbH oder UG (haftungsbeschränkt)
    • KG
    • OHG
    • AG

    Sie müssen sich nicht mit allen Formen im Detail auskennen. Viele fallen auf Grund bestimmter Anforderungen an Ihre Firma sofort weg. Dennoch sollte man sich auch nicht immer für den einfachsten Weg entscheiden. Viele Gründer starten zum Beispiel mit einem kostengünstigen, unkomplizierten Einzelunternehmen. Hierbei haften Sie allerdings mit Ihrem Privatvermögen. In modernen Branchen, in denen viele Urheberrechts- und Datenschutzfragen noch nicht beantwortet sind, kann sich das allerdings unvorteilhaft auswirken. In diesem Fall ist auf Grund der Haftungsbeschränkung möglicherweise eine Kapitalgesellschaft die bessere Wahl. Wer das benötigte Stammkapital von 25.000 Euro nicht aufbringen kann, entscheidet sich vielleicht für die Gründung einer UG, die bereits ab 1 Euro möglich ist, und in Deutschland weitest gehend die Limited abgelöst hat. Hier kann es jedoch wiederum mit Krediten schwierig werden.

    Formalitäten erledigen auf dem Weg in die Selbstständigkeit

    Bis Sie die Arbeit aufnehmen können, müssen Sie je nach Art Ihres Unternehmens und der Rechtsform noch zahlreiche Formalitäten erledigen. Sie müssen:

    • Gewerbe beim Gewerbeamt anmelden.
    • einen Gesellschaftsvertrag aufsetzen und beurkunden lassen.
    • die Firma im Handelsregister beim Amtsgericht eintragen lassen.
    • ein Konto eröffnen, für Kredite vorsprechen und Anträge zur Förderung ausfüllen.
    • Versicherungen abschließen.
    • den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung ans Finanzamt schicken.
    • sich bei der Berufsgenossenschaft melden.
    • branchenspezifische Auflagen wie das Einholen einer Gaststättenerlaubnis im Gastronomiebereich einholen.

    Ist es dann endlich soweit und Sie beginnen den Betriebsalltag, werden Sie mit weiteren Tätigkeiten konfrontiert. Sie müssen Rechnungen schreiben, die Buchhaltung führen, Päckchen packen, Flyer entwerfen etc. Kaufmännische Komplett-Lösungen wie die Unternehmenssoftware der Firma Lexware bieten für viele Aufgaben eine gute Unterstützung. Damit haben Sie nicht nur Ihre Warenwirtschaft im Griff, Sie können auch Ihre Einnahme-Überschuss-Rechnung oder den Jahresabschluss leicht damit erledigen oder Ihre Daten an den Steuerberater weiterleiten. Sie haben Ihre Finanzlage so stets im Blick und können sehr zeitnah Ihre Strategie ändern. Für Bankgespräche u.Ä. können Sie sich alle Fakten grafisch aufbereiten lassen. Auch wenn Sie zu Beginn noch etwas unsicher sind, werden Sie doch schnell vertrauter damit, Gespräche mit Kunden, Kooperationspartnern, Lieferanten und Förderern zu führen. Besuchen Sie im Zweifelsfall entsprechende Rhetorikseminare und üben Sie mit Freunden. Läuft es gut an, können Sie bald schon Bewerbungsgespräche führen und Mitarbeiter einstellen. In diesem Zusammenhang müssen Sie sich auch mit Gehaltsabrechnungen auseinandersetzen.

    Digitale Herausforderungen auf dem Weg in die Selbstständigkekit

    Fazit

    Wer vor der großen Herausforderung einer Unternehmensgründung steht, wird zunächst einmal von der Flut an unbekannten Aufgaben überrollt. Sie erhalten aber von unterschiedlichsten Seiten Hilfe, wenn Sie darum bitten. An den Formalitäten sollte es nicht scheitern. Und wenn Sie Erfolg haben, wird sich die Mühe nicht nur finanziell auszahlen. Der Stolz auf das Geleistete wiegt oftmals noch viel schwerer.

    (Bilder: Fotolia © stockphoto-graf |shutterstock © 152920139)

  • Konfliktfähigkeit, Konsensfähigkeit und Konsequenz – Das sind die drei Ks für Ihren Erfolg als Unternehmer

    Konfliktfähigkeit, Konsensfähigkeit und Konsequenz – Das sind die drei Ks für Ihren Erfolg als Unternehmer

    Drei Eigenschaften sollten Sie mitbringen, wenn Sie sich auf den Weg zum Erfolg machen: Konfliktfähigkeit, Konsensfähigkeit und Konsequenz. Ich behaupte: Diese drei Tugenden sind elementar für jeden Unternehmer, der wirklich vorankommen und sein Geschäft nach vorne bringen will. Warum? Das erfahren Sie in diesem Artikel.

    1.   Konfliktfähigkeit. Tappen Sie nicht in die Harmoniefalle.

    Ja, natürlich ist es schöner, wenn alles nett und freundlich verläuft, wenn alle zufrieden sind und motiviert, wenn sich alle gut verstehen und an einem Strang ziehen. Aber leider entspricht das nicht immer der Realität. Wo Menschen – wie in einem Unternehmen – zusammenkommen und zusammen arbeiten sollen und wollen, entstehen eben auch Konflikte. Das ist nicht schlimm, denn Konflikte können, wenn sie erkannt und gelöst werden, ein Unternehmen auch voranbringen. Doch wehe, es ist niemand da, der über die nötige Konfliktfähigkeit (und im Übrigen auch über Reflexionsfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit) verfügt, um diese Konfliktsituationen frühzeitig zu erkennen und Lösungswege in der Sache aufzuzeigen. Sind Sie konfliktfähig?

    „Harmoniefalle“ nennt der Führungskräftetrainer und Mediator Dr. Andreas Wintels die „oft als ‚soziale Kompetenz‘ getarnte Harmonieorientierung“, die er in den Führungsetagen seiner Kunden nur allzu oft beobachtet. Ein Fehlverhalten von Mitarbeitern etwa nicht zu sanktionieren führe nicht selten zu einem Nachmacheffekt. „Wenn der eine das darf, dann darf es der andere auch. Das ist die Denke, die aus mangelnder Konfliktfähigkeit erwächst“, sagt Wintels. Das sei schädlich für das Unternehmen und dessen vorrangiges Interesse: die Rentabilität. Das trifft im Übrigen auch zu, wenn man sich aus seinem Unternehmen herausbegibt. Auch im Umgang mit Kunden und Geschäftspartnern gibt es immer wieder Konflikte. Nur, wenn Sie in der Lage sind, diesen mit Mut, Selbstreflexion und Veränderungswillen zu begegnen, können Sie Ihr Unternehmen Gewinn bringend führen.

    Aus der Harmoniefalle zur KonfliktfähigkeitKonfliktfähigkeit muss also intern wie extern trainiert werden, ohne jedoch die Sachebene zu verlassen. Darin besteht die Schwierigkeit, denn ein Konflikt entsteht zwischen Menschen, die sich in einem Thema, oder auch in mehreren Aspekten, nicht einig sind. Im Falle eines Konflikts und dessen Lösung muss es daher immer um die Sache gehen. Alle Argumente kommen auf den Tisch, das Für und Wider der verschiedenen Sichtweisen wird erörtert, ein Lösungsweg aufgezeigt, Leitsätze erarbeitet, Maßnahmen vereinbart. Stets gibt es mehrere Wege, und am Ende kann die Lösung auch darin bestehen, fortan getrennter Wege zu gehen. Doch ohne Konfliktfähigkeit schwelt der Streit und entwickelt sich im schlimmsten Fall zum Flächenbrand.

    Möchten Sie mehr zur Konfliktfähigkeit erfahren und warum es grundlegend für Ihren unternehmerischen Erfolg ist, nicht in die Harmoniefalle zu tappen? Dann sind hier drei wichtige Beiträge für Sie:

    1. Raus aus der Harmoniefalle. Mehr Verhaltenssicherheit in Konflikten
    2. Über den Preis von Harmoniestreben in der Führung
    3. Der Umgang mit Konflikten. Eine Frage der Einstellung!

    2.   Konsensfähigkeit. Vereinbaren, wie es (weiter)geht.

    Sie brauchen sie bei der Lösung von Konflikten, in Verhandlungen, in Streitgesprächen: Ohne Konsensfähigkeit kommen Sie nicht weiter. Der eine will dies, der andere das, und ein Dritter hat vielleicht noch ganz andere Bedürfnisse. Wenn hier die Fähigkeit fehlt, eine übereinstimmende Lösung zu finden, verstärken sich Konflikte, es kommt zu Machtkämpfen, unfairen Taktiken, im schlimmsten Fall zum offenen Streit.

    Doch nicht nur, um Unstimmigkeiten auszumerzen, sondern auch um erfolgreich zu verhandeln und ganz allgemein, um Strategien zu entwickeln, die für alle Beteiligten sinnvoll und gangbar sind, benötigen Sie eine gute Portion Konsensfähigkeit. Denn weder wollen Sie Ihren Gesprächspartnern, Mitarbeitern, Kunden etc. Ihren Willen aufdrängen, noch wollen Sie sich übervorteilt fühlen. Am Ende sollen alle mit dem Lösungsansatz leben und arbeiten können.

    Sollten die Fronten verhärtet sein, bietet es sich an, einen Moderator einzuschalten, der ein für alle akzeptables Resultat herbeiführt. Ein guter Moderator versteht es, aus den Meinungen und Argumenten den Weg zum Konsens aufzuzeichnen.

    Zugegeben: Es ist nicht so einfach, aus den vielen Standpunkten und Wünschen einen Konsens herzustellen und den richtigen Weg zu finden. Konsensfähigkeit heißt, ein Ergebnis herbeizuführen, eine tragfähige Lösung, hinter der die Gesprächspartner stehen können. Konsensfähigkeit bedeutet aber auch, den gefundenen Weg festzuhalten, in Form von Maßnahmen und Leitsätzen, so genannten „To Dos“ oder Maßnahmen mit deren Umsetzungsverantwortlichen. Jeder muss sich verpflichtet fühlen, sich an den aufgezeigten Lösungsweg zu halten. Nur so entsteht der Konsens, der Sie in Ihrem unternehmerischen Streben weiter nach vorne bringt.

    Konfliktfähigkeit, Konsensfähigkeit und Konsequenz

    3.   Konsequenz. Verabredungen einhalten – mit sich selbst und anderen.

    Das ist eigentlich die wichtigste Eigenschaft des Unternehmers und der erfolgreichen Unternehmensführung. Nicht umsonst habe ich bereits zahlreiche Artikel zum Thema Konsequenz geschrieben (siehe unten). Es liegt auf der Hand, dass die Konsequenz im Grunde erst den wahren Erfolg ausmacht. Erstaunlicherweise treffe ich aber in der Beratung immer wieder auf Jungunternehmer, die glauben, dass alleine eine Idee schon zum Erfolg führt und sich dann mit allem beschäftigen, nur nicht damit, konsequent  ihre Arbeit zu tun. Doch auch gestandene Unternehmer sind dabei, die zwar genau wissen, dass die Dinge mit Konsequenz umgesetzt werden müssen, die aber stets Gründe finden und andere Prioritäten setzen, die sie davon abhalten.

    Konsequenz ist gefordert, wenn man Maßnahmen verabredet, um einen Konflikt zu lösen, denn ohne Umsetzung nützt auch die tollste Konfliktfähigkeit und Konsensfähigkeit rein gar nichts. Aber ist noch längst nicht alles. Konsequenz ist immer gefordert. Denn wir treffen ständig mit anderen oder mit uns selbst Verabredungen. Aus einem Gespräch mit einem Kunden entsteht eine Vereinbarung, die eingehalten werden muss. Tages- und Arbeitsablauf müssen effektiver gestaltet werden – Konsequenz ist angesagt. Die vielen Termine und Zusagen im Alltag müssen eingehalten werden – mit Konsequenz.

    Sie sehen: Es sind oft nicht die komplizierten Dinge, die Sie in Ihrem Streben voranbringen. Es sind die vielen einzelnen Anforderungen, den wir mit Disziplin begegnen müssen.

    Fazit: K – K – K, die drei Ks in der Unternehmensführung

    Konfliktfähigkeit, Konsensfähigkeit und Konsequenz – Das sind die Zutaten für Ihren Erfolg in der Unternehmensführung und im Übrigen auch für Ihren ganz persönlichen erfolgreichen Lebensweg. Besinnen Sie sich immer wieder auf diese drei Eigenschaften. Ich verspreche Ihnen, dass sich der Erfolg dann von selbst einstellt.

    Weitere Artikel zum Thema:

    Konsequenz – Erfolgsfaktor Nr. 1 in der Unternehmensführung
    Wie Sie mit Konsequenz Ihren Alltag in den Griff bekommen
    Konsequent FührenErfolgsfaktor einer Weltreligion – Jesus und die Konsequenz

    (Fotos: © Dr.  Andreas Wintels | Fotolia: © fffranz  | © XtravaganT)

     

  • Über den Preis von Harmoniestreben in der Führung. Raus aus der Harmoniefalle!

    Über den Preis von Harmoniestreben in der Führung. Raus aus der Harmoniefalle!

    Gastbeitrag zum Harmoniestreben mit Konfliktvermeidung von Dr. Andreas Wintels

    Harmoniestreben in der Führung führt in vielen Unternehmen zur Konfliktvermeidung als prägendes Merkmal der Unternehmenskultur. Dabei tarnt die Konfliktvermeidung sich gern mit dem Gütesiegel „soziale Kompetenz“, um Entscheidungsschwäche zu legitimieren, berechtigte Kritik zu unterlassen oder sich bei Kontroversen nicht  positionieren zu müssen. In manchen Organisationen entsteht ein regelrechter Kritikstau, wenn Mitarbeiter bei Fehlverhalten keinerlei Konsequenzen erfahren und sich die Regelverstöße summieren.

    Harmoniestreben in Führung führt zur Konfliktvermeidung

    Warum vermeiden Führungskräfte die Konfrontation und streben stattdessen nach Harmonie? Das hat vor allem mit ihren Vermutungen über mögliche negative Folgen einer Auseinandersetzung zu tun. Bereits im Vorfeld möglicher Konfliktsituationen werden furchterregende Schreckensszenarien phantasiert, die es geradezu geboten erscheinen lassen, nicht in den Ring zu steigen. Demgegenüber erscheint es als die weitaus gesündere Alternative, auf die Karte „Harmonie“ zu setzen und sich die vermeintlich positiven Konsequenzen auszumalen. Führungskräfte geraten folglich in die Harmoniefalle, weil sie befürchten, für konfrontierendes Verhalten einen hohen Preis zahlen zu müssen und bei einem harmonieorientierten Verhalten einen entsprechenden Gewinn einstreichen zu können. So kommen Sie innerlich zu folgender Berechnung:

    Der phantasierte Preis der Konfrontation:

    • Die Anerkennung der Anderen durch Konfrontation verlieren.
    • Autoritär, rücksichtslos oder gar unmoralisch wirken.
    • Sich isolieren oder ausgegrenzt werden.
    • Sich unbeliebt machen und unsympathisch wirken

    Der phantasierte Gewinn von Harmoniestreben:

    • Mit Lob und Anerkennung überhäuft werden
    • Von allen gemocht und sympathisch gefunden werden
    • Als Garant eines guten Betriebsklimas gelten
    • Als besonders kollegial und hilfsbereit angesehen werden

    Diese Preis- und Gewinnrechnung wird beim Harmoniestreben keinerlei Realitätsprüfung unterzogen, vielmehr bestimmt sie fortan als feste Überzeugung das Verhalten. Wer eine solche Bilanz aufstellt, für den ist eine harmonische Beziehungsgestaltung nicht nur begründet, sondern sinnvoll und wünschenswert. Tiefere Beweggründe wie die Sicherung der eigenen Anerkennung und Akzeptanz werden dabei gerne ausgeblendet und in selbsttäuschender Absicht vom hellen Tageslicht ferngehalten. Ebenso wenig dringt die Erkenntnis ins Bewusstsein, dass die Harmonie im Dienste der Abwehr von Ängsten vor persönlicher Positionierung und Selbstbehauptung steht, die nicht ertragen werden können.

    Angesichts dieser Täuschungsmanöver bleibt allerdings in der Folge die Konfliktfähigkeit und das Konfliktmanagement als wesentliche Steuerungskompetenz im Führungsverhalten auf der Strecke. Es kristallisiert sich eine Grundüberzeugung heraus, die bei den Betroffenen wie eine leitende innere Stimme wirkt: Die Sorge für ein gutes Klima und ein harmonisches Miteinander hat bei mir oberste Priorität. Gefangen in diesem Glaubenssatz, schnappt die Falle ein ums andere Mal zu. Wenn jemand sich über seine wahren Motive täuscht und seine Katastrophenphantasien für die Wirklichkeit nimmt, verursacht er einen Kurzschluss in seinem inneren Rechnungswesen. Er übersieht den hohen Preis, den er bezahlt, wenn er in die Harmoniefalle tappt.

    Konfliktvermeidung in der Führung führt in die Harmoniefalle

    Der tatsächliche Preis der Harmoniefalle

    Harmoniestreben und Auswirkungen auf Andere

    • Der Harmonieorientierte steht für ein Modell der Konfrontationsvermeidung und Konfliktvermeidung. Es wird zur Spielregel, an der sich die Mitarbeiter orientieren.  Alle arbeiten in einer maßgeblich durch die Führungskraft geprägten Atmosphäre der Unaufrichtigkeit.
    • Da Mitarbeiter für ihr Fehlverhalten nicht konfrontiert und sanktioniert werden, entsteht eine Streuwirkung. Nach der Melodie „Wenn der sich das erlauben kann, dann ich auch“ wird das Fehlverhalten zu einem nachahmenswerten Modell. Andere werden angesteckt.
    • Es kommt zu negativen Folgen für die Leistungserbringung. Da die Motivation und Leistungsanstrengung nachlassen, sinkt die Produktivität.

    Harmoniestreben und Auswirkungen für die eigene Person (Die persönliche Verlustrechnung)

    • Der Drang, bei allen beliebt zu sein, von Anderen bestätigt zu werden und bloß nicht anzuecken, schränkt die eigenen Verhaltensmöglichkeiten massiv ein. Dauerimprägnierte Nettigkeit und Freundlichkeit stellt ein höchst einseitiges Kontaktangebot dar.
    • Weil das „Bloß keinem wehtun“ – Verhalten als „zu nachgiebig“, „zu gutmütig“ oder auch als „zu schwach“ wirkt, wird das Harmoniestreben als Mangel an Durchsetzungsstärke ausgelegt und als nicht geeignetes Muster für die Besetzung einer Führungsposition bewertet.
    • Das einseitige Streben nach Harmonie führt häufig dazu, bei Anderen an Akzeptanz und Respekt zu verlieren und nicht mehr richtig ernst genommen zu werden (also genau umgekehrt als ursprünglich erhofft).
    • Die Unterordnung der eigenen Interessen und Bedürfnisse zum Wohl Anderer führt zu Überlastung und Erschöpfung. Harmoniesucht ist ein Energieräuber. Die Betroffenen betreiben Raubbau an ihrer Kraft und Energie.
    • Die Konfliktscheu macht manipulierbar. Auf Grund der Anpassungshaltung wird man leicht zum Objekt schamloser Ausnutzung und von Anderen vor den Karren ihrer Interessen gespannt.
    • Häufig mündet der Ärger und die Frustration über die eigene Bedürftigkeit und Nachgiebigkeit („Mit mir kann man es ja machen“) in Ärger und Frustration über sich selbst. Der höchste Preis ist dann die mangelnde Selbstachtung.

    Konfliktfähigkeit als wertvolle Führungskultur

    Harmoniestreben und Konfrontation: Verhaltensziel „Integration“

    Sind die bisherigen Überlegungen als Werbekampagne für den einseitigen Ausbau und Einsatz seines konfrontativen Potenzials und als Abgesang auf die Harmonie zu verstehen? Selbstverständlich nicht. Geworben wird nicht für ein Entweder-oder, sondern für ein Sowohl-als-auch von Konfrontation und Harmonie als verhaltenswirksame Bestandteile des persönlichen Führungsportfolios. Statt beide Wege nur alternativ zu beschreiten, geht es um eine Integration beider Facetten in den persönlichen Führungsstil. Dann kann reagiert werden, wie es die jeweilige Führungssituation verlangt.

    Wie dies gehen und gelingen kann, darüber gibt der zweite Teil von „Raus aus der Harmoniefalle“ im nächsten Newsletter Auskunft.

    Vgl. zum vorliegenden Teil: Klaus Doppler, Hellmuth Fuhrmann u.a., Unternehmenswandel gegen Widerstände, Frankfurt 2002,185-188.

    Empfehlenswerte Beiträge zum Thema Harmoniestreben und Konfliktvermeidung:

    Der Umgang mit Konflikten. Eine Frage der Einstellung!
    Über den Preis von Harmoniestreben in der Führung. Raus aus der Harmoniefalle!
    Raus aus der Harmoniefalle. Mehr Verhaltenssicherheit in Konflikten.
    Was ist ein erfolgreicher Unternehmer?
    Raus aus der Harmoniefalle. Zur Balance von Harmonie und Konfrontation in der Führungsrolle.

    (Fotos: Fotolia © BillionPhotos | shutterstock © 100609051 © 355860740)

  • Kredit ohne Sicherheiten? Machen Sie sich auf etwas gefasst!

    Kredit ohne Sicherheiten? Machen Sie sich auf etwas gefasst!

    Wenn das Geld nicht so richtig fließt braucht man einen Kredit ohne Sicherheiten
    Kredit ohne Sicherheiten

    Kredit ohne Sicherheiten gefällig? Ihre Hausbank ist keine Caritas! Nein, das wünsche ich niemandem. Das, was ein von mir betreuter Unternehmer durchmachen musste, um endlich an einen Kredit von seiner Hausbank zu kommen und so seine Firma und seine Angestellten vor dem Aus zu bewahren – ich hoffe, dass Sie da nie durchmüssen. Einen Kredit ohne Sicherheiten zu bekommen, das ist nahezu aussichtslos. Was sich so eine Bank da alles einfallen lässt, das ist schon bemerkenswert … Über vier Monate hat sich der „Leidensweg“ hingezogen. Am Ende steht die Erkenntnis: Banken sind wenig kooperativ, wenn es um die Vergabe eines Kredits ohne Sicherheiten geht.

    Vorgeschichte: Die Liquiditätskrise erfordert einen Kredit

    Aber von vorne: Über viele Jahre hatte mein Kunde, ein Mittelständler mit rund 50 Mitarbeitern, ein gutes Verhältnis zu seiner Hausbank gepflegt. Sein Betrieb florierte, es gab keinen Grund zur Sorge. Doch plötzlich geriet die Firma in einen Liquiditätsengpass. Dennoch mussten Löhne bezahlt werden, Kreditoren forderten, dass ihre Rechnungen beglichen werden, und das Finanzamt mit den Sozialkassen kennt wenig Erbarmen. Der Engpass wurde schnell zu einer echten Liquiditätskrise. So etwas geht ganz fix, am Anfang steht oft eine Erfolgskrise, diese wiederum ist die Folge einer Strategiekrise.

    Krisenphasen und Krisenausmaß in Unternehmen

    Doch das Wie und das Warum und wer daran schuld ist, das soll hier nicht Thema sein. Fakt ist: Die Firma brauchte dringend Geld für die Finanzierung. Einen Kredit, ein Darlehen, eben eine Geldspritze, um die Krise zu überwinden, um zu überleben, um die Arbeitsplätze zu erhalten, um die Kunden zu behalten, …

    Kredit ohne Sicherheiten: Alles kein Problem… oder doch

    Versetzen Sie sich kurz in die Lage des Unternehmers. Vielleicht glauben Sie, dass das doch kein Problem sein kann, wenn man über Jahre ein gutes Verhältnis mit seinem Kreditinstitut pflegt. Das dachte mein Kunde auch. Mit der zuständigen Kundenbetreuung hatte er stets einen ausgezeichneten Kontakt, die Sympathie war gegenseitig. Und tatsächlich machte sie ihm am Telefon zunächst viel Hoffnung für sein Liquiditätsproblem. Einer Kreditvergabe schien nichts im Weg zu stehen. Mein Kunde war erleichtert und stellte einen Kreditantrag.

    Aber dann kam es anders. Die Bank agierte wie… nun, sagen wir: wie ein Wolf im Schafpelz…

    Kredit ohne Sicherheiten – eine Leidensgeschichte in neun Kapiteln

    Kapitel 1: Das Erstgespräch zum Kreditantrag

    Da saß sie. Die sympathische und engagierte Kundenberaterin der Hausbank. Sie sah die Sache mit dem beantragten Kredit positiv. Es sei ihr bisher immer gelungen, eine von ihr gegebene Kundenberaterin der BankFinanzierungszusage intern durchzusetzen. Sie könne das selbst entscheiden, sagte sie und stellte durchaus akzeptable Forderungen, um dem Kreditantrag nachzukommen. Ein Sanierungskonzept sollte aufzeigen, wie der Unternehmer die Krise zu überwinden gedenkt. Viel Arbeit für den ohnehin gestressten und besorgten Firmenchef. Aber klar – ohne eigene Anstrengung ging es nicht, das war einzusehen. Außerdem wurden verschiedene Unterlagen benötigt: der letzte Jahresabschluss, ein Vertriebskonzept, eine Finanzplanung der Zukunft mit einem Maßnahmenplan. Dann sei alles paletti mit dem Kreditantrag, so die Mitarbeiterin der Hausbank. Und wenn sie so etwas sagte, dann würde sie zu ihrem Wort stehen!

    Klingt doch gut, meinte der Unternehmer. Ich blieb skeptisch, denn meine Erfahrung mit ähnlich gelagerten Finanzierungen und Fällen, in denen ein Kredit ohne Sicherheiten beantragt worden war, hatte mich gelehrt auf der Hut zu sein. War das am Ende alles nur Schwarzmalerei und der Kreditvergabe stand gar nichts im Weg?

    Kapitel 2: Das Sanierungskonzept wird erstellt

    Es reichte nicht, lediglich das Finanzierungsloch zu stopfen. Es ging um die Zukunftssicherung. Das Geschäftskonzept musste zeigen, dass es tragfähig war. Das war viel Arbeit. Aber das gehört zu meinem Job als Unternehmensberater dazu. Es kam zu einer guten Zusammenarbeit mit dem Unternehmer und dem Steuerberater. Dann ging das Sanierungskonzept zum Kreditantrag raus – nur drei Wochen hatte es gedauert.

    Kapitel 3: Die Bearbeitung zögert sich hinaus

    Tja, und dann kam die erste „Warteschleife“. „So ist das unverständlich. Das muss in einem Textteil altes Telefon mit Wählscheibenoch erläutert werden!“, sagte Kundenbetreuerin. Gut, wir wollten ja etwas von ihr. Also lieferten wir den Textteil nach und baten um kurzfristige Rückmeldung, denn schließlich war die Liquiditätskrise akut. Wir baten auch – vielleicht aus einer Vorahnung heraus – um die Fortsetzung der guten Partnerschaft.

    Aber die Dame hatte offenbar viel zu tun. Neuerdings war sie schlecht erreichbar. Dann war sie auf einem Seminar. Ein Vertreter schaltete sich ein, aber er kannte sich nicht aus mit dem Fall, sagte, dass weitere Unterlagen für den Kredit fehlten. Wir lieferten nach. Mehrmals. Doch plötzlich hieß es, es sei sinnlos, wenn der Vertreter die Bearbeitung für das Darlehen fortsetze. Die Kundenbetreuerin sollte ja in der nächsten Woche wieder am Arbeitsplatz sein.

    Kapitel 4: Gespräch vor Ort

    Man lud uns schließlich zu einem weiteren Gespräch ein, dieses Mal mit dem Chef persönlich. Der hatte dann wohl doch keine Zeit. Stattdessen kam die Kundenbetreuerin und brachte noch eine junge Kollegin mit. Anstelle der erhofften Verständigung über eine Finanzierungszusage wurden neue Dokumente gefordert, zum Beispiel eine Kundenpreisliste, eine Vermögensaufstellung, eine Personalliste und so weiter. Die Gesprächspartnerinnen äußerten Zweifel am Geschäftskonzept. Der Vertriebsaufbau sei ja nicht so leicht, meinten sie, und fragten uns, wie wir denn den Vertriebsmitarbeiter motivieren würden? Ehrlich gesagt, ich hatte dabei nicht gerade das Gefühl, unter Profis zu sein. Eher kam ich mir vor wie ein Professor, dem ein paar ahnungslose Studenten dumme Fragen stellten. Und was mein Gefühl in Bezug auf den Kredit sagte, war zu diesem Zeitpunkt wohl schon keiner Erwähnung mehr wert. Im Gegensatz zum Steuerberater und dem Unternehmer – die waren immer noch optimistisch.

    Kapitel 5: Die Restrukturierungsabteilung schaltete sich ein

    Sowas! Da hatte sich die nette Bank-Mitarbeiterin, die dem Unternehmer in Bezug auf den Kredit so viel Hoffnung gemacht hatte, offensichtlich zu weit aus dem Fenster gelehnt. Denn plötzlich galten die Was kann ich dafür?früheren Zusagen nicht mehr. Die mündliche Finanzierungszusicherung war jetzt schwierig und infrage gestellt. Außerdem seien die Zahlen des vergangenen Jahres nicht erfreulich. Das habe zu einer Abwertung im Rating von bisher sieben auf jetzt elf geführt. Zuständigkeitshalber war die Prüfung der Kredit-Gewährung von der Kundenbetreuung an die Restrukturierungsabteilung übertragen worden.

    Eigentlich verhandle ich gern mit Vertretern der Restrukturierungsabteilung. Das sind Profis. Hier wägt man ab zwischen den Interessen des Kreditinstituts und denen des Unternehmens. Man kann hart argumentieren. Ich gab dem Kreis zu verstehen, dass die Firma zahlungsunfähig würde, sollte der Kredit nicht bald gewährt werden, und dass dann auch bestehende Kredite nicht getilgt werden könnten, sehr zum Schaden der Bank.

    Kapitel 6: Kein Kredit ohne Sicherheiten oder Beteiligung

    Die Vertreter der Bank argumentierten, dass ein Kredit ohne Sicherheiten nicht möglich sei. Nur wenn der Unternehmer auch einen finanziellen Beitrag leisten würde, wäre ein Darlehen denkbar. (Das hatte ich vorausgesagt, aber der Unternehmer hatte es mir nicht geglaubt.) Aber damit nicht genug: Wir als Berater wurden gefragt, ob wir von der Gesundung des Betriebs, d. h. von der Tragfähigkeit des Sanierungskonzeptes überzeugt seien. „Ja“, so beteuerten wir, „wir glauben daran!“ Dann, so die Logik der Banker, sollten sich doch die Berater auch an der Finanzierung des Sanierungskonzeptes beteiligen… Ganz ehrlich: Unternehmensberater zu sein ist nicht immer besonders komfortabel.

    Kapitel 7: Finanzielle Beteiligung – Woher nehmen, wenn nicht stehlen.

    Der von mir betreute Unternehmer verfügte über kein Eigenkapital. Woher sollte er das Geld nehmen? Eigenkapital gegen Kredit ohne SicherheitenEr musste Geld beschaffen, um sich Geld zu leihen, irgendwie paradox. Eine Bank erwartet immer einer Unternehmerhaftung und hält das eigene Risiko so gering wie möglich. Ach ja, die Bank will natürlich Profit machen. Die Zukunft und die Existenz des Unternehmens und der Mitarbeiter sind da nachrangig. Die Bank gibt nur dann einen Kredit, wenn sie Sicherheiten hat, ganz wie ein Pfandhaus.

    Falls Sie jemals dachten, die Banken seien dafür da, Ihr Unternehmen zu finanzieren, irren Sie sich gewaltig. Dem Unternehmer blieb nichts anderes übrig, er musste sich in der Familie umsehen und fand dort tatsächlich jemanden, der ihm Geld lieh. Jetzt konnte er aufatmen – oder immer noch nicht? Mittlerweile waren über zwei Monate vergangen. Und die Schuldner standen vor der Tür!

    Kapitel 8: Forderungen erfüllt. Gibt es jetzt Geld?

    Wer glaubt, dass nun endlich der Kredit gewährt wurde, der hat sich leider wieder getäuscht. Die Bearbeitung zog sich hin, von Kundenorientierung war bei dieser Bank wenig zu spüren. Jetzt waren es schon mehr als drei Monate… Einmal war die zuständige Ansprechpartnerin nicht erreichbar, dann war sie auf einem Seminar und schließlich – und das kann man kaum glauben, wenn man es nicht selbst erfahren hat – hatte sie nach weiteren drei Wochen einen anderen wichtigen Fall und musste die Bearbeitung des Kredits für meinen Kunden zurückstellen. Die Restrukturierungsabteilung verwies auf die Kundenbetreuung, die in dieser Phase sich rar und oft nicht ansprechbar machte. Eine Bank (oder war es nur die Kundenbetreuerin?) kann sich in so einer Situation wohl alles erlauben.

    Kapitel 9: Endlich: die Finanzierungszusage! Aber zu welchem Preis…

    Weihnachten kam, aber was immer noch nicht kam, war die Finanzierungszusage. Das neue Jahr begann, die Löhne waren wieder fällig, die Gläubiger scharrten mit den Hufen. Und dann schließlich, VIER Monate nach Beantragung, kam endlich die schriftliche Zusage über die Gewährung des Kredits. Man hatte sich bei der Bank entschieden, die Finanzierung durch weitere Überziehungen der Kreditlinie zuzulassen. Für Fachleute zur Information: Der Zinssatz für den Kontokorrentkredit beträgt 11 %, für dessen Überziehung 16%.

    Fazit: Kredit ohne Sicherheiten? Sie brauchen einen langen Atem.

    Sie brauchen Geld und haben keine Sicherheiten? Dann hoffe ich, dass Sie einen langen Atem haben. Die Banken denken und handeln wie Pfandhäuser. Mehr als vier Monate hat sich mein Kunde bemüht, eine Kreditzusage von seiner Bank zu bekommen. Natürlich war ihm bewusst, dass er wenig zu bieten hatte – jedenfalls im materiellen Sinne. Ein anderes Kreditinstitut zu suchen, schied aus, warum auch? Schließlich hatte er mit seiner Bank ja über viele Jahre (in denen es immer gut lief) ein vertrauensvolles Verhältnis gehabt.

    Bank-Kredit ohne Sicherheiten

    Doch als es hart auf hart kam, ließen sie ihn fast am langen Arm verhungern. Immer neue Forderungen fielen den verschiedenen Sachbearbeitern ein. Alle wurden erfüllt. Inzwischen musste der Unternehmer Löhne und Rechnungen begleichen und schwebte monatelang zwischen Hoffen und Bangen, ob er und seine Firma überhaupt eine Zukunft haben.

    Jedem, der über einen Kredit verhandelt, sollte bewusst sein, wie die Banken ticken. Das sind keine Samariter, natürlich nicht. Sie denken an ihren Profit und scheuen Risiken. Darlehen und Kredite sollen abgesichert sein. Alles schön und gut, aber wenn es jahrelang ein so gutes Verhältnis gab und dann auch noch der Anschein erweckt wird, eine Kreditvergabe sei gar kein Problem, die Finanzierung so gut wie sicher, dann darf man das Verhalten wohl kritisieren, das diese Bank an den Tag gelegt hat.

    Übrigens: Dem Unternehmen geht es heute wieder besser, es hat sich gefangen, seine Strategie überarbeitet, neue Absatzkanäle gefunden und alle Mitarbeiter behalten. Aber all das hing an einem seidenen Faden. Es ist nochmal gut gegangen, gerade so.

    (Bilder © BSC-Heinemann-Kolb, Universität Siegen | Fotolia © Okea © Yvonne Bogdansk © goldpix © Klaus Eppele © Gina Danders)

     

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